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Der Club der Teufelinnen

Titel: Der Club der Teufelinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldsmith Olivia
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werde das Gespräch von hier aus führen.« Morty verstand alles ganz deutlich. »Ich wünsche nicht gestört zu werden.« Mrs. Rogers murmelte irgend etwas. Und dann wieder Gil: »Gut, dann geben Sie mir die Nummer.« Morty hielt die Luft an. Gil saß jetzt an seinem Schreibtisch, genau auf der anderen Seite der Tür zum Bad. Morty stand stocksteif und starrte in das uringefüllte Toilettenbecken. Gil begann mit dem Telefonat.
    »Hallo, Asa, was gibt's?« Pause. »Das habe ich Ihnen bereits erklärt, Asa, jede Einzelheit.« Wieder eine Pause. »Nein, ich will nicht, daß es vor Oktober herauskommt. Warten Sie noch einen Monat.« Morty hörte Gil seufzen. »Ganz bestimmt kommt das nicht raus, Asa. Schließlich habe ich eine Menge mehr zu verlieren als Sie. Vergessen Sie das nicht. Und vergessen Sie nicht, daß alle Informationen über die Morty-Aktien absolut hieb- und stichfest sind. Damit haben Sie einen Knüller in der Hand. Alles was ich dafür haben will, ist die Einhaltung des richtigen Zeitpunkts.« Wieder seufzte er. »Asa, hören Sie auf herumzuspinnen. Und rufen Sie mich nicht wieder an, jetzt wo der Verkauf läuft. Ich möchte es nicht. Ist das klar? … In Ordnung.«
    Morty stand wie angefroren. Er hörte, wie Gil auflegte, den Raum verließ und die Tür hinter sich zuzog. Sein Kopf raste. Was sollte das mit den Aktien und Oktober? Mit wem hatte Gil gesprochen? Hieß nicht der Typ, der im Journal über den Aktienverkauf geschrieben hatte, Asa Irgendwie? Ein ausgefallener Name.
    Ganz leise und vorsichtig öffnete Morty die Tür und spähte in Gils nunmehr verlassenes Büro. Auf der Marmorfläche des Schreibtischs lag eine rosa Telefonnotiz. Im Nu war Morty dort, las und wählte die Nummer an.
    »Asa Ewell«, meldete sich der andere Teilnehmer. Behutsam legte Morty auf. Er schüttelte den Kopf. Gil, der große Geschäftemacher. Ein Betrüger war er. Er war dabei, irgend etwas zu unternehmen, um den Aktienwert hochzutreiben. Unglaublich. Morty mußte grinsen. So liefen also die Spielchen dieser großen Fische. Aber diesmal würde Morty mitspielen. Er würde einsteigen, auch wenn sie ihn nicht reinlassen wollten. Da wird irgend etwas veröffentlicht, alle springen auf den Zug auf, schon gehen die Kurse hoch, und alle haben daran verdient. So war das mit den Geschäften unter Freunden.
    Er wandte sich zum Gehen. Die Tür zum Bad ließ er offen, sein Urin glänzte gelb in der Toilettenschüssel.

2
Querschläger in SoHo
    Nach der Ansicht von Aaron Paradise war SoHo – jener Teil Manhattans, in dem ursprünglich nur Warenkontore, Lagerhäuser und Kleinbetriebe angesiedelt waren – die aufregendste Ecke von New York. Innerhalb nur eines Jahrzehnts hatten sich die vergammelten, zum größten Teil aufgegebenen Fabrikhallen zu modernsten Galerien, Boutiquen der Spitzenklasse und ausgeflippten Bars gewandelt, mit traumhaften Apartments und Lofts darüber in umgebauten Werkstätten und Montagehallen. Ein Bauplaner, der die Nase im Wind gehabt hatte, hatte dieser Gegend den Namen SoHo verpaßt, nicht nach dem Londoner Soho, sondern einfach weil sie sich südlich der Houston Street befand. Aber ganz wie Soho in London, war dieses SoHo ein Paradies für junge, aufstrebende Künstler geworden, deren Arbeit von den riesigen Fenstern und der Weiträumigkeit profitierte. Alles war tres avantgarde und damit ganz nach dem Geschmack der New Yorker, die immer auf der Suche nach etwas Neuem waren. Ironischerweise hatte die Avantgarde die Preise hochgetrieben und die meisten Künstler und Bohemiens vertrieben, die das Besondere dieser Gegend ausgemacht hatten. Aaron zuckte dazu nur die Achseln. So war es nun einmal. Er hatte keinen Sinn für derlei Weinerlichkeiten. Wer sich die Miete nicht leisten konnte, mußte eben gehen. Er selbst hatte seinen künstlerischen Ambitionen Adieu sagen müssen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Das war alles nur eine Frage des Reifeprozesses. Aber immerhin hatte er sie einmal gehabt. Das gab ihm jetzt jenes je ne sais pas quoi , dieses gewisse Etwas, das den meisten anderen in der Branche abging.
    Jetzt strebte Aaron gezielten Schritts den unteren Broadway entlang, vorbei an den riesigen Fenstern von O.K. Harris, ohne wie sonst seinem Spiegelbild einen Blick zuzuwerfen. Anders als die jeansgewandete Jugend um ihn herum, trug er ein Tweed-Jackett von Armani über einem Kaschmir-Rollkragenpullover. Ein bißchen zu sehr City für das bevorstehende Meeting, aber schließlich hatte er auch

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