Der Club der Teufelinnen
werden.«
Shelby gewann allmählich wieder ihre Fassung zurück und versuchte ein Lächeln.
Die beiden Beamten zupften Morty am Ärmel, während die Gästeschar vor ihnen auseinanderwich, als ob Festnahmen ansteckend seien.
Morty erblickte Josiah Phelps und mit einer gewaltigen Anstrengung zwang er sich, ihm ein nonchalantes Lächeln zuzuwerfen. Josiah senkte die Augen und wandte sich ab.
Man führte Morty zum Lift, vorbei an den verblüfften Wachleuten, und Morty konnte sehen, wie sein Fahrer sich beeilte, ihm die Tür seines Wagens zu öffnen, wobei er versuchte, sich über die Bedeutung der zwei Männer klarzuwerden, die mit Morty einem braunen Chevrolet Sedan zustrebten.
Diese Männer stießen Morty auf den Rücksitz, um dann vorne einzusteigen und in Richtung Fifth Avenue davonzufahren.
Mühsam drehte Morty sich um und sah Shelby, nun wieder ganz gefaßt, in seinen Wagen einsteigen. Der Wagen fuhr in die andere Richtung davon. Die Party schien vorüber zu sein.
20
Mitsui-Farce
Gil drückte auf das Gaspedal seines Jaguar XK und genoß die rasante Beschleunigung, während er einen schneebedeckten Lieferwagen überholte. Er verspürte dabei den wohlbekannten belebenden Kitzel in seinen Lenden. Der 1962er XK war sein erstes ›Spielzeug eines reichen Mannes‹ gewesen. In jenem Jahr hatte er einen solchen Wagen zum ersten Mal in Rom vor dem Doney in der Via Veneto gesehen. Seine Eltern hatten ihm damals gerade das traditionelle Geschenk für das bestandene College-Examen gemacht: eine große Rundreise durch Europa. Zwar nur eine Eisenbahnkarte und die Mitgliedschaft im Internationalen Jugendherbergsverband, aber das war das äußerste, was seine Familie aufbringen konnte. Seit dem großen Börsenkrach von 1929 pflegte sein Vater sich in Augenblicken der Bedrängnis einem Glas Bourbon zuzuwenden. Gil war froh gewesen, daß er überhaupt reisen konnte.
Und in Europa waren ihm die Augen übergegangen, angesichts der Frauen, des Luxus und der Autos. Da hatte der XK gestanden, feuerwehrrot glänzend, den Eindruck von Bewegung selbst im Stand vermittelnd.
Vor dem Doney hatte er sich an einen Tisch gesetzt, einen Negroni bestellt und sie angestarrt. Vom ersten Augenblick an war der Wagen für ihn eine ›Sie‹. Ich will die Kleine, hatte er gedacht und damals schon mit jener Sicherheit, die das Hauptmerkmal seiner bereits ausgebildeten Persönlichkeit war, gewußt, daß dies eines Tages der Fall sein würde. Er hatte sich geschworen, daß so ein Wagen seine Belohnung sein sollte, sobald er seine erste Million gemacht haben würde.
Und er hatte den Wagen mit seiner ersten Million bekommen. Nur daß es im Grunde doch nicht seine war, denn es war das Geld seiner Frau gewesen. Aber ob er die Million nun gemacht oder bekommen hatte, das war schließlich egal. Er lachte leise und selbstzufrieden. Seine Frau hatte er verloren, den Wagen aber hatte er immer noch. Er würde lieber fünf Frauen verlieren als seinen XK. Jeden Morgen fuhr er damit in die City, und Mary nahm die Limousine.
Behindert durch einen Pulk gewöhnlicher Wagen ging er mit der Geschwindigkeit etwas herunter. Aber lange konnten sie ihn nicht aufhalten. Bei der ersten Gelegenheit preschte er an ihnen vorbei, um sich dann unter ihrem protestierenden Gehupe zwei Wagenlängen weiter vorne wieder in seine Spur zu zwängen. Er hatte es wieder einmal geschafft, und diese Flaschen versuchten so etwas nicht einmal.
Nichts und niemand konnte ihn aufhalten. Die Swanns hatten es vergebens versucht. Sie waren dagegen gewesen, daß Cynthia ihn heiratete, aber er hatte gewußt, daß sie es trotzdem tun würde. Von dem ersten Augenblick an, als er wußte, wer sie war, hatte sich seine Zukunft erhellt. Er hatte sie haben wollen, und er hatte sie bekommen. Er brauchte sie. Sie hatte zu seinem ersten großen Erfolg beigetragen.
Aber dann hatte sie ihn enttäuscht. Je willfähriger sie geworden war, um so mehr hatte er sie verachtet. Er hielt sie für schwach und haßte sie deswegen. Seine Erfolge wollte er durch seine eigene Stärke errungen wissen, aber mitunter dämmerte ihm, daß ihn keineswegs seine Stärke vorwärtsgebracht hatte, sondern vielmehr die Schwäche der anderen; dies und seine eigene Rücksichtslosigkeit gegenüber Vertrauen und Ehrlichkeit. Das war alles notwendig gewesen, sagte er sich. Was er auch immer getan hatte.
Mary ist nicht schwach. Sie ist gnadenlos, eine würdige Entsprechung zu meinem Talent. Ein passender Partner. Zusammen werden wir
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