Der Club der Teufelinnen
machten.
Er war ihr in einer SoHo-Kunstgalerie begegnet, als dieser schwule Dekorateur Duarto ihn und Brenda mitgenommen hatte, um etwas für die Wände auszusuchen. Shelby war ihm behilflich gewesen, und dann, als sie meinte, daß noch etwas Passendes hereingekommen war, hatte sie Morty angerufen, nicht Duarto oder Brenda. Und dann hatte er sie auf einen Drink eingeladen und dann zum Abendessen. Und sie hatte ihm erzählt, was sie machen wollte: eine Galerie eröffnen mit besonderen Vernissagen.
Jetzt besaß sie ihre eigene Galerie, eigentlich Mortys Galerie, und bereitete eine Ausstellung mit Werken der verrückten Phoebe van Gelder vor. Das alles würde ihm helfen, wenn er in jene Welt vorstoßen wollte, eine Welt, die ihn faszinierte und verwirrte. Und wenn er mit den großen Tieren mithalten wollte, wäre es von Vorteil, sein Image aufzupolieren. Auch mit so etwas wie dem japanischen Scheiß hier. Was machten die bloß, zum Teufel?
Endlich war es überstanden. Gil stand auf und verbeugte sich vor den Schlitzaugen, und dann wurden mit Häppchen beladene Wägelchen hereingefahren. Großartig. Morty hatte sich nie viel aus Trinken gemacht, aber er aß – genauer gesagt: fraß – für sein Leben gern.
Doch als der Teewagen neben ihm hielt, sah er sich mit lauter Ungenießbarkeiten konfrontiert. Er war zwar nicht religiös, aber schließlich wußte er, was ihm schmeckte, und roher Fisch und Walköttel gehörten bestimmt nicht dazu. Sushi war ihm einfach verhaßt. Schwulenfraß. Shelby kam ihm schon gar nicht mit so was.
Er wandte sich einem intelligent aussehenden Typ neben ihm zu, der sich bereits bedient hatte. »Schmeckt's?« fragte Morty.
»Erstklassig.« Was für ein Geschmack!
An seiner anderen Seite saß Stuart Swann, einer von diesen Typen, die zwar zu den Alteingesessenen gehörten, aber nichts zuwege brachten. Er war der einzige, dessen Begeisterung über die ganze Veranstaltung sich in Grenzen zu halten schien. Er sah sogar eher angewidert aus. Ein Punkt für ihn. Hinter ihnen begann eine alte Wanduhr zu schlagen.
»Diese Uhr hat meiner Familie gehört.« Morty wußte, daß früher sogar die ganze Firma Stuarts Familie gehört hatte. Na und? Was war jetzt damit? Morty verabscheute alte Größe, die den Bach runtergegangen war. Gil Griffin hatte altes Geld genommen und neues oben drauf getan. So mußte man das machen.
Einige der Anwesenden waren aufgestanden und bildeten Grüppchen. Morty folgte ihrem Beispiel. Bill unterhielt sich natürlich mit einer von den Geishas. Morty hatte bereits herausgefunden, daß dieser Bursche ein Leichtgewicht war, aber er gehörte auch wieder zu einer der gewichtigsten Anwaltskanzleien der Stadt, und das färbte auch auf ihn ab. Und ebenso hatte auch Gils Transaktion davon profitiert. Außerdem konnte Gil ihn herumschubsen. Sein Leibanwalt. Sehr praktisch.
In der Zwischenzeit hatten sich Gil Griffin und Mary Birmingham bei der anderen Geisha eingefunden, umgeben von einem Kreis weiterer Adepten. Morty wandte sich ihnen zu, wie auch die meisten anderen. Wie eine Hundemeute, dachte er. Mit Gil als Leithund.
»Eine reizende Veranstaltung«, wandte Morty sich an Gil und nickte Mary zu, die dort stand und jedes Wort von Gil regelrecht einzusaugen schien, so wie übrigens alle anderen auch. »Wirklich ganz reizend.«
»Danke. Wie fanden Sie die Teezeremonie?« Aha, so nannte man das. Morty sah, wie Mary Gil einen verstohlenen Blick zuwarf. Warum kam es ihm nur immer so vor, als ob der Hurensohn sich über ihn, Morty, lustig machte?
»Großartig. Ganz einzigartig.«
»Bei meiner Arbeit mit Japanern habe ich festgestellt, welchen Wert sie auf die kleinsten Details legen. Ihre Präzision hat etwas von der Direktheit des Zen. Das ist es, was mir an der Teezeremonie so gefällt: Jeder Handgriff ist genau vorgeschrieben und auf das präziseste auszuführen. Genauso war es mit unserem Aktienverkauf.«
Morty nickte bloß. Zen? Schmonzes.
Aber ohne Frage wurde derzeit viel über Gils Interesse an den Japanern – und keineswegs im Zusammenhang mit Teezeremonien – geredet. Kürzlich hatte man ihn in Business Week mit der Bemerkung zitiert, daß einige japanische Firmen reif zur Übernahme seien. Das hatte eine Lawine von Gerüchten über eine Rache für Pearl Harbor losgetreten. Der Kerl hatte wirklich eine ganze Menge im Sack. Morty fragte sich, ob er damit nur eine falsche Fährte hatte legen wollen. Das konnte man bei dem niemals wissen. Genauso war das mit dem
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