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Der Club der Teufelinnen

Titel: Der Club der Teufelinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldsmith Olivia
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über den Rücken. Ihr war kalt, aber sie hatte keine Angst. Das war die melodramatische Übertreibung eines Betrunkenen. »Ach geh, Stuart. Ist dieses Fertigmachen nicht eher ein Nebeneffekt seines rücksichtslosen Willens? Immerhin habe ich den Mann gekannt. Er ist unreif und selbstsüchtig, aber er ist nicht der Teufel.«
    »O nein, hier liegst du falsch.« Er winkte dem Ober, um sich noch einen einschenken zu lassen. »Ich bin kein Psychiater, aber dieser Mann ist irgendwie total verkorkst. Es ist mir noch nie jemand so unheimlich gewesen wie er. Wenn man ihm in die Augen schaut, Annie, dann ist da nichts. Nichts.«
    »Du meinst, er hat keine Seele? Aber Stuart …«
    »Hör mir zu. Ich habe keine Ahnung von Gott. Wer hat das schon? Aber da gibt es das Licht. Verstehst du? Die lenkende Kraft. Und in Gil Griffins Augen ist kein Licht. Nur Dunkelheit.«
    Annie versuchte ruhig zu bleiben. Auf was ließen sie sich da ein? Sagte Stuart die Wahrheit, oder war er nur ein verbitterter, verängstigter Trinker, der seine eigene Schwäche durch Übertreibung der Stärke seines Feindes zu entschuldigen suchte?
    Der Ober kam, um ihre weiteren Bestellungen aufzunehmen. Annie nahm Kaviar und dazu Eigelb mit Toast. So mochte sie ihn am liebsten. Bloß nicht mit Blinis oder gar Kartoffeln.
    »Und ich nehme das Pfeffersteak, zusammen mit noch einem Doppelten.«
    Beide schwiegen eine Weile, verlegen und niedergeschlagen.
    »Wie geht es deiner Tochter?« kam es dann plötzlich von Stuart. »Du sagtest, daß sie jetzt eine neue Schule besucht.«
    »Sie gewöhnt sich ein. Es geht ihr gut.« Annie fühlte sich wie zugeschnürt. Hoffentlich ging es Sylvie gut. Ihr selbst ganz und gar nicht. Aaron heiratete wieder, Gil war ein unbesiegbares Monster und Stuart ein Trinker und ganz bestimmt nicht der Richtige für sie. Sie hörte sich aufseufzen und bemerkte entsetzt, daß ihr die Tränen in die Augen traten.
    Stuart tätschelte ihr die Hand. »Und was ist mit Aaron? Bist du inzwischen darüber hinweg?«
    Abrupt entzog ihm Annie ihre Hand. »Bitte, laß uns weder von ihm noch von Gil Griffin sprechen. Schau, da kommt unser Essen.«
    Es war letztlich doch kein so übler Abend geworden, dachte Annie, als sie ihre Wohnung betrat. Es war immer ein Vergnügen, mit Chris zusammenzusein, trotz seiner Neuigkeiten und dem Schock, daß eine Frau in sein Leben getreten war. Und nachdem sie Stuart nicht mehr als Kandidaten gesehen hatte, war er ein charmanter Plauderer gewesen. Er konnte ganz amüsant sein, auch wenn er nicht mehr nüchtern war. Und vielleicht läßt sich ja auch mit der Information über Mitsui Shipping etwas anfangen. Es könnte Elise und Brenda interessieren. Trotz ihrer Enttäuschung fühlte sie sich wohl. Sie würde den beiden anderen von Mitsui erzählen, aber nicht von Aarons Hochzeit. Das brachte sie nicht über sich. Noch nicht.
    Im Vorraum zog sie das Kimono-Oberteil aus. Die Post lag immer noch da. Sie griff sie sich und nahm sie mit ins Schlafzimmer.
    Sie schleuderte die Schuhe von den Füßen und legte sich aufs Bett, diesmal ausnahmsweise ohne Rücksicht auf die Überdecke. Schnell ging sie die Post durch. Ein paar Rechnungen, ein Schreiben von ihrer Tante, ein paar Kataloge. Und ein Auszug der Mündelgeldanlage bei Federated Funds Douglas Witter. Annie nahm ihn mit einem Seufzer aus dem Umschlag, warf einen Blick darauf und legte ihn beiseite. Dann stutzte sie und sah ihn sich noch einmal an. Er wies eine Abhebung aus. Eine große. Sie betraf fast den gesamten Betrag, mitsamt der Sicherheitsmarge. Was, zum Teufel, sollte das bedeuten? Da mußte ein Irrtum vorliegen. Sie überprüfte den Namen und die Kontonummer. Was ging da vor?
    Sie fuhr hoch und griff zum Telefon. Es war zwar eine halbe Stunde vor Mitternacht und vielleicht nicht ganz passend, aber sie wollte sofort herausfinden, wer, verdammt noch mal, veranlaßt hatte, daß dafür lauter Morty-Aktien gekauft worden waren. Sie fand die Privatnummer ihres Finanzmaklers. Ihr Herz pochte. Diesen Transaktionen hatte sie nicht zugestimmt. Das mußte ein Irrtum sein.

7
Larry Cochran
    Larry stieg aus der engen Wanne in seiner Küche. »In New York baden nur die Ärmsten der Armen in der Küche.« Diese Feststellung traf er stets nach Benutzung der alten gußeisernen Wanne mit der Handdusche. Seine Wohnung hatte ein Zimmer von 3,50 mal 3,50 m nach vorne heraus, eine Küche mit Wanne und alten Einbauschränken mit Hunderten von Generationen von Küchenschaben, einen

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