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Der Club der Teufelinnen

Titel: Der Club der Teufelinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldsmith Olivia
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Gott sei Dank, mit Jerry Loest in eine Diskussion über die schwierigen Aufnahmen zu einem neuen Werbespot vertieft. Ihn jedoch weiter beschützen zu wollen, wäre dumm. Er war fast zwanzig und kein kleiner Junge mehr.
    Ihr schräg gegenüber fächelte sich Brenda Cushman mit dem Programm Luft zu. Sie sah übergewichtig und stark erhitzt aus, was sie ja auch war. Jerry Loest hatte sich zu ihr hinübergebeugt und erzählte ihr von der Agentur. Aufmerksam hörte sie seinen Erläuterungen zu, welcher Aufwand dazu gehörte, etwas Neues auf den Markt zu bringen. Trotz des Fächelns konnte Annie verstehen, wie Brenda sagte: »Morty hat ganz schön verdient, trotz seiner Schulden.« Und Brenda mußte es wissen.
    War es nicht ein Fehler, daß sie, die Exfrauen, an dieser Wohltätigkeitsgala teilnahmen? Annie konnte es kaum ertragen. Würde Aaron auftauchen? Zusammen mit Leslie? Wußten alle hier, wie dumm und blind sie gewesen war?
    Aber schließlich konnte sie sich nicht dauernd verstecken, und dies war ein guter Anlaß, obwohl Annie Veranstaltungen dieser Art mittlerweile verabscheute. Nichts als Klatsch und Langeweile. Es war deprimierend, daß diese Menge talentierter, reicher Leute nichts Besseres mit sich anzufangen wußte. Keiner hatte wirklich Spaß an all dem Aufgedonnertsein und dem Klatsch. Wozu also das Ganze?
    Zum x-ten Mal schaute sie im ganzen Saal umher. Wo blieb Aaron? Einige Paare tanzten, aber die meisten standen in plaudernden Gruppen bei ihren zugewiesenen Tischen. Der erste Gang war bereits abgeräumt worden, und nun steuerten die Ober wieder mit neu beladenen Tabletts die Tische an. Das Essen auf diesen Veranstaltungen war immer etwas öde. Die Leute kamen nicht wegen des Essens hierher, außer in übertragenem Sinn, zur Dschungel-Fütterung, denn schließlich war dies ein Dschungel.
    Annies Blicke wanderten an Chris und Jerry vorbei, an dessen Frau, vorbei an Elise und dem Senator, zu den beiden leeren Plätzen an ihrem Tisch. Wer war da noch nicht gekommen? Und dann fiel es ihr ein.
    Cynthia hatte diese Plätze gekauft. Annie hatte Cynthia gedrängt, sie regelrecht angefleht, zu kommen. Und in dem Trubel seit dem Begräbnis hatte sie es vergessen. So wie Brenda und Elise. Bis jetzt eben. Annies und Brendas Blicke trafen sich, Brenda biß sich auf die Lippen und wurde bleich. Von uns gegangen, aber nicht vergessen. Die Ironie der Worte traf Annie tief. Erst zwei Wochen war es her, und ich habe Cynthia fast völlig vergessen. Sie wandte den tränenverschleierten Blick von den Stühlen ab.
    »Schaut nur«, rief Duarto, der neben Brenda saß. Er schien mehr als sonst zu trinken, aber Annie wußte, daß sein Freund und Liebhaber erst vor wenigen Monaten gestorben war, und so wußte sie, wie verzweifelt er in seiner Fröhlichkeit war. Noch mehr Elend, dachte sie. Sie sah, wie er einen weiteren Neuankömmling beäugte und einen anerkennenden Pfiff ausstieß. »Das ist der Cowboy«, verkündete er mit seinem starken spanischen Akzent. Annie wandte sich um und erkannte Oscar Lawrence, den Modedesigner, der berühmt war für seinen luxuriösen Westernstil, und der hier zusammen mit seiner Frau gekommen war. Quer über seine Stirn verlief eine grausige frische Narbe, an der noch die Nahtstiche zu erkennen waren.
    »Soviel ich gehört habe, war das ein Polo-Unfall«, meinte Brenda.
    Duarto leckte sich die Lippen. »Nun ja. Er sagt, daß er bei der Wolverton-Jagd in Virginia vom Pferd gefallen sei, aber soviel ich gehört habe, ist das weder beim Polo noch bei der Jagd geschehen.«
    »Bei der Dressur?« fragte Annie.
    »Nein, cara. Bei der Fellatio. Er hat einen Hengst aus seinen Ställen bearbeitet, und so wie es aussieht, hat dem Vieh seine Technik nicht behagt.«
    »O Duarto!« Annie blickte zu Chris hinüber, aber der war immer noch mit seinem ›Onkel‹ Jerry in die vergleichende Diskussion über Nahaufnahmen und weite Einstellungen vertieft. Eunice, Jerrys Frau, mußte kichern.
    »Ich schwöre, ich habe es von einem seiner Pferdeburschen«, lästerte Duarto weiter. »So eine Aufregung. Aber es hieß ja schon immer, daß Oscar auf die rauhe Tour steht.«
    Brenda seufzte. »Duarto, manchmal glaube ich, das Leben geht an mir vorbei.«
    »Besser, als über dich hinweg.« Er nahm einen weiteren Schluck. »Sieh dir bloß diese Nähte an.«
    Annie konnte darüber nicht lachen. Dieser ganze Zynismus ließ sie kaum stillsitzen. Der Abend fand aus zweierlei Gründen statt: Einmal um Geld für die Versorgung

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