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Der Club der Teufelinnen

Titel: Der Club der Teufelinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldsmith Olivia
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stammte sie aus einer wohlhabenden Familie, mit einem Haus in der Stadt und dem kleinen Anwesen auf den Thousand Islands. Man war hinauf nach Palm Beach gefahren. Sie mußte lächeln. Nicht etwa hinunter nach Florida, sondern hinauf nach Palm Beach. Das gehörte zum Code der Reichen.
    Als sie größer wurde, wußte sie natürlich, daß es auch arme Leute gab. Aber Armut war nichts Reelles für sie, sie hatte immer geglaubt, daß alle Menschen so lebten wie sie. Ihr Treuhandvermögen war keineswegs groß, aber es reichte für das Smith College und danach für angemessene Kleidung. Erst als sie frisch verheiratet waren und selbst fast nichts besaßen, hatte sie mit eigenen Augen gesehen, in welcher Armut manche Familien lebten. Erst dann wurde sie gewahr, wie sehr Geld oder der Mangel daran ihresgleichen zu beeinflussen vermochte.
    Zumindest hatte es Aaron beeinflußt, sie dagegen nicht. Sie hatte das einfache Leben recht reizvoll gefunden. Sie schämte sich über sich selbst. Eine Marie Antoinette in einem Schäferinnenkostüm, die Armsein spielte, während Aaron schrieb. Dann war sie mit Alex schwanger gewesen, und Aaron war arbeiten gegangen, um mehr Geld zu verdienen. Irgendwann hatte das Geld dann ausgereicht, und dann war davon überreichlich da, und ihr Vater hatte ihr die Anzahlung auf das Haus in Greenwich ermöglicht.
    Und nun war es wieder nicht genug. Nur daß es diesmal nicht reizvoll war oder amüsant oder unwichtig. Es war beängstigend. Und ich habe überhaupt keine Erfahrung in diesen Dingen. Wie soll ich betteln, damit man meine Tochter nicht hinaussetzt? Wie mache ich es ihnen klar, daß ich nicht genug Geld habe? Und denk an die Mütter, die von der Wohlfahrt leben und tagtäglich so für ihre Kinder kämpfen müssen. Sie schämte sich.
    Nach zehn weiteren Minuten bogen sie in die Auffahrt von Sylvan Glades ein. Wie immer beeindruckte sie das Landhaus im Tudorstil. Dieses Haus mit den verschneiten Wiesen als Hintergrund sah aus wie eine Filmkulisse. Jedoch der Anblick der übrigen Gebäude brachte sie wieder in die Wirklichkeit zurück: häßliche, moderne Würfelkästen. Hätte man denn nicht …? Sie nahm sich zusammen. Nein, offensichtlich hatte man nicht. Und hätte man doch, wären die Kosten noch astronomischer.
    Annie und Miguel gingen zum Empfangsbüro, wo sie Frau Dr. Gancher begrüßte.
    »Einen wunderschönen Tag haben Sie sich für die Fahrt ausgesucht«, meinte sie und lächelte ihnen zu. »Ich werde Sie zu Sylvie führen. Danach könnten wir uns dann unterhalten.«
    Sylvie arbeitete gerade in der Kantine. Annie sah sie sofort. Sie räumte gerade die Tische ab, schabte die Reste von den Tellern, bevor sie sie sorgfältig auf einem Tablett aufeinanderstapelte. Es versetzte Annie einen Stich, als sie den Gesichtsausdruck ihrer Tochter sah. Noch nie zuvor hatte sie so gefesselt, so zufrieden ausgesehen. Sie glühte geradezu. Tatsächlich schien sie sich in diesen sechs Monaten völlig verändert zu haben. Für einen Moment verspürte Annie Panik. Jetzt bin ich wirklich allein, dachte sie. Miguel holte zwei Tassen mit Kaffee aus dem Automaten. Sie sank auf den Stuhl, den er ihr an einem der Tische hervorzog. Still beobachtete sie Sylvie, bis diese aufschaute und sie bemerkte.
    »Mam-Pam!« rief sie. »Du bist hier! Du bist hier!« Sie kam zu Annie gelaufen und umarmte sie. »Komm! Schau!« Annie biß sich auf die Lippen und holte tief Luft, doch Sylvie merkte nichts. Sie war zu begeistert.
    »Schau, was ich hier tue, Mam! Wenn jemand etwas ißt, dann läßt er seinen Teller stehen, und ich kann ihn wegnehmen. Das ist mein Job.« Sie strahlte vor Begeisterung. Speichel hatte sich in ihren Mundwinkeln gesammelt, wie immer, wenn sie freudig erregt war. Andere Heimbewohner und Angestellte saßen an den Tischen, doch niemand sah sich nach ihnen um. Annie unterdrückte ihre Regung, den Mund ihrer Tochter abzuwischen.
    »Jeden Tag muß ich das machen, und nichts auslassen. Jim sagt, ich bin die beste Kellnerin, die er hier hatte!«
    Annie fühlte sich schuldig. Das war es, was ihre Tochter so nötig gehabt und was sie ihr aus Selbstsucht vorenthalten hatte.
    »Ich bin ungeheuer stolz auf dich, Sylvie!« Annie drückte das freudestrahlende Mädchen fest an sich. »Und du siehst wundervoll aus!« Sie trug einen Pullover, der etwas zu stramm über ihrer Brust saß, und an der Bluse darunter fehlte ein Kragenknopf. Aber das war alles nicht so wichtig, sagte sich Annie und lächelte. »Wie geht's

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