Der Club der Teufelinnen
Schirme waren aufgespannt, um das Licht für die Aufnahmen zu reflektieren, dazu buntes Papier auf einer Endlosrolle für den Hintergrund und ein leerer Stuhl. Statt des sonst üblichen lärmenden Durcheinanders während solcher Aufnahmen, standen hier lauter stumme Grüppchen: in der einen Ecke seine Leute und in der anderen Herb Brubaker mit seinen. Na wunderbar! Ein Blick zu Paul Block. Der zuckte die Schultern. Es war seine männliche Hand, die befugt war, mit La Doll in Berührung zu kommen. Er und einige andere Hand-Models verdienten über eine halbe Million im Jahr mit Jobs wie diesem hier. Jetzt saß Paul da, unberührt von dem ganzen Schlamassel um ihn herum, und hatte seine Hände in den Schoß gelegt. Sie waren bei Lloyds versichert, aber es war immer besser, vorsichtig zu sein.
Der ganze Ärger war von Herbs Hand ausgelöst worden. Jerry, in ausgebeulten Cordhosen und einem unmöglichen Pullover, lief sogleich auf Aaron zu. Sein Gesicht trug den Ausdruck eines besorgten, moralischen unerschütterlichen Beagle. Der Kerl sah einfach unmöglich aus!
»Wo ist La Doll?« bellte ihn Aaron an.
»In der hinteren Garderobe.«
»Großartig. Und was macht sie da? Ihren Anwalt anrufen?«
Jerry zuckte die Achseln. »Ich glaube, sie weint. Aaron, wir sollten United anrufen und Herb rausschmeißen.«
Julie, die erste Partnerin in der Firma, trat zu ihnen. »Er hat recht, Aaron. Der Kerl ist ein Schwein.«
»Ja, aber er ist das Kunden-Schwein«, rief er ihnen in Erinnerung. Er dachte nicht daran, auch nur das geringste von dieser Sache zu Macready von United durchsickern zu lassen. Es würde allen schaden und Herb zu ihrem Feind machen. Aaron konnte auf Dolchstoß-Ambitionen durchaus verzichten. Wenn es ihm dagegen gelänge, die ganze Sache wieder ins reine zu bringen, wäre Herb ihm verpflichtet.
»Ich bin sicher, daß hier ein Mißverständnis vorliegt.«
»Du meine Güte, Aaron, er hat sie am Busen gegrapscht, was ist daran mißzuverstehen?«
Chris tauchte hinter ihm auf. »Genauso war es, Pa. Es war einfach unmöglich.«
Na hervorragend. Jetzt steht auch noch mein Sohn auf der falschen Seite. »Wenn ich deine Meinung wissen will, werde ich dich danach fragen«, gab er ihm kurz angebunden zu verstehen und wandte sich mit ruhigerer Stimme wieder Jerry zu. »Jerry, ich möchte dich bitte kurz alleine sprechen.«
Jerry nickte und folgte ihm in eine Ecke am Fenster. Aaron behielt das Lächeln bei, schließlich beobachtete man sie, aber seine Stimme war ein schneidendes Flüstern.
»Jetzt hör mir mal gut zu. Ich hab' mir nicht den Arsch aufgerissen, um diesen United-Auftrag zu bekommen, nur damit er mir wegen so eines Vollidioten, der ein paar Martinis zuviel gefrühstückt hat, wieder durch die Lappen geht. Weiß der Himmel, diese Tussi ist schließlich keine Jungfrau mehr und höchstwahrscheinlich ist es auch nicht das erste Mal, daß ihr jemand für Geld an den Busen langt.« Er hielt inne, rieb sich das Kinn und arrangierte sein Lächeln neu. »Ich werde jetzt in ihre Garderobe gehen und ihr Gott und die Welt versprechen, und du machst Männchen bei Brubaker.«
»Aaron, sie macht nicht weiter mit, und ich werde unter keinen Umständen mit Brubaker weiter zusammenarbeiten.«
»Sie wird und du wirst, Jerry. Hast du verstanden? Ich hab' dich aus dem Schlamassel mit deinem Schwiegervater herausgeholt, für deine Hypothek gebürgt und deine Tochter in Princeton untergebracht. Und du wirst jetzt tun, was ich dir sage, verdammt noch mal. Ich werde deinetwegen nicht diesen Auftrag verlieren.«
Sein Atem ging heftig, aber das Lächeln saß fest. »Und, Jerry, laß es locker aussehen.«
Damit drehte er sich um und ging hinaus, vorbei an dem Friseur, an der Maske und an der Auslage mit all jenen Dingen, die dort bereitlagen, um auf künstlerische Weise auf La Dolls makellosen Körper appliziert zu werden.
Das würde etwas völlig Neues sein. Lippenstift üppig verteilt auf dem Mädchenrücken, Puderrouge über die Hüften gestäubt, Eyeliner die Beine hinauf. Das war Neuland, das verkaufte sich. Sollten die Jüngelchen von der Konkurrenz doch versuchen, mit ihm Schritt zu halten. Noch gab er das Tempo vor.
O ja, er würde neue Saiten aufziehen. Sich von überflüssigem Ballast befreien. Noch gehörte er nicht zum alten Eisen. Er war in Topform. Gemeinsam würden er und Leslie eine neue Welt schaffen. Für den Bruchteil eines Augenblicks mußte er unerklärlicherweise an Annie denken. Das war eine unschöne
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