Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Auge darauf zu haben, was in der Folge darauf hinauslief, dass mehr als ein Gast später mit zwei Löffeln essen musste.
    Glenda staunte nicht schlecht, als sie den Kerzenknappen wild in Richtung Trev und Nutt gestikulieren sah. Sie ging auf die beiden zu. Sie konnte Schmiers nicht besonders gut leiden; es gab Leute, die waren dogmatisch, in Ordnung, und es gab welche, die waren einfach nur dumm, was auch nicht weiter schlimm war, aber dumm und dogmatisch gleichzeitig war einfach zu viel, besonders dann, wenn auch noch Körpergeruch dazukam.
    »Was ist denn los?«
    Es funktionierte. Wenn eine Frau die Arme verschränkt und den richtigen Ton anschlägt, entlockt sie damit jedem Mann, der nicht darauf vorbereitet ist, eine Antwort, noch bevor er richtig nachdenken, und erst recht, bevor er sich eine Lüge ausdenken kann.
    »Sie haben den Kronleuchter hochgezogen! Ohne die Kerzen anzuzünden! Jetzt ist nicht mehr genug Zeit, um ihn wieder runterzulassen und wieder hochzuziehen, bevor die Gäste reinkommen!«
    »Aber, Schmiers …«, sagte Trev.
    »Und ich kriege nichts als Widerworte und Lügen aufgetischt«, beschwerte sich Schmiers bitterlich.
    »Aber ich kann sie doch auch von hier aus anzünden, Meister Schmiers«, sagte Nutt leise. Sogar seine Stimme duckte sich.
    »Hör bloß auf damit! Nicht einmal Zauberer können das, ohne überall mit Wachs rumzukleckern, du kleiner …«
    »Das reicht, Schmiers«, sagte eine Stimme, die sich zu Glendas Verwunderung als die ihre herausstellte. »Kannst du sie anzünden oder nicht, Nutt?«
    »Ich kann es. Zur gegebenen Zeit.«
    »Dann ist ja alles gut«, sagte Glenda. »Ich schlage vor, dass Sie die Angelegenheit Nutt überlassen.« Schmiers schaute sie an, und sie sah, dass in seinen Gedanken gewissermaßen ein unsichtbarer Holzhammer steckte, ein Gefühl, dass er gleich womöglich einen Riesenärger bekommen würde.
    »Ich muss dann mal weiter«, sagte sie.
    »Ich kann auch nicht länger hier rumstehen. Ich habe schließlich noch anderes zu tun.« Schmiers sah durcheinander aus, als hätte man ihn auf dem falschen Fuß erwischt, aber von seiner Perspektive aus gesehen war es eine gute Idee, sich zu absentieren. Glenda konnte fast dabei zuschauen, wie sein Hirn auf diese Lösung zusteuerte. Nicht da zu sein verringerte die Möglichkeit, für das, was möglicherweise schiefging, verantwortlich gemacht zu werden. »Ich kann nicht länger hier rumstehen«, wiederholte er. »Ha! Ohne mich würdet ihr alle im Dunkeln stehen!« Mit diesen Worten schnappte er sich seine schmierige Tasche und trippelte davon.
    Glenda wandte sich an Nutt. Er kann sich unmöglich noch kleiner machen, dachte sie verwundert. Seine Kleider würden ihm noch schlechter passen als ohnehin schon. Wahrscheinlich bilde ich mir das alles ein.
    »Kannst du die Kerzen wirklich von hier aus anzünden?«, fragte sie laut. Nutt starrte weiterhin auf den Boden.
    Glenda wandte sich an Trev. »Kann er wirklich …«, aber Trev war nicht mehr da, denn Trev lehnte ein Stück weiter an der Wand und plauderte mit Juliet.
    Sie erfasste alles mit einem einzigen Blick: seine besitzergreifende Haltung, ihre schüchtern niedergeschlagenen Augen – kein direktes Techtelgemechtel, aber ganz sicher die Ouvertüre und die ersten Ansätze dazu. Ach, die Macht der Worte …
    So wie man beobachtet, so wird man beobachtet. Glenda schaute nach unten in die durchdringenden Augen von Nutt. War das ein Stirnrunzeln? Was hatte er in ihrem Gesichtsausdruck gesehen? Mehr als ihr lieb war, so viel war sicher.
    Das Unruhe im Saal nahm zu. Die Fußballmannschaftskapitäne versammelten sich in einem der Vorzimmer. Glenda konnte sie sich lebhaft vorstellen, in sauberen Hemden oder zumindest in weniger schmuddeligen Hemden als sonst, aus den unterschiedlichen Versionen der Bottmeierstraße in der ganzen Stadt hierhergeschleift, wie sie zu dem eindrucksvollen Gewölbe hinaufblickten und sich fragten, ob sie hier nur tot wieder hinauskämen. Wohl eher, so verfolgte sie diesen Gedanken weiter, sturzbetrunken – und gerade als ihre Gedanken anfingen, weiter um diese neue Vorstellung zu kreisen, sagte eine strenge Stimme hinter ihr: »Normalerweise würde hich nicht herwarten, dich im Großen Saal zu sehen, Glenda?«
    Das musste Frau Allesweiß sein. Nur die Haushälterin sprach »ich« und »erwarten« mit einem H am Anfang aus und beendete eine einfache Aussage so, als handelte es sich um eine Frage. Abgesehen davon hörte Glenda, noch ehe sie sich

Weitere Kostenlose Bücher