Der Club der Teufelinnen
›Süßes für die Süßen‹ vorbeischauen und ein paar Eclairs mitnehmen und dann rechtzeitig vor Angela zu Hause sein, die zum Abendessen kam. Sie würden einen Salat machen, und ab morgen würde sie ein bißchen auf sich achten. Sie war sich bewußt, daß sie dies alles nicht tun sollte und daß es ihr hinterher leid tun würde. Aber jetzt hatte sie eben Hunger. Brenda hatte Heißhunger, aber sie war überhaupt nicht wütend.
Als Brenda aus dem Lift trat und zu ihrer Wohnung ging, gleichzeitig eine Kuchenschachtel jonglierend und in ihrer Tasche nach ihren Schlüsseln kramend, stolperte sie beinahe über die Ausgabe der Times, die ihre Nachbarin versehentlich vor Brendas Tür liegengelassen hatte. Sie schloß auf, beförderte die Zeitung mit einem Tritt in ihr Apartment. Verdammt noch mal. Sie konnte diese Ziege einfach nicht ausstehen, diese Vorsitzende der Wohnungsgemeinschaft, diese Schnüfflerin.
Eigentlich war ihr die Times zu unverdaulich und zu unhandlich. Sie zog die in jeder Hinsicht leichtere Post vor, wenn auch mit schlechtem Gewissen.
In der Küche stellte sie die Kuchenschachtel in den Kühlschrank, nicht ohne kurz an einem Eclair genascht zu haben. Im Wohnzimmer schleuderte sie die Schuhe von den Füßen, ließ sich aufs Sofa plumpsen und griff nach der Times. Ohne sie richtig zu lesen, blätterte sie sie flüchtig durch. Und dann sah sie es: eine Anzeige mit der Ankündigung der bevorstehenden Umwandlung des Unternehmens ihres Exmannes in eine Aktiengesellschaft.
Brenda traute ihren Augen nicht! Ihre Hände zitterten und zerknitterten die Seiten. Fast hätte sie es überblättert. Dabei nahm die Anzeige beinahe eine ganze Seite ein. Was das wohl gekostet haben mochte? Typisch Morty. Bereit, jeden Preis zu zahlen, wenn es was hermachte. Aber möglicherweise hatte er das noch nicht einmal selbst bezahlen müssen. Brenda war eine kluge Frau, mit einer Menge gesunden Menschenverstands ausgestattet, deshalb wußte sie auch, daß sie keine Ahnung hatte, wie die großen Geschäfte wirklich liefen. Aber das hatte Morty auch nicht. Verdammt noch mal, dieser kleine Pisser schwamm also wieder einmal ganz oben. Sie begann sich die Anzeige genauer anzusehen.
Der Geschäftsumfang war einfach ungeheuer. Die Abwicklungen liefen über Federated Funds Douglas Witter, Gil Griffins Unternehmen, wie ihr wohlbekannt war. Jetzt, wo er geschieden ist und mich mit ein paar lumpigen Pfennigen und diesem schäbigen Apartment abgespeist hat, kommt er ganz groß raus. Meinen Anteil habe ich ihm für einen Pfifferling überlassen, nachdem er gejammert hatte, bis über beide Ohren in Schulden zu stecken und von den Hypotheken aufgefressen zu werden. Mit Almosen habe ich mich und die Kinder abspeisen lassen. Fremde Leute sanieren sich jetzt, und ich sitze hier auf meinem fetten Hintern, darf auf meinen miesen kleinen Unterhaltsscheck warten und auch noch darum zittern, daß er gedeckt ist.
Dann bewegte Brenda sich plötzlich ganz flink, zog ihre Schuhe an und lief zum Zeitungsstand an der nächsten Ecke, um sich auch noch das Wall Street Journal zu kaufen. Wieder auf ihrem Sofa angelangt, ging sie es sorgfältig durch und wurde auch prompt fündig: Ein vierspaltiger Bericht. Demnach schien es ganz so, als ob Mortys Schritt von nahezu fundamentaler Bedeutung war. Daß ein Einzelhändler derart erfolgreich damit sein konnte, daß er den Kunden das, was sie haben wollten, zu einem erschwinglichen Preis anbot, schien als ein Wunder der modernen Geschäftswelt aufgenommen zu werden. Irgend etwas stimmt hier nicht, dachte Brenda. Seine gigantischen Rücklagen und sein kaufmännisches Genie verhalfen ihm zu günstigen Einkaufsbedingungen und gestatteten den Weiterverkauf zu ausgesprochen kundenfreundlichen Bedingungen. Die begeisterte Kundschaft hat es ihm mit treuer, stabiler Abnahmebereitschaft gedankt. Die von ihm inspirierten Werbespots aus der Werbeagentur Paradise/Loest haben ihn zu einer Galionsfigur der amerikanischen Unternehmerschaft gemacht. Genie? Inspiriert? War das wirklich Morty, über den hier geschrieben wurde? So ein ausgewachsener Mist! Der Mann konnte durchaus ein Händchen fürs Geschäft haben, das wollte sie ihm gar nicht absprechen. Aber oft genug hatte er auch nicht den geringsten Durchblick gehabt. Was stimmte hier nicht? Sie sah nach dem Namen des Berichterstatters. Asa Ewell – wer immer das sein mochte. War dieser Name überhaupt echt?
O ja, sie könnte diesem Schätzchen Asa so einiges davon
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