Der Club der Teufelinnen
hatte ihm bislang das Wasser reichen können. Weder der alte Herr noch Stuart, und Cynthia erst recht nicht.
Nach ein paar Generationen in sattem Wohlstand verweichlichten sie. Dann brauchten diese Familien wieder frisches Blut, die Gene mußten erneuert werden. Auch wenn er ihnen ihr kostbares Familienunternehmen erhalten hatte, indem er es mit Federated Funds verband, war er von ihnen nicht als einer ihresgleichen anerkannt worden. Die ganzen Zurückweisungen, all die Verachtung, die er durch sie erfahren hatte, zahlte er ihnen jetzt heim in der Person des letzten übriggebliebenen Swann, seines Prügelknaben.
Seine Überlegungen wurden durch das Summen der Sprechanlage unterbrochen. Mrs. Rodgers meldete Dwight McMurdo. Gil begrüßte diesen Partner durchaus lässig, trotzdem hatte er ein leises Magenflattern gegenüber diesem Mitglied einer der ältesten Neuengland-Familien, auch wenn er es war, der ihm, wie den anderen Partnern, zu mehreren Millionen verholfen hatte.
Dwight lächelte nervös. Er hielt sich nur mit den notwendigsten Höflichkeiten auf, um dann gleich zur Sache zu kommen. »Was ist das mit Mitsui Shipping, Gil? Was ist unsere Position? Ich hörte gerade von unserem Mann an der Börse. Er ist völlig aufgelöst. Es herrscht ein Run auf die Mitsui-Aktien. Seit gestern sind sie schon um fünf Punkte gestiegen.«
»Keine Sorge, Dwight. Unsere Position ist erstklassig.« Gil merkte wie Dwight die Kontrolle über sich zu verlieren begann. Er fuhr fort, als ob er Gil gar nicht gehört hätte. »Das heißt doch, daß wir nicht weiter werden mithalten können, daß man uns rausdrängt. Das ganze Geschäft geht den Bach runter. Was bedeutet das alles?« Seine Stimme war immer schriller geworden bei dieser Tirade.
Gil lehnte sich zurück, legte die Fingerspitzen zusammen und genoß den Auftritt. Diese Memme, so viele Jahre Wall Street, und er hat immer noch nicht kapiert, wie das Spiel läuft. Genußvoll entgegnete er: »Wir sind überhaupt nicht interessiert an Mitsui.« Er beobachtete, wie Dwight versuchte, die Bedeutung dieser Worte zu verstehen. »Wir sind so sicher wie ein Baby in den Armen seiner Mutter, Dwight. Ich habe nie auch nur das geringste Interesse an Mitsui gehabt. Mein Ziel ist ein anderes.« Er konnte sehen, wie sich Dwights Schultern entspannten, während ein lächerlicher Ausdruck in sein Gesicht trat.
»Das verstehe ich nicht. Sie haben doch dem Vorstand …«
»Zwei Dinge sind wichtig, Dwight«, unterbrach ihn Gil wie einen jungen Anfänger in diesem Geschäft. »Einmal, wie man dieses Spiel spielt, und dann, ob man gewinnt oder verliert. Und wenn man nicht weiß, wie man spielen muß, kann man auch nicht gewinnen.«
Die Verachtung über diese Trittbrettfahrer verursachten Gil einen sauren Geschmack im Mund. »Ich habe dem Vorstand gesagt, daß ich Mitsui haben will, und da es eine undichte Stelle bei uns gibt, haben die Trottel alle auch prompt angebissen. Währenddessen habe ich in aller Stille mein eigentliches Ziel in Angriff genommen.«
»Moment mal, Sie haben den Vorstand angelogen, als Sie das mit Mitsui vorgetragen haben?« Er konnte es schier nicht fassen.
Gil setzte sein überzeugendes Kleiner-Junge-Lächeln auf. »Nun ja, ich habe gelogen. Wie Sie sehen, Dwight, kann man niemandem trauen. Ich wußte, daß da ein Leck ist, und ich habe es für unsere Zwecke genutzt.« Gil platzte fast vor Stolz über sich selbst. »Heute nachmittag auf der Sondersitzung werde ich mich dazu äußern. Sie sind herzlich dazu eingeladen.«
Dwight begann zu kapieren, seine Mundwinkel zuckten hoch. »Vertrauen Sie mir, mein Lieber«, fuhr Gil lächelnd fort. »Das wird die größte Firmenübernahme in der Geschichte der Wall Street.«
Gil klopfte sich im Geiste auf die Schulter, weil er in kluger Voraussicht die vier einflußreichsten Teilhaber seines Unternehmens, den Hauptvorstand, von seiner Desinformation und seinem eigentlichen Vorhaben informiert hatte. Sie hatten dieses Vorhaben abgesegnet.
Das war ein Grund dafür, daß er Mary gegenüber so harsch gewesen war. Zwar hatte er den Vorstand in der Tasche, aber das würde nur so bleiben, wenn er genaue Zahlen vorlegte, die ein dickes Plus unter dem Schlußstrich aufwiesen.
Er blinzelte Dwight verschwörerisch zu. »Das bringt uns mehr, als Sie in Ihren wildesten Träumen gesehen haben.«
Dwight schüttelte ihm stürmisch die Hand. »Gil, Sie sind einfach genial. Das habe ich vom ersten Moment an gewußt, als ich Sie gesehen
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