Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Club der Teufelinnen

Titel: Der Club der Teufelinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldsmith Olivia
Vom Netzwerk:
gelegen hätte.
    Aber es hatte einige Zeit gedauert, bis sie das alles durchschaute. Viel zu lange. Jahrelang hatte er sie mit dem ganzen Mist eingewickelt. Mist, der überhaupt nicht zu ihnen paßte. Morty gelang es, fast jeden einzuwickeln, zumindest für eine Weile. Und jetzt war er wer, Morty Cushman, der ›Irre Morty‹, auf allen Plakatwänden, in allen TV-Werbespots. Mit dem erfolgreichsten, am schnellsten wachsenden Einzelhandelsunternehmen der Welt, mit zweihundert Geschäften im ganzen Land, die Markenartikel zu Discountpreisen führten.
    Und nun war er es, der die Wohnung an der Park Avenue hatte, das Boot, die Gemälde und den gesamten Scheiß. Klar, daß er dauernd jammerte, wie knapp er bei Kasse sei. Der gute alte Morty, mal oben, mal unten. War er nun reich oder arm, würde sein Scheck gedeckt sein oder nicht? Sie konnte schon gar nicht mehr zählen, wie oft sie mit ihrer Rate zu spät dran gewesen war. Wie peinlich war es dann immer, wenn sie mit ihren Nachbarn zusammentraf. Oder mit den Schecks für Tonys Schule oder das Gristedes-Internat. Sie hatte es satt. Was hatte Morty ihr bei ihrer Scheidung nicht alles von Bargeld, Hypotheken und den Kindern vorgejammert, und sie hatte sich ruhigstellen lassen, indem er ihr diese Bruchbude Ecke Fifth und 69. Straße gekauft hatte, den Kindern die Schule und ihr ein paar Almosen zahlte. Dieser Saftsack. Sie hatte sich einwickeln lassen. Sogar eine Roxanne Pulitzer schaffte es, etwas aus ihrer Scheidung herauszuholen, und sie, Brenda Morrelli Cushman, ließ sich mit Almosen abspeisen. Eine tolle Leistung.
    Sie kaufte sich eine Tüte mit Keksen und entschloß sich zu einem Mittagessen bei Summerhouse, falls dort schon geöffnet war. Fürchterlich vornehm und steif, aber das Curryhuhn und die Crème brulée waren es wert. Und dann würde sie weiter sehen, vielleicht etwas für ihre Tochter einkaufen, das heißt, wenn man ihre Kreditkarten akzeptierte.
    Sie hatte Glück, das Restaurant öffnete gerade. »Sind Sie allein?« lautete die Frage der dürren Kuh, bei der sie sich nach einem Tisch erkundigte. »Ja, aber essen tue ich für zwei«, gab Brenda zurück. Die Dürre rächte sich, indem sie ihr einen Platz neben der Kellner-Ecke gab, obwohl sonst alles frei war. Eine Frau mittleren Alters, allein und dazu auch noch fett. Aber was sollte sie sich aufregen. Mitunter verließ Brenda jeder Mut und jeder Kampfgeist.
    So wie bei ihrer Scheidung. Da hätte sie hartnäckiger sein müssen, um besser abzuschneiden. Dieser miese Anwalt Leo Gilman war ihr über gewesen, mit seinem Getue als Freund der Familie und so weiter. Ihre Interessen hatte der kleine Barry Marlowe vertreten, denn schließlich war Morty für alles aufgekommen. Die hatten alle unter einer Decke gesteckt. Was war der Unterschied zwischen einer Laborratte und einem Anwalt? Eine Laborratte konnte man liebgewinnen.
    Nicht etwa, daß ihr viel an Geld gelegen war. Wirklich nicht. Als Vinny Morrellis Tochter war sie groß geworden, ohne daß es ihr an etwas gefehlt hätte. Aber eben weil sie Vinny Morrellis Tochter war, konnte sie es nicht ertragen, daß man sie als Idiotin hatte dastehen lassen, und ganz besonders unerträglich war, daß Morty immer noch Macht über sie hatte. Wenn Morty sich Zeit ließ mit seinen Zahlungen, dann hatten sie, Tony und Angela es auszubaden. Wie schäbig er doch war, jedenfalls ihr und den Kindern gegenüber.
    Es fiel ihr schwer, sich Morty mit dieser society-geilen Zicke Shelby Symington vorzustellen. Diese kleine blonde Schickse aus dem Süden. Du liebe Güte. Und jetzt eröffnete sie auch noch eine Kunstgalerie. So stand es in den Zeitungen. Eine Mary Boone aus dem Süden, die Morty aus den Tiefen gesellschaftlicher Anonymität emporhob. Keine Ausgabe der Post oder der News ohne ihre Fotos in den Gesellschaftskolumnen. Brenda schüttelte den Kopf. Wie hoch waren wohl seine Ausgaben für seinen PR-Agenten? Mit Sicherheit war es eine ganze Menge mehr, als sie im Monat bekam, und jede Wette, daß diese Schecks nicht platzten.
    Ja, überlegte Brenda, Morty hat Strafe verdient. Aber wie? Mein Vater ist tot, mein Bruder ein drittklassiger Komiker in Los Angeles. Und was könnte ich tun? Morty verklagen? Ein Witz. Vielleicht sollte ich mal Vetter Nunzio aufsuchen. Du lieber Himmel, sie hatte ihn schon seit Jahren nicht gesehen. Ob er wohl immer noch im Schuhgeschäft war? Zementschuhe, genauer gesagt. Der Gedanke an Morty, eingegossen in eine der Stützstreben des

Weitere Kostenlose Bücher