Der Club der Teufelinnen
daß du dein Geld in diese Filme steckst. Das darfst du nicht tun, mein Liebes, das wäre zu demütigend.«
Elise spürte einen eisigen Schauer über ihren Rücken laufen. Sie wußte, daß es nichts nutzen würde, daß diese Gedächtnislücken ganz von selbst kamen und gingen, aber sie mußte es versuchen.
»Meine liebe Mutter, es ist lange her, daß ich in Hollywood war. Jetzt bin ich wieder zurück, und ich bleibe hier. Ich bin älter geworden, Mutter.«
»In Hollywood werden die schönen Frauen von den Männern verbraucht«, fuhr ihre Mutter fort, ohne zuzuhören. »Eine reiche, schöne Frau hat keine Chance. Sie werden dich benutzen und sagen, daß sie dich lieben. Aber es ist nur das Geld. Es ist immer nur das Geld.«
Elise stockte der Atem. Sie unterdrückte ein Aufschluchzen, schluckte hart und entgegnete: »Ich sehe mich vor, Mutter. Doch manchmal glaube ich, daß ich zu vorsichtig bin. Ich muß meine Chance ergreifen.«
»Du wirst es niemals überstehen. Sie werden dich demütigen, dein Geld nehmen und dich dann wegwerfen. Schau, was sie deiner Cousine Barbara angetan haben, dort drüben in Afrika. Dauernd von Männern umschwärmt. Sie setzen sie unter Drogen und nehmen ihr Geld.« Die Stimme ihrer Mutter war lauter geworden. Sie öffnete die Augen und heftete ihren eindringlichen Blick auf Elise. »Laß dich von ihnen nicht herabziehen, Liebes. Bewahre deinen Stolz. Denn das ist eigentlich alles, was du immer bewahren kannst. Deine Würde. Tu immer das, was getan werden muß.«
Elise spürte, wie sich ihr Hals zusammenzog, und hoffte, daß ihre Mutter nichts merkte. Sie wäre von mir jetzt sehr enttäuscht, dachte Elise, und so sehr sie sich nach dem liebevollen Verständnis ihrer Mutter sehnte, konnte sie ihr doch niemals von Bills Auszug und ihrer haarsträubenden Entgleisung im Carlyle erzählen. Und auch nicht, daß ein ehrenwertes Leben keinen Schutz vor Einsamkeit bot.
Sie schaute zu ihrer Mutter hinüber, die leicht einzunicken begann. Leise meinte sie: »Es ist spät, Mutter, du solltest ein wenig schlafen.«
Elise stellte das gerahmte Bild auf den Nachttisch, gleich neben das überbordende Pillen- und Tropfensortiment. »Bis nächste Woche, meine Liebe. Gibt es irgend etwas, das ich für dich noch tun kann?«
Ohne die Augen zu öffnen, murmelte ihre Mutter: »Sag Grandpère, daß ich auf meinem Pony reiten möchte.«
Elise erhob sich und küßte sie mit Tränen in den Augen auf beide Wangen. In diesem Augenblick fühlte sie sich so allein wie noch nie in ihrem Leben … »Ja, ich werde es ihm sagen.«
12
Der Club der Exfrauen
Annie war erstaunt, als Elise sie zum Lunch ins Le Cirque einlud. Warum zum Lunch? Und warum ins Le Cirque? Auch wenn sie wußte, daß Elise mehr Geld hatte als jede andere Frau aus Annies Bekanntschaft, so wußte sie auch, daß sie es nicht gerne ausgab. Im Le Cirque verlangte man neun Dollar für eine halbe Grapefruit. Vielleicht war das auch nur Effekthascherei, denn es gab kaum jemanden, der bei den vielen anderen ausgefallenen Vorspeisen dort nun ausgerechnet Grapefruit bestellen würde.
Wenn sie aber überrascht war über diese Einladung, so war sie nachgerade sprachlos, als Brenda ihr erzählte, daß sie ebenfalls eingeladen war. Annie hatte an ihrem Schreibtisch gesessen, in dem Bemühen, ein paar Gedanken zu Papier zu bringen. Sie war sich nicht einmal klar darüber, ob sie nun ein Gedicht, eine Erzählung oder nur eine Art Tagebuch beabsichtigte. In der Tat stand nicht gerade viel auf dem Papier. Aber sie hatte es sich zur Aufgabe gemacht, jeden Tag für eine Stunde an dem Tisch zu sitzen, auch wenn sie in der Zeit meistens nur vor sich hin auf das weiße Papier starrte. Aber sie konnte sich zumindest soweit aufraffen. Das Problem war, daß sie jedes Mal, wenn sie sich hinsetzte, tiefste Depressionen überkamen, die ihr jeden Gedanken, alle Energie raubten. Als das Telefon die betäubende Stille zerriß, zuckte sie zusammen, um dann einen Seufzer der Erleichterung auszustoßen.
»Was sagst du dazu; Annie? Elise hat mich zum Lunch ins Le Cirque eingeladen. Ist sie auf dem sozialen Trip?«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
»Ich frage mich, ob das irgend etwas mit Bill zu tun hat. Habe ich dir erzählt, daß Angela mir erzählt hat, er hätte es im letzten Jahr mit drei Sekretärinnen getrieben? Er ist fürchterlich aufdringlich. Sie sagte, daß eins der Mädchen, eine Aushilfe, geschworen hat, er habe ihr mit seinem Pimmel zugewedelt.«
»Laß
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