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Der Club der Teufelinnen

Titel: Der Club der Teufelinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldsmith Olivia
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Schwierigkeiten hat und ihre phänomenale Beschränktheit nicht überall bekannt wird. Was nicht etwa heißt, daß man die noch nicht bemerkt hat.« Elise seufzte. »Lally war richtig gemein zu der armen Kleinen. Aber sie und Gunilla sind heute wenigstens nicht dabei. Und du hast Onkel Bob gegenüber etwas in der Hand, wenn es zu dem ›Tausch-Vorschlag‹ von Brenda kommt. Und du weißt, Onkel Bob ist der Schlüssel zu Gil Griffin. Wenn wir dem wirklich ans Leder wollen, brauchen wir Bobs Hilfe, und damit wir sie bekommen, wirst du mit Bette in diesem Fest-Unterausschuß sitzen, während ich mit Onkel Bob über Maibeibi spreche.«
    »Ein hoher Preis«, brummte Annie, aber sie lächelte trotzdem.
    Die Vorbereitungen derartiger Festivitäten bedeuteten immer einen riesigen Arbeitsaufwand bei kümmerlichem Ertrag. Die Kosten beliefen sich häufig auf mehrere Hunderttausend, und nur ein winziger Prozentsatz davon ging an die Wohltätigkeitsorganisationen. Im Grunde war das alles nur ein Vorwand für die damit befaßten Frauen, um sich zu beschäftigen und sich hübsch herzurichten. Das bedeutete auch, daß in den Fragen der Dekoration, des Themas, des Menüs und der Sitzordnung – und zwar hier ganz besonders – jedesmal kleine Kriege ausgefochten wurden.
    Es war eine Frage des gesellschaftlichen Prestiges, ob man gebeten wurde, so einem Komitee beizutreten, es sei denn, man kaufte sich einfach ein, so wie Mary Griffin. Trotzdem war das alles für Annie ausgesprochen langweilig. Jetzt hatte sich das Komitee in kleine Untergruppen aufgeteilt, und sie und Bette waren zusammen mit Elise eingeteilt worden, um die Karten und die Sitzplatzfrage zu regeln. Aber obwohl sie sich beklagte, hatte Annie inzwischen Spaß an den Zusammentreffen mit Bette gefunden. Sie war, um es vorsichtig zu sagen, so erfrischend einfach.
    »Ich werde mit Onkel Bob einige Zeit für diese Maibeibi-Sache brauchen. Ich weiß nicht, ob ich nach dem Mitsui-Fiasko noch besonders glaubwürdig bin. Es wird dauern, bis ich ihn überzeugt habe. Ermuntere sie also fleißig zum Sprechen.«
    »Die Frage ist eher, wie ich sie dazu bringen kann, damit aufzuhören.«
    Sie betraten das Gebäude, gingen am Pförtner vorbei und fuhren hinauf zum Penthouse. Ein uniformierter Butler öffnete ihnen. Ihr Blick fiel auf ein gewaltiges Gemälde von Sargent an der sechs Meter hohen Wand. Es stellte drei Frauen im Negligé dar. Marmorsäulen flankierten den Gang zum Salon, wo Bette sie erwartete, ausgestreckt auf einem Diwan, in dem gleichen Satingewand, wie es die mittlere der drei Frauengestalten auf dem Gemälde trug.
    »Sie nimmt uns auf den Arm«, sagte Annie leise zu Elise.
    »Von wegen.« Damit rauschte sie in den üppig ausgestatteten Raum und streckte ihrer ›Tante‹ die Hand entgegen. »Bette, meine Liebe. Wie schön, dich wiederzusehen!«
    Bette Blogee erhob sich. »Holla, Elise, Annie. Fein, daß ihr da seid. Ich konnt's kaum erwarten, es euch zu erzählen. Wir sind jeden Platz losgeworden. Kein einziger Tisch is' mehr frei.«
    »Das ist großartig«, meinte Annie.
    »Wirklich. Den armen Leuten mit der Stotterkrankheit werd'n wir groß helfen könn'. Ne?«
    »Tourette-Syndrom, Bette«, verbesserte Elise sie vorsichtig.
    »Ja, ja, ich weiß schon, aber ich vergess' es dauernd. Himmel, ihr hättet mich erst mal hör'n müssen, bevor Bob mich aufgesammelt hat. Nix für ungut, ja?«
    Es war geradezu faszinierend, dachte Annie. Eine atemberaubend schöne Frau. Kastanienbraunes, glänzendes dichtes Haar, das sie jetzt mit einem schwarzen Samtband zurückgenommen hatte, das offen jedoch bis zu ihrer schmalen Taille herabfiel. Nicht die kleinste Sommersprosse beeinträchtigte ihre helle Haut. Ihre türkisblauen Augen waren riesig, umrandet von dichten, langen Wimpern. Sie war einfach hinreißend, physisch perfekt. Doch wenn sie zu sprechen begann, fiel dieses harmonische Bild auseinander. Unfaßbar, daß ein derart unsäglicher Straßenslang von diesen makellosen rosigen Lippen kommen konnte. Aber so war es. Annie mußte gegen ein Kichern ankämpfen.
    »Also, wollt ihr was trinken, Bier oder so?«
    Elise bat um einen Kaffee, Annie brachte nur ein Nicken zustande.
    »Normalen oder schwarzen?«
    In dem Moment trat der Butler ein. Er hörte noch ihre Frage und räusperte sich. Er trug ein riesiges Silbertablett mit einem silbernen Kaffeeservice. Gemessen bewegte er sich mit dieser schweren Last vorwärts. »Heb'n Sie sich bloß kein' Bruch«, mahnte Bette und sprang

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