Der Club der Teufelinnen
tanze Walzer, aber nur mit dem richtigen Partner.«
»Und wer ist der richtige Partner?«
»Der mich richtig mitreißen kann.«
Elise beobachtete, wie sie sich mit den Blicken maßen. Auch von den anderen Tischen wurde dies aufmerksam verfolgt. Mit alptraumhafter Langsamkeit legte Bill seine rechte Hand um Phoebes zierliche Mitte, zog sie hoch und führte sie zur Tanzfläche.
»Ist das nicht einfach romantisch?« konnte man Celia plappern hören.
»Absolut«, kam die Bestätigung ihres Ehemanns.
Elise trank ihren letzten Schluck Champagner. Ohne einen ordentlichen Drink gehe ich ein, sagte sie sich. Sie würde sich die Nase pudern gehen, sich etwas Bewegung verschaffen und für eine Weile diesen tristen Tisch verlassen. Der Hauptgang war vorüber, es blieb nur noch das Dessert abzuwarten. Sie entschuldigte sich bei ihrem Tischherrn und glitt davon. Auf der Treppe hörte sie Annie Paradise hinter sich. »Warte auf mich.«
»Ich wollte mir nur die Nase pudern.« Sie hängte sich bei Annie ein. »Und dann gehe ich an die Bar, wenn du mitkommen möchtest. Ich brauche eine kurze Erholungspause von den Barbaren am Nebentisch. Und vom Senator. Im Senat mag er ja den Rekord fürs Schwadronieren halten, aber heute hat er noch kein einziges Wort von sich gegeben.«
Nachdem sie sich frischgemacht hatten, gingen sie hinüber in die Bar des Pierre, vorbei an der vor lauter Mahagoni und Messing glänzenden langen Theke, um ganz hinten auf den Barhockern Platz zu nehmen. Annie ließ ihre Blicke über die in Trompe-l'œil-Technik als Himmel ausgemalte Decke und die falschen Fenster schweifen und wunderte sich zum wiederholten Mal über diese geschmacklichen Ausgefallenheiten. Elise sah gleichermaßen überlegen wie anschmiegsam aus, einfach unwiderstehlich. Ihre Jahre als Filmstar hatten ihr eine Ausstrahlung verliehen, der die Zeit nichts hatte anhaben können. Köpfe wandten sich nach ihr um. Sie war immer noch sehr schön, mit einer seltenen, geheimnisvollen Ausstrahlung.
An der Bar bestellte Elise einen doppelten Wodka. Annie nahm einen Weißwein. »Ich muß sagen, daß Cynthia hiermit wirklich nichts versäumt hat. Es muß einfach grauenhaft sein, wenn der eigene Mann einen nicht nur in jeder Hinsicht betrügt, sondern dann auch noch hingeht und die andere heiratet. Zumindest sind Aaron und seine Frau Doktor nicht aufgekreuzt.«
Elise schüttelte sich. Sie war zu verletzt, um auch noch Bill und Phoebe zu erwähnen. »Und jetzt machen sich Gil und Mary Birmingham hier breit, als ob er ein Fürst wäre.« Elise schüttelte den Kopf. »Nur aus Neugier: Wen hätte Cynthia eigentlich als Begleiter dazugebeten?«
»Roger Trento.«
»Wer ist das? Ich glaube, der Name kommt mir bekannt vor.«
»Der Tennis-Profi aus ihrem Klub.« Annie sah, wie Elise zusammenzuckte.
»Kein Wunder, daß sie sich umgebracht hat«, murmelte sie und bestellte sich noch einen Drink.
Annie dachte kurz über Elises Bemerkung nach. Abgesehen von Chris war ihr selbst nur noch eine Alternative als Begleiter für den Abend übriggeblieben: Maurice Dingman, ein Freund von Jerry Loest, der zwanzig Jahre älter war als sie und außerdem noch fett und langweilig. Was bliebe ihr sonst noch, wenn sie Chris nicht hätte?
»Ich glaube, ich gehe besser zurück zu meinem Sohn.« Annie gab Elise ein Küßchen, stand auf und wandte sich zum Gehen. Plötzlich blieb sie abrupt stehen und suchte Halt am Tresen.
Dort, an der Wand auf einem der kleinen Sofas saßen Aaron und Leslie Rosen. Er trug einen Smoking, einen weißen Seidenschal lässig umgeschlungen. Sein Haar glänzte, die Haut schimmerte, und seine Zähne blitzten beim Lächeln. Einen Augenblick lang ließ Annie diese Szene auf sich einwirken, dann wandte sie sich ab, so wie ihr Vater es ihr beigebracht hatte, sich von allem Unangenehmen abzuwenden, und ging hinauf in den Ballsaal, sich auf das Treppengeländer stützend.
Reiß dich zusammen, ermahnte sie sich. Er lebt jetzt sein eigenes Leben. Hör auf damit. Irgendwann wäre diese Begegnung sowieso unvermeidlich gewesen. Jetzt hast du sie wenigstens hinter dir. Verhalte dich ganz normal. Damit schritt sie wieder auf ihren Tisch zu.
Duarto war immer noch am Reden, als Annie sich setzte. »Hier wird die Knete gefeiert. Das ist keine Veranstaltung zu Ehren von Gil Griffin, sondern von seiner Penunze.«
»Seine was?« fragte Chris.
»Von seiner Penunze, seinem Moos, seinen dineros, von seinem Geld. Alles dreht sich nur ums Geld. Keiner kümmert sich
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