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Der Club der Teufelinnen

Titel: Der Club der Teufelinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldsmith Olivia
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gehabt.
    Danach gab es noch viele Schläge. Und was das Seltsamste ist: Ich bin nicht fortgegangen, und ich habe niemandem davon erzählt. Ich habe mich zu sehr geschämt. Und das ist meine Schuld, denn immer, wenn er kam und sagte, daß es ihm leid täte, haben wir uns wieder vertragen. Er sagte dann, er hätte zuviel getrunken oder der Druck in der Firma oder seitens der Familie wäre zuviel für ihn gewesen. Ich habe ihm immer glauben wollen. Meine Tochter hat immer gesagt: Dann war dann, und jetzt ist jetzt. Ich habe es genauso gemacht.
    Und als Gil schließlich Firmenpartner geworden war, habe ich gedacht, daß nun alles in Ordnung wäre. Aber ich hatte mich geirrt. Er hat mein Geld verwaltet und das meiste unserer Familie und damit ein Vermögen gemacht. Aber er hatte immer noch nicht genug. Er fing mit diesen großen Firmenübernahmen an und mit allen möglichen Geldgeschäften, um sie finanzieren zu können. Mein Vater und mein Bruder versuchten ihn aufzuhalten. Aber das Geld war stärker, und es gelang Gil, die anderen Partner gegen meinen Papa einzunehmen. Und das schlimmste war: Als mein Vater kam und mich bat, für die Familie zu stimmen, habe ich mich auch gegen ihn gewandt. Das hat meinen Vater zerbrochen. Der Herzinfarkt war dann nur noch der letzte Schlag. Seit damals hat Stuart mit mir kein Wort mehr gesprochen.
    Ich glaube, den Rest kennst du. Gil wurde Generalbevollmächtigter der Firma, um sie dann drei Jahre später an Federated Funds zu verkaufen, die sich dann Federated Funds Douglas Witter nannten. Die Swanns gab es nicht mehr. Zuerst war er zu mir gekommen und hatte um Übertragung der Vollmacht gebeten. Als ich ihm erst nicht alles anvertrauen wollte, hat er mir das Leben zur Hölle gemacht. Es gab nur Gil für mich. Ich habe mich also wieder für ihn entschieden.
    Und dann Carlas Koma. Wieder mußte ich mich entscheiden, und wieder entschied ich mich für ihn. Und als er schließlich alles an sich gerissen hatte, den Namen meiner Familie, mein Geld, meine Beziehungen, meine Kinder – da begann er diese widerliche, allgemein bekannte Affäre mit der Birmingham. Es stand sogar in den Geschäftszeitungen, und ›Freunde‹ hinterbrachten mir auch noch die kleinsten Einzelheiten. Ich habe Gil so sehr gebeten, mich nicht zu verlassen, aber natürlich hat er das getan.
    Wahrscheinlich wirst du jetzt denken, daß der Tod eines Kindes und der Verrat eines Ehemanns keine ausreichenden Gründe sind, sich das Leben zu nehmen, aber ich kann einfach keinen weiteren Tag mehr ertragen. Wir haben nur ein einziges Leben, und ich habe meines vertan. Schwach und dumm bis zum Schluß, kann ich das alles nicht mehr ertragen.
    Ich hatte mich für ihn entschieden, Annie. Ich bin selbstsüchtig und dumm gewesen, jetzt muß ich für meine Fehler bezahlen. Für ihn habe ich mein Baby getötet, meinen Vater ruiniert, mich selbst aufgegeben, und nun ist nichts mehr übriggeblieben. Es ist einfach unerträglich, so weiterzumachen. Gott vergebe mir. Es tut mir so leid.
    Damit endete der Brief. Cynthia hatte ihn nicht einmal unterzeichnet. »Mein Gott!« Annie ließ den Kopf auf die Brust sinken, ihre Hände waren eisig und zitterten. Sie trat ans Fenster, schaute hinaus in die graue Dämmerung. Ihr war fast übel.
    Gil war ein Scheusal. Hier waren alle seine schmutzigen kleinen Geheimnisse aufgelistet. Er hatte Cynthia auf dem Gewissen. In all den Jahren ihrer Freundschaft hatte Cynthia nicht das geringste erwähnt, und Annie wäre nie darauf gekommen, sie danach zu fragen.
    Dann mußte sie an Gils Anruf denken. Er hatte sie genauso hereingelegt und benutzt wie Cynthia. Sie hatte ihm geholfen, daß die Bestattung ordentlich abgelaufen war. Dabei hatte sie das einzig für Cynthia getan.
    Diese Gemeinheit war allein nicht zu ertragen. Sie mußte diesen Brief noch jemand anderem zeigen. Das sollte nicht verborgen bleiben. Wie allein gelassen Cynthia sich gefühlt haben mochte! Der Druck in Annies Brust wurde unerträglich.
    Wir sind eine Generation von Masochisten, dachte sie. Brenda, Cynthia, ich, Elise. Welch ein armseliges Häufchen von Verlierern. Für einen Augenblick stieg Wut in ihr auf, erstickte sogar die Trauer. Ich bin es leid, sagte sie zu sich, leid, immer Dame zu sein und Mutter und ein braves Mädchen. Dumm und passiv. Das muß aufhören.
    »Ich könnte Gil mit bloßen Händen erwürgen.« Sie knirschte mit den Zähnen. Alles hat er Cynthia genommen, ihr Kind, ihr Geld, ihre Familie, ihre Würde. Er hat

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