Der Club der Teufelinnen
dieser Informationen können wir ihre Schwachpunkte ausmachen und ein wirkungsvolles Vorgehen planen.«
»Was wir brauchen, ist ein Dossier mit Angaben über alle und alles. Alles, was wir aus Handbüchern über die Mitglieder der Werbebranche wie der Anwaltskammer über sie erfahren können oder aus den Jahrbüchern der Hochschulabsolventen und so weiter. Ihre Sternzeichen, Lieblingsfarben, Finanzberater, Banken, Schneider und wie sie am liebsten ihren Kaffee trinken.«
»Klar. Außerdem ihre Gebiß-Abdrücke, Angaben zu Narben, Tätowierungen, bevorzugte Stellung beim Geschlechtsakt, Alpträume.« Brenda hielt kurz inne. »Es ist mein tiefster Wunsch, daß ich Mortys schlimmster Alptraum werde.«
»Genau, was ich hören möchte«, stimmte ihr Elise zu.
»Der Haken ist nur, daß ich bislang noch kein Geld von ihm bekommen habe. Also bewege ich mich da noch auf recht dünnem Eis.«
Brenda bemerkte, wie Elises Miene versteinerte. Sie wußte, daß es typisch war für diese Greenwich-WASPs, daß sie um so eisiger wurden, je wütender sie waren. Und Elise war wütend. Kühl sah sie auf Brenda. »Tu nicht so dämlich.«
Diese Bemerkung verletzte Brenda. Ich kämpfe um mein Leben, und diese reiche Kuh nennt mich dämlich? Brenda spürte, wie ihr heiß wurde, als sie sich vorbeugte und Elise ins Gesicht schleuderte: »Zum Teufel, du hast doch überhaupt keinen Schimmer davon, wie das ist, als Frau von der Gnade eines Mannes abzuhängen und um das eigene Überleben zu kämpfen? Alles was du hast, hast du geschenkt bekommen. Du hast nie einem Mann die Füße küssen müssen, damit er dir das Geld gibt, das dir zusteht, so daß du dem Verwalter in deinem Wohnhaus endlich wieder in die Augen schauen konntest, wenn du ihm im Fahrstuhl begegnest. Oder mußtest du jemals überlegen, ob du dir ein Essen zu fünfzig Dollar leisten kannst, weil sich mal wieder sein monatlicher Scheck verspäten könnte? Kannst du ermessen, wie sehr ich mich gegenüber Morty erniedrigen mußte – Monat für Monat –, bloß weil ich nicht das geringste in der Hand habe. Nein, das kannst du nicht und wirst es auch niemals können.«
Brenda geriet leicht in Rage. Sie merkte, daß schon einige der Umsitzenden herüberschauten, obwohl sie sich bemühte, ihre Stimme im Zaum zu halten. Aber das war ihr auch egal.
Annie beugte sich vor und meinte begütigend zu ihr: »Es ist auch für Elise nicht leicht gewesen.«
Brenda wandte sich ihr zu. »Bitte nicht, Annie. Bitte mach nicht gerade jetzt auf liebes Mädchen.«
»Ich komme schon allein zurecht, Annie. Und übrigens hat Brenda nicht ganz unrecht«, warf Elise ein.
Brenda war jedoch noch nicht fertig, aber ihre Stimme war nun etwas gedämpfter. »Weißt du, was ich glaube, Elise? Ich glaube, das alles ist für dich nichts als ein Spiel. Etwas, um damit über den Verlust deines Mannes hinwegzukommen. Einmal etwas anderes, als ewig nur nach Südfrankreich zu fahren oder auf deiner verdammten Jacht eine Weltreise zu machen. Eben ein anderes Spielzeug. Für mich dagegen geht es hier ums Überleben, mein Fräulein Reiche Göre. Es ist alles andere als ein Spiel.« Brenda nahm hastig einen Schluck Wasser, stellte das Glas ab und wandte sich wieder an Elise, die Augen zusammengezogen, so wie es ihr Vater immer getan hatte. »Also komm mir nicht mit ›dämlich‹. Sobald du bereit bist, alles, was du besitzt, aufs Spiel zu setzen, dann, und nur dann, hast du das Recht, mich zu kritisieren. Aber bis dahin behalte deine Selbstgerechtigkeit für dich.«
Elise blickte Brenda an, und diese erkannte in ihren Augen etwas, das sie dort bislang noch nie bemerkt hatte. »Es tut mir leid, Brenda.« Elise sprach sehr langsam, als sie schließlich antwortete. »Ich war gedankenlos und außerdem gefühllos. Du hast wirklich recht. Ich weiß nicht, wie es ist, finanziell von der Gnade eines Mannes abhängig zu sein.« Elises Augenlider zuckten ein paarmal. Dann hob sie den Kopf. »Bitte verzeih mir, Brenda. Ich hätte meine Worte bedenken sollen.«
Überrascht lehnte Brenda sich zurück, ihr Atem beruhigte sich. »Klar, ist schon in Ordnung, Elise.« Sie bereute bereits ihren Ausbruch. »Ich hätte nicht so barsch zu dir sein sollen.«
»Aber dafür weiß ich, was es bedeutet, von einem Mann emotional abhängig zu sein. So wie es aussieht, ist es in jeglicher Hinsicht demütigend, überhaupt wegen irgend etwas von einem Mann abzuhängen.« Elise lächelte. »Das wäre damit klar. Wir werden nichts gegen Morty
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