Der Club der Teufelinnen
unternehmen, solange er nicht die Angelegenheit mit Brenda ins reine gebracht hat. Einverstanden, meine Damen?«
Annie lächelte beiden zu und nickte. Irgendwie lief alles ganz anders, als sie es sich vorgestellt hatte. Es beschlich sie ein unangenehmes Gefühl, als ob sie die Kontrolle über die Ereignisse verlor. Und seit der Zeit ihrer Therapie bei Dr. Rosen wußte sie, wie wichtig Kontrolle für sie war.
Annie schüttelte den Kopf. Es war gefährlich, an Aaron und Dr. Rosen zu denken. Tagsüber hielt sie sich sehr beschäftigt, aber nachts, allein in ihrer Wohnung, kamen die Erinnerungen. Aaron war so komisch gewesen, so geistreich. Er hatte sie zum Lachen gebracht. Er hatte sie verstanden, über ihre eigenen schüchternen Scherze gelacht, ihren klaren Kopf bewundert. Früher jedenfalls war das so gewesen. Seither war niemand mehr richtig auf sie eingegangen.
»Also, worauf sollen wir jetzt unser Augenmerk richten?« fragte sie.
»Genau läßt sich das im Augenblick noch nicht sagen. Aber im großen und ganzen, meine ich, halten wir Ausschau nach den Schwachstellen in ihrer Richtung.«
»Nach dem weichen, weißen Unterbauch«, fügte Brenda hinzu, indem sie ihren eigenen tätschelte.
Elise zog die Lippen zusammen. »In bezug auf Gil ist das eigentlich klar. Ich schlage zwei Vorgehensweisen vor. Zum einen finden wir heraus, welches Unternehmen er sich für die nächste Übernahme vorgenommen hat, und vermasseln ihm das Geschäft. Dazu stellen wir fest, auf welchen krummen Touren er die früheren Übernahmen zuwege gebracht hat. Dazu bringen wir die staatliche Börsenaufsicht ins Spiel, und wenn es uns gelingt, seine Finanztransaktionen zu unterwandern, vielleicht auch noch die Steuerfahndung. Ich glaube nicht, daß die Polizei uns helfen kann. Schließlich ist der Brief von Cynthia der Beweis, daß es wirklich Selbstmord gewesen ist. Aber auf gesellschaftlicher Ebene sollte sich etwas machen lassen. Wie ist noch mal der Name seiner neuen Frau?« Sie konsultierte ihre Notizen.
»Birmingham, Mary Birmingham«, kam es prompt von Brenda.
»Ja. Nun, sie ist auf der Suche nach einer bestimmten Wohnung an der Fifth Avenue. Lally ist im Vorstand dieser Wohnungskommission. Das dürfte es ihr schwierig machen. Und außerdem können wir sie von allen sozialen Bereichen, auf die es ankommt, fernhalten.«
»Ich habe jede Menge alte Unterlagen über Mortys Unternehmen. Vielleicht läßt sich auch dort noch etwas finden«, erbot sich Brenda.
»Großartig. Und sagtest du nicht, daß du mit Stuart Swann zum Essen gehen wolltest, Annie?«
»Na ja, er hat mich eingeladen.« Sie errötete leicht. Brenda bemerkte es und wunderte sich. Fühlte Annie sich etwa schuldig, weil sie eine Verabredung mit jemandem hat und wir nicht?
»Gut. Quetsch ihn aus. Versuch herauszubekommen, wen Gil als nächstes schlucken will.« Annie nickte zögernd. »Vielleicht werde ich auch einmal mit Onkel Bob über Gil sprechen. Er könnte uns helfen.« Wieder blickte Elise in ihr Notizbuch.
»Bei Bill wird es etwas schwieriger. Natürlich habe ich ihm keinen Pfennig überlassen und werde meine Angelegenheiten nicht mehr von Cromwell Reed regeln lassen. Und es sollte auch etwas in bezug auf die van Gelders zu finden sein.«
»Das Liebesnest sprengen?« fragte Brenda.
»Eher den Treuhandfonds.«
»Du weißt, daß sie drogenabhängig ist?«
»Wenn das stimmt, könnte es ganz nützlich sein. Woher weißt du das?«
»Auch wir haben unsere Quellen«, erwiderte Brenda mit hoheitsvollem Lächeln.
»Vielleicht könnte ich das Problem gegenüber Dr. Girton zur Sprache bringen, wenn ich ihn demnächst wieder einmal aufsuche. Er ist auch der Familienarzt der van Gelders. Ist es nicht meine Pflicht, ihnen zu helfen, dem Mädchen beizustehen? Das sollte Bill und seiner ›Verlobten‹ fürs erste genügen. Er hat nichts mit der Steuer und keine Freunde, die man ihm entfremden könnte. Soviel zu ihm.« Elise machte eine Pause und blätterte in ihren Aufzeichnungen.
»Brenda, dein Mann ist nicht unantastbar. Sobald deine Angelegenheit unter Dach und Fach ist, würde ich gerne meine Leute auf seine Geschäftsunterlagen und die ganze Aktiengeschichte ansetzen. Damit könnten wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Und du könntest noch mehr von ihm verlangen.«
»Nein, Elise. Ich will nur das, was er mir zugesagt hat. An diese Abmachung will ich mich halten.« Wieder stieg Nervosität in Brenda auf.
Elise musterte sie verständnisvoll. »Natürlich.
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