Der Club der Teufelinnen
entlang der York Avenue überschütteten den Bürgersteig mit kleinen gelben Fächern. Im Bus dachte er an seine Finanzlage. Seine Ressourcen bestanden aus 324 Dollar auf dem Konto und 47 Dollar in seiner Tasche. Das war's. Seine Mutter lebte in Missouri von ihrer Lehrerinnenrente. Er wußte, daß sie etwas sparte, aber er hatte sich nach dem Abitur geschworen, niemals auch nur einen Pfennig von ihr anzunehmen. Sein Vater hatte die Familie verlassen, als Larry noch ein Baby gewesen war. Eines Tages würde er ihr Geld geben, statt welches zu nehmen. Aber was sollte er tun? Seine Kreditkarten waren bis über die Dispo-Grenze belastet. Asa war seine letzte Hoffnung, bis das Geld von People einging. Er stöhnte auf, als er daran denken mußte, wie schmerzlich ihm der Verkauf des Fotos von Elise gewesen war.
Zuerst hatte er nicht daran gedacht, jemals eine Aufnahme von ihr verkaufen zu wollen. Niemals. Aber in seiner verzweifelten Lage hatte er es dann doch getan. Es war ihm wie ein Verrat vorgekommen, nachdem er nun nicht mehr nur ihr Bild liebte, sondern sie persönlich. Er liebte sie wirklich. Er hatte die Aufnahmen von ihr vergrößert und in seiner ganzen Wohnung aufgehängt. Immer wieder rief er sich jeden Augenblick in Zimmer 705 ins Gedächtnis zurück. Er unterbrach sein Schreiben nur, um ihre Filme anzusehen, wenn sie wieder einmal irgendwo in einem Programmkino gespielt wurden. Er liebte sie, und seine Arbeit war der Beweis dafür.
Er begann sich zu überlegen, wie er Asa wegen einer Anleihe angehen konnte. Schließlich hatten sie das beide gegenseitig immer wieder so gehalten, als sie noch gemeinsam auf dem College gewesen waren und auch später noch. Aber sie hatten sich nie etwas über einen längeren Zeitraum geborgt. Asa konnte sich mit seinem mageren Gehalt vom Wall Street Journal über Wasser halten, und Larry war mit den gelegentlichen Verkäufen seiner Aufnahmen auch zurechtgekommen. Bisher hatte es geklappt, nicht gerade großartig, aber es funktionierte.
Doch jetzt ging es nicht mehr. Larry war es leid. Seit fünf Jahren nicht mehr auf der Schulbank, und er fühlte sich immer noch wie ein abgebrannter Student. Ohne Rücklagen, ohne Besitz, ohne irgend etwas zu verkaufen. Abgesehen von dem Foto von Elise.
Himmel, ja! Er hätte diese Woche wieder unterwegs sein müssen. Aber es war ihm zuwider, dieses Lauern auf die Großen, die Möchtegerns und ihre Mitläufer. Er hatte sich einfach nicht dazu überwinden können. Abgesehen davon, daß sein Schreiben ihn gefangen gehalten hatte. Es war so glatt, so leicht gegangen.
Larry verstand etwas von Frauen, von Frauen, die etwas wert waren – und einsam. Schließlich war er von einer solchen aufgezogen worden. Und sein Drehbuch mit der Geschichte einer einsamen, geheimnisvollen Frau kam richtig gut voran. Er wagte es nicht, die Arbeit zu unterbrechen, um nicht die Magie zu zerstören und die Vision zu vertreiben. Er mußte unbedingt Asa anzapfen, um die Zeit bis zu dem People -Scheck überbrücken zu können.
An der Fifth Avenue stieg er um. Er würde Asa auf der Eröffnung irgend so einer öden Ausstellung treffen. Asa hatte darauf bestanden. Er hatte Einladungen für sie beide. Wer weiß? Mit ein bißchen Glück konnte er ein paar Fotos schießen und etwas leihen.
Von der Bushaltestelle an der 75. Straße waren es nur noch ein paar Schritte.
Im Aufzug hatte er noch Zeit für ein kurzes Stoßgebet. Bitte, Asa, leih mir wenigstens so viel, daß ich meine Miete bezahlen kann, wenigstens noch bis Ende Oktober. Dann habe ich das Stück fertig, und das Geld für das Foto ist auch da. Ich bin so blank. Aber das Stück ist wirklich Klasse. Das habe ich noch nie von einem meiner Stücke gesagt.
Und wenn du mir etwas leihst, dann geh' ich los und mache Aufnahmen von jedem berühmten Idioten, der in New York rumläuft. Versprochen!
8
West 75. Straße
Als Annie in Elises Gemeinschaftsbüro im Rockefeller Plaza eintraf, wartete Brenda bereits am Informationsschalter in der Eingangshalle auf sie. »Elises Büro ist im 39. Stock«, teilte sie ihr mit.
Das Gebäude war der Mittelpunkt des Rockefeller Centers, ein perfektes Beispiel für die Art-deco-Architektur New Yorks.
Elise schien bester Laune, als sie angerufen hatte. Für eine Frau, die mitten in ihrer Scheidung steckte, war die Laune fast zu gut. Hoffentlich hatte sie nicht wieder getrunken. Auch wenn es nicht nett war, darüber zu sprechen, so wußte doch jeder, daß Elise trank, selbst wenn es seit
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