Der Club der Teufelinnen
Er hatte hart gearbeitet; er war schlau und – das gestand er sich im geheimen ein – er hatte Glück gehabt. Er ritt auf der Woge der Achtziger, und für ihn befand sich die Woge gerade auf dem Höhepunkt. Hier saß er, mit 61 Millionen Dollar in der Tasche. Das ließ die Hosen ganz schön abstehen. Himmel noch mal, frohlockte er innerlich, ich bin höchstwahrscheinlich der Reichste von all diesen Wichsern hier.
So reich zu sein, übertraf einfach alles, was Morty bisher kennengelernt hatte. Das war besser als Essen, besser als irgendein Wettkampf, sogar besser als Sex.
Diese Leute waren einfach faszinierend. Sie faszinierten und nervten ihn. Er konnte sie nicht ausstehen. Aber es waren Macher, Männer mit echter Macht, die wirklich etwas bewegen konnten. Als ihm die Idee mit den Aktien gekommen war, hatte er sich mit einigen Investment-Banken zusammengesetzt. Die hatten nur einen Blick auf seine Zahlen geworden und waren wieder gegangen. Aber Gil hatte das Potential erkannt. Er schien sich an dem Mangel an Bargeld oder dem Gedanken an einen überzogenen Coup nicht zu stören. Er hatte gesagt, daß es ihm gefalle. Und dann hatte Gil Griffin, der sich noch nie im geringsten mit Handelsunternehmen befaßt hatte, ihm mitgeteilt, daß er ihn unterstützen würde. Das kostete ihn, Morty – natürlich – 42 Millionen an Aktien. Und Bills Anwaltsfirma bekam noch mal fünf Millionen. Das hieß, daß die Aktien mindestens das Doppelte ihres Emissionskurses bringen mußten, allein auf seinen Namen hin. Aber er mußte zugeben, daß sie das Schiff ganz schön zum Schaukeln gebracht hatten. Die Werte waren raketenartig hochgegangen! Waren das nun lauter Genies oder Schwindler oder beides?
»Es war mein Wunsch, den Abschluß dieses erfolgreichen Verkaufs passend zu begehen, mit etwas, das sowohl das dafür notwendige Fingerspitzengefühl reflektiert als auch die Vollkommenheit dieser Transaktion unter Freunden.« Das handverlesene Publikum aus etwa dreißig Anwälten, Brokern und anderen Börsenjobbern lächelte zustimmend. Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit war auf Gil gerichtet, wie er dort vor ihnen saß, eine kleine Fernbedienung in der Hand, mit der er Türen öffnen, Filmleinwände herablassen, Lampen dimmen, die Sicherheitsanlage einschalten oder seine Angestellten zu sich beordern konnte. »Ich brauche wohl nicht besonders zu erwähnen, daß unsere Handhabung dieser Angelegenheit Federated Funds Douglas Witter eine rekordverdächtige Provision eingebracht hat, und das bedeutet natürlich für uns alle ein erfreuliches Weihnachtsfest.« Zustimmendes Murmeln folgte hierauf.
Es war Morty bekannt, daß zu Weihnachten ein Bonus verteilt wurde, der die ohnehin schon riesigen Gehälter dieser Leute leicht verdoppeln konnte. »Eine kleine Anerkennung für die harte Arbeit und die Überstunden möchte ich allerdings schon jetzt verteilen lassen.« Diskret händigten zwei Angestellte himmelblaue Päckchen von Tiffany aus. Morty griff zur Satinschleife, sah dann aber, daß sonst niemand seinem Beispiel folgte. Er ließ die Hand sinken.
Nun ja, er kam wieder zurück auf die Erde. Gil hatte mehr Geld als er. Wie viele solcher Transaktionen hatte er wohl schon getätigt?
Nach seiner Ansprache wandte Gil sich um und öffnete per Fernbedienung die Tür zu seinem Büro. Zwei Japanerinnen im traditionellen Kimono standen im Türrahmen. Sie verneigten sich tief vor der Versammlung, ein weiteres Mal vor Gil, traten ein und begannen sofort mit einer umständlichen Zeremonie. Sie wuschen Schälchen aus und füllten sie wieder, alles wie in Zeitlupe. Die ganze Angelegenheit war einfach der langweiligste Scheiß, den Morty jemals hatte über sich ergehen lassen müssen. Verstohlen schaute er auf seine Rolex mit den Brillanten auf dem Rand. Er hatte Hunger und mußte aufs Klo. Hoffentlich war das hier bald vorüber.
Er warf einen Blick hinüber zu Bill Atchison. Der schaute völlig fasziniert zu. Aber dieser Hund war so pervers, der konnte Frauen bei allem zusehen. Und war er nicht zur Zeit mit so einer verrückten Künstlerin zusammen? Weiß der Himmel, wobei er ihr so zuschaute. Morty fand, daß es eine Menge mehr im Leben gab, als Puppen aufzureißen. Ein gutes Spiel der New Yorker Knicks war doch vielleicht besser. Gewiß hatten Frauen auch ihren Wert. Man brauchte eine Frau, um in diese Kreise hineinzukommen, kein Zweifel. Aber es mußte die richtige Frau sein. Und die hatte er jetzt. Shelby wüßte, was diese verdammten Japse da
Weitere Kostenlose Bücher