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Der Club der Teufelinnen

Titel: Der Club der Teufelinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldsmith Olivia
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sie geschlagen, und alles, was ihr geblieben war, war Scham, und diese Scham hat sie getötet. Er hat sie getötet.
    Bei Brenda das gleiche. Morty hat sie hereingelegt, sie gemein behandelt, und sie hat sich das gefallen lassen. Sie hat ihm das Geschäft aufgebaut, dann hat er sie hinausgeworfen und sie um ihren gerechten Anteil betrogen. Sie ist im Rückstand mit ihrer Miete, und die Nachbarn der Eigentümergemeinschaft mahnen sie, wenn sie ihr im Fahrstuhl begegnen. Welch eine Demütigung! Er ist ständig mit den Alimenten im Rückstand, und ihr bleibt nichts anderes übrig als um das zu betteln, was ihr von Rechts wegen zusteht.
    Sogar Elise, die immer so cool und stark und unangreifbar aussieht. Sie wird von einem Windei wie Bill Atchison fertiggemacht. Er dürfte nicht so einfach damit davonkommen, wie er Elise demütigt und mit seinen Affären angibt. Wer in Greenwich weiß nicht, daß Bill hinter jeder Sekretärin her ist, die ihm über den Weg läuft. Elise ist eine schöne, talentierte Frau, aber Bill nimmt das gar nicht wahr. Und wie Brenda nimmt sie mit den Brosamen vorlieb, die ihr übriggelassen werden.
    Und nicht nur diese beiden, ermahnte Annie sich. Sei doch einmal ehrlich. Aaron hat dich und Sylvie verlassen, dich mit deiner Sorge um sie allein gelassen, so als ob er mit seinem Auszug keinerlei Verantwortung mehr hätte. Vielleicht war er ja nicht so schlimm wie die anderen, kein Monster oder geiler Bock. Er hat dich zwar nicht geschlagen, aber schlecht behandelt. Gib es zu. Er sagte, er liebt dich, und als dann Schwierigkeiten auftauchten, hat er sich verdrückt.
    Annie hatte das Bedürfnis, sich mit jemand auszusprechen, darüber zu sprechen, was sie gelesen hatte, über ihre Gedanken. Wen könnte sie anrufen? Sie dachte an Brenda: wirklich eine gute Freundin, großherzig, wenn auch manchmal etwas zu direkt.
    Als bei Brenda niemand abhob, wählte sie Elise an, die zwar ausgesprochen feinfühlig, dafür aber nicht so warmherzig war wie Brenda. Auch dort keine Antwort. Als sie den Hörer auflegte, verschwand allmählich ihre Wut. Es gab nur einen einzigen Menschen in ihrem Leben, der alle Eigenschaften besaß, die sie sich für einen Freund wünschte: ihr Sohn Chris. Doch bei aller Freundlichkeit und Wärme, dies wäre eine zu große Zumutung für ihn. Es ist für jeden zuviel, um es alleine zu tragen. Cynthia war der Beweis dafür.

5
Brenda ist überhaupt nicht wütend
    Nachdem sie sich nach der Bestattungsfeier von Annie und Elise getrennt hatte, war Brenda ein Stück zu Fuß gegangen. Sie hätte zwar auch ein Taxi nehmen können, aber außer daß ihr nach Bewegung war, hatte sie einen Bärenhunger. Noch war es nicht einmal Mittag, und so wühlte sie in ihrer Handtasche nach einem halben Schokoriegel. Mit zwei Bissen hatte sie ihn vertilgt. Der Hunger blieb trotzdem. Gott sei Dank, gleich würde sie bei Greenberg's sein. Hoffentlich hatten sie geöffnet.
    Hatten sie nicht. Dann würde sie eben etwas anderes finden. Heute gab es nichts zu tun, und seit sieben Uhr war sie nun schon auf den Beinen. Da hatte sie sich ein gutes Mittagessen verdient. Zum Teufel, heute war ihr weder nach Witzen noch nach irgendeiner Diät. Nicht etwa wegen Cynthia Griffin, das war eine kalte, herzlose Person gewesen, die gekriegt hatte, was sie verdiente. Sie mußte daran denken, wie ihr Tony als einziges Kind in der ganzen Klasse nicht zu Carla Griffins Geburtstagsparty eingeladen worden war. Nichts schmerzt mehr als die Verletzung, die dem eigenen Kind angetan wird. Das war in dem Jahr gewesen, in dem sie nach Greenwich gezogen waren, oder vielmehr ein Jahr, bevor sie dort wieder fortzogen. In der ganzen Zeit war eigentlich Annie als einzige nett gewesen, aber Annie war immer nett. Sie und Aaron im Kampf um die Auszeichnung als Märtyrer des Monats.
    Wem lag eigentlich an diesem WASP-Getue? Schließlich spielte sie weder Golf noch sonst was ähnliches, und ganz bestimmt waren sie nicht wegen Tony oder Angela nach Greenwich gezogen, auch wenn ihr Mann Morty das immer behauptete. Nein, es ging ihm nur um sich selbst, wie immer und ewig.
    »Für dich, Kleine«, hatte er gesagt, als er ihr den Nerz schenkte oder Schmuck oder ein neues Kleid – immer eine Nummer zu klein, als ob er sie damit zum Abnehmen hätte animieren können. Zuerst war es das Geschäft gewesen, dann das Haus in Greenwich, dann die zweistöckige Wohnung an der Park Avenue, die Gemälde, das Boot, alles für sie. Als ob ihr daran auch nur im geringsten

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