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Der Club der Teufelinnen

Titel: Der Club der Teufelinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldsmith Olivia
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einer Schublade gefunden hatte, schließlich eingeschlafen. Erschöpft genehmigte Bill sich eine Linie Koks und rief Dr. Rosen in ihrer Wohnung an. Nachdem er sich vergewissert hatte, daß sie wach genug war, um ihm zuzuhören, berichtete er ihr von Phoebes neuester künstlerischen Darstellung. Leslie schien nicht im geringsten überrascht oder gar beunruhigt.
    »Bill, Phoebe muß ihr Unterbewußtsein in ihrer Kunst seinen Ausdruck finden lassen. Das ist ein wundervoller Fortschritt für sie. Endlich greift sie eine außerordentlich traumatische Periode ihres Lebens auf.«
    »Verdammt noch mal, Leslie.« Bill stand im Moment nicht der Sinn nach diesem Psychogewäsch. »Sie nimmt Kokain, Valium und Wodka in solchen Mengen zu sich, wie ein Kleinkind Bonbons, wenn man es in einen Süßigkeitenladen eingesperrt hat. Sie brabbelt nur noch, führt sich unmöglich auf. Sie bringt sich noch um.«
    »Das ist nur das Symptom einer tieferliegenden Störung, Bill. Hier liegt etwas Schwerwiegendes vor.« Sie schwieg kurz. »Da Sie de facto Ihr Mann sind, meine ich, daß Sie wissen sollen, womit Phoebe klarzukommen versucht.« Sie suchte nach den passenden Worten. »Als kleines Kind ist Phoebe wiederholt von ihrem Großvater mütterlicherseits anal vergewaltigt worden.«
    Das warf Bill in einen Sessel. Der Magen drehte sich ihm um. Diese abartigen analen Spielchen, die sie miteinander getrieben hatten. Wessen Rolle hatte er dabei eingenommen?
    »Was? Wollen Sie mir etwa sagen, daß Malcolm Phipps, der Stahlmagnat, seine kleine Enkelin in einem Haushalt, in dem über zwanzig Personen lebten, in den Arsch gefickt hat? Das ist doch Irrsinn.«
    »Es ist die Wahrheit, Bill. Es tut mir leid, daß ich Ihnen das auf diese Weise mitteilen muß, aber es ist wahr. Und es ist von äußerster Wichtigkeit, daß Sie es ihr möglich machen, das jetzt aus sich herauszulassen, auf welche Weise auch immer. Ohne diese Möglichkeit würde sie sich wohl zur Paranoikerin entwickeln. Ich weiß, wie sie sich gestern auf dem Ball aufgeführt hat, aber das sind nur Zeichen von Zorn, ein Beweis für ihr Wachsen, nicht für ihren Verfall.«
    »Wachsen? Sind Sie verrückt geworden? Ich habe Ihnen eben gesagt, welches Material sie für ihre Kunst nimmt. Und Sie haben gesehen, wie sie gestern abend ausgesehen und sich benommen hat. Und Sie wollen mir erzählen, das alles sei ein Beweis für ihr Wachsen?«
    Er holte tief Luft. Seine Wut stieg trotz seiner Anstrengung, sie in den Griff zu bekommen. »Können Sie mir sagen, wohin dieses Wachsen führen wird? Ich werde es Ihnen sagen: Sie wird zu einer ausgewachsenen drogenabhängigen Irren werden, das ist es. Lecken Sie mich doch am Arsch!« Damit schmetterte er den Hörer auf die Gabel.
    Jetzt wieder ganz allein, sah er sich außerstande, mit dieser Situation fertig zu werden. Er würde sie verlieren. Er würde Phoebe verlieren, und das war ihm unerträglich.
    Gefaßt, denn es war nun nicht mehr zu umgehen, wählte er die Nummer des Notdienstes. Vielleicht tat er damit das Falsche, vielleicht war es Verrat, aber er wurde damit einfach nicht fertig.
    Bill war sich über vieles nicht mehr im klaren, aber zwei Dinge wußte er mit Sicherheit: daß Phoebe total plemplem geworden und daß er immer noch vollkommen besessen von ihr war.
    Bill saß an seinem Schreibtisch in der Kanzlei und fuhr sich immer wieder mit den Fingern durchs Haar. Vor ihm stand ein Plastikbecher mit kaltem Kaffee, der auf seiner Schreibtischunterlage eine Lache bildete.
    Phoebe war weg. Und sie würde sehr lange wegbleiben. Die Psychiater in der Privatklinik hatten ihm bestätigt, daß Phoebe die Grenze zur Schizophrenie überschritten hatte. Das Beste, was man erhoffen konnte, war ein gewisser Grad der Stabilisierung, dann vielleicht ein bestimmtes Maß an Realitätsbewußtsein bei ständiger Medikamentierung, deren Nebenwirkung sich in unkommunikativem, passivem Verhalten äußern würde.
    Und dann war da das Geldproblem. Da die van Gelders ihm mit der Bestallung eines Vormunds den Zugriff auf Phoebes Konten verwehrt hatten, hatte er jetzt nur noch sein Einkommen als Anwalt in dieser Kanzlei. Damit ließ sich für ein Weilchen auskommen. Er mußte sich ein bißchen einschränken, aber schließlich hatte er die Umlage seiner Sonderausgaben auf die Honorare seiner Klienten zu einer hohen Kunst der kreativen Buchführung entwickelt.
    Seine Augen wanderten durch das Büro. Der Schaden, den Elises Wutausbruch angerichtet hatte, war weitestgehend

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