Der Club der Teufelinnen
Bruckner-Expressway, brachte sie zum Lächeln.
Bei Morty war es so, daß er sein Geld immer nur für Dinge ausgeben mochte, die etwas ›hermachten‹: Tolle Boote, dicke Autos, Anzüge von Bijan, wo man so hochnäsig war, daß man eine Anmeldung haben mußte, um den Laden überhaupt betreten zu dürfen. Seine Unterwäsche stammte dagegen aus Billigstläden wie Job Lot. Deshalb wußte sie auch ganz genau, wann er angefangen hatte, sie zu betrügen, nämlich als er anfing, seidene Boxershorts von Sulka zu kaufen.
Als sie in die Park Avenue-Wohnung gezogen waren, hatte er dieser Schwuchtel Duarto die Einrichtung des Wohnzimmers, der Bibliothek, des Eß- und Gästezimmers übertragen, die ihrer eigenen Schlafzimmer aber nicht. »Schließlich sieht die niemand außer uns«, war sein Argument gewesen. Nicht daß ihr das im geringsten etwas ausgemacht hätte, sie konnte diese Blumenkohlrosen und den sonstigen nachgemachten englischen Kram sowieso nicht ausstehen. Wem konnten sie damit eigentlich etwas vormachen? Bestimmt nicht Duarto. Der hatte ihre alte Wohnung gesehen, hatte geschluckt und sie gefragt: »Was würden Sie vorschlagen, Mrs. Cushman?«
In Wahrheit war Duarto absolut in Ordnung. Wenn sie beide allein waren, hatten sie immer eine Kleinigkeit zusammen gegessen und waren mit der Zeit wirklich gute Freunde geworden. Er war erleichtert, daß Brenda nichts daran lag, die Lorbeeren für seine Arbeit einzuheimsen. »Das tun sie nämlich immer, mußt du wissen. Sie hätten das alles mit ein klein wenig Hilfe selbst gemacht. Als ob sie fähig wären, auch nur eine einzige passende Farbe für die Polsterbezüge auszusuchen. Schmarrn!« Und sie hatte ihn auch nicht gedrängt, ihr zu gesellschaftlichen Beziehungen zu verhelfen. Er brachte sie zum Lachen und sie ihn, und er hatte Morty ausgenommen wie eine Weihnachtsgans – wie alle seine Kunden.
Im Grunde war er nur ein einfacher Junge aus Kuba, der seine ersten Erfolge damit machte, daß er mit seinem Chef schlief. Aber er hatte verbreitet, daß er ein Spanier aus Barcelona sei, ein Cousin von Gaudi, und Brenda hatte versprochen, nie die Wahrheit zu verraten. Jetzt natürlich war Duarto ganz groß herausgekommen. Sein Stil – nach Brendas Ansicht krankhafte Übertreibung – war das Schwüle. Er pflegte meterweise fließende Stoffe über alles zu drapieren, eine Art abgewandelte Tausendundeine Nacht, und die schicken Einrichtungsjournale nannten ihn den Pascha der Seiden.
Richtig eng war ihre Freundschaft jedoch erst in den letzten sechs Monaten geworden. Bei Duartos Liebhaber war die Krankheit akut geworden. Duarto war zusammengebrochen und hatte sich in ihren Armen ausgeweint, so wie eines ihrer Kinder. Und Brenda war jeden Tag zum Lenox-Krankenhaus gepilgert, hatte manchmal etwas Essen mitgebracht, mitunter sogar etwas Selbstgekochtes, und eine Weile an Richards Bett gesessen. Sie hatten Karten gespielt, sie las ihm aus den Klatschspalten vor oder fütterte ihn. Sie hatte ihn dahinschwinden sehen, bis er nicht mehr sprechen und ihr nicht einmal mehr mit den Augen folgen konnte. Und sie war Zeugin von Duartos Qual und Hilflosigkeit gewesen.
Sie hätte ihn jetzt gerne hier gehabt, zur Aufheiterung. Die Bestattung war einfach gräßlich gewesen, auch wenn sie sich nichts aus Cynthia gemacht hatte. Unsere Männer hatten geschäftlich miteinander zu tun, hätte sie gesagt. Sie waren bei uns auf dem Boot gewesen, und Cynthia hatte uns zu sich nach Greenwich eingeladen, weil Gil es so gewollt hatte. Sie hielt mich für vulgär, und ich hielt sie für langweilig und gehemmt. Und beide hatten wir recht.
Brenda konzentrierte sich auf die Speisekarte. Der Ober näherte sich mit dem Körbchen, in dem sich die kleinen heißen Küchlein und die Erdbeerbutter befanden, für die dieses Lokal berühmt war. Sie hob die Serviette vom Körbchen. Zwei kleine Küchlein, nicht größer als Murmeln, kullerten in dem ansonsten leeren Körbchen herum. »He, wo ist der Rest der Familie? Bringen Sie mir den ganzen Wurf. Außerdem nehme ich den Curry-Hühnersalat, als Beilage Karotten- und Weißkohlsalat mit Rosinen und Crème brulée als Nachtisch.«
»Darf ich Ihnen die Spezialitäten des Tages nennen?«
»Nein, danke.« Mit enttäuschter Miene zog er sich, allem Anschein nach schlecht gelaunt, zurück. Sie aber hatte keine schlechte Laune, nein, und sie würde es auch nicht dazu kommen lassen. Alles war okay, auch die Beerdigung. Sie würde jetzt essen, danach würde sie bei
Weitere Kostenlose Bücher