Der Club der Teufelinnen
ihm den Fußboden polieren, wenn ich ihn nur sehe.«
»Dann tu's. Aber nicht in einem Restaurant, wo er sich drücken kann. Geh in sein Büro. Treib ihn in die Ecke.«
»Wie eine Ratte? Ja, wie die Ratte, die er ist.« Elise mußte kichern bei dem Gedanken an eine Demütigung Bills in seinem Büro. »Annie, er würde einfach tot umfallen, wenn ich ihm dort gegenübertreten würde. Ich täte es so gerne, aber ich kann nicht.«
»Ich begleite dich und werde im Wagen warten.«
Elise lehnte sich zurück und ließ sich diesen Vorschlag durch den Kopf gehen. Dann gab sie dem Fahrer Bills Büroadresse an. Zu Annie gewandt, mußte sie zugeben: »Ich bin nervös.«
»Ich bin hier und werde auf dich warten. Und danach wirst du froh sein.«
Elise schaute ihre Freundin an, zuckte die Achseln. »Zum Teufel. Schließlich habe ich nichts zu verlieren.«
Als der Wagen vor dem Eingang des imposanten Wolkenkratzers an der Wall Street vorfuhr, war Elise schon ausgestiegen, bevor der Fahrer ihr die Tür öffnen konnte. Annie beugte sich aus dem Fenster, als Elise sich kurz zu ihr umwandte. »Er war einfach nicht gut genug für dich, Elise. Und Gil war nicht gut genug für Cynthia. Geh rein und zeig's ihm. Für uns alle.«
»Das hier geht auf meine Rechnung. Geh nicht weg, es wird nicht lange dauern.« Entschlossenen Schritts passierte Elise die Drehtür, die regelrecht durch ihren energischen Stoß auffauchte. Im Lift drückte sie auf den Knopf zur vierundvierzigsten Etage.
Elise konnte sehen, wie Bill zusammenzuckte, als sie die Tür zu seinem Büro aufstieß, so daß sie gegen die Wandtäfelung aus Kirschholz krachte. Größer als er stand sie im Türrahmen und sah, wie das Blut aus seinem Gesicht wich. »Du kastrierte Memme. Von allen Erbärmlichkeiten, die du mir angetan hast, ist das die jämmerlichste.« Mit zwei Schritten stand sie vor seinem Schreibtisch, die Hände in die Hüften gestemmt. Bills Sekretärin drückte sich an der Tür herum, nicht recht wissend, was sie tun sollte. Ohne sich umzuwenden, gab Elise ihr ein Zeichen, zu verschwinden. Daraufhin zog sie sich aus dem Zimmer zurück, nicht ohne jedoch weiter alles zu beobachten.
Elies blies eine Strähne ihres sonst so makellos frisierten Haars aus dem Gesicht. »Nicht Manns genug, mir von Angesicht zu Angesicht mitzuteilen, daß du mich verlassen willst? Ich mußte erst deine leeren Schränke sehen, um davon zu erfahren? Wo ist der Abschiedsbrief, Bill? Sogar Nelson Rockefeller hat einen Abschiedsbrief hinterlassen, du Ratte.«
Sie konnte sehen, wie ihm auf der Oberlippe der Schweiß ausbrach. Er stammelte, um endlich mit hoher, quiekender Stimme hervorzustoßen: »Beruhige dich, Elise. Bitte keine Szene. Ich wollte mit dir darüber beim Lunch sprechen.«
Das Schloß der Tür schien beschädigt zu sein, denn der Sekretärin wollte es nicht gelingen, sie richtig zu schließen. Aus den Augenwinkeln konnte Elise sehen, daß sich davor eine ganze Gruppe Sekretärinnen angesammelt hatte. Auch Bill bemerkte sie. »Laß uns darüber wie reife, erwachsene Leute reden«, drängte er.
»Reif? Du und reif?« Ihre Stimme schrillte. Er wies auf die Tür, doch sie ignorierte diesen Hinweis. »Fast zwanzig Jahre lang nichts als Lügen, Betrügen und Demütigungen. Ich habe dich geliebt. Ich gab dir ein Heim, meinen Körper. Für dich habe ich meine Karriere aufgegeben. Ich wollte nichts weiter als ein normales Leben führen und vielleicht ein bißchen geliebt werden. Wir hätten so viel mehr davon haben können. Ich habe nie verlangt, daß du mir dankbar bist, nie habe ich dir gegenüber mit meinem Geld aufgetrumpft, noch nicht einmal dann, als ich dich hier in die Kanzlei eingekauft hatte. Ich bin dir eine gute Frau gewesen. Ich habe etwas Besseres verdient.«
Bill drückte sich um die Ecke seines Schreibtisches, aber Elise folgte ihm. »Sag mir nur eines Bill. Und dann gehe ich. Ich muß es nur wissen. Warum gerade jetzt? Warum jetzt, nach all den Jahren voller Affären, Eintagsfliegen und Mätressen, Frauen, die dich mitten in der Nacht angerufen haben, nach all den Sekretärinnen und Zimmermädchen: Warum jetzt?« Sie merkte, wie er sie abzulenken versuchte, aber sie folgte ihm weiter um den Tisch, und er wich zurück. Da fiel ihr Blick auf den silbernen Bilderrahmen. Sie stutzte. Darin war nicht mehr ihr Bild, statt dessen das einer anderen, lächelnden – wesentlich jüngeren – Frau, die ihr irgendwie bekannt vorkam.
»Diesmal liebe ich wirklich«, entgegnete
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