Der Cop und die Lady
habe, werden Sie es als erste erfahren.”
Nina holte aus dem Wäscheschrank im Bad, der auch durchwühlt worden war, neue Laken und Bezüge.
Wieder im Schlafzimmer - die Tür ließ sie diesmal offen - stopfte sie die aufgeschlitzten Kissen in den Papierkorb und bezog die Steppdecke neu. Nun sah der Raum, der mit seinen kühlen Farben und dem zarten Blumenmuster an den Wänden eine beruhigende Ausstrahlung hatte, schon fast wieder normal aus. Nur eins störte noch - die Nachttischschublade war aufgerissen. Als Nina sie reinzuschieben versuchte, bemerkte sie, dass sie klemmte. Sie durchwühlte den Inhalt - eine Schachtel mit Papiertüchern, eine Packung Halspastillen, eine Nagelfeile … hinten an der Wand musste etwas stecken, das ein Schließen der Schublade verhinderte. Sie ertastete einen Gegenstand - er fühlte sich an wie ein Buch. Nina bekam ihn an einer Ecke zu fassen und zog ihn heraus. Es war ein in Leder gebundenes Buch, auf dem vom auf dem Deckel das Wort Tagebuch in Goldbuchstaben eingestanzt war.
Als Nina klar wurde, dass sie womöglich den Schlüssel zu ihrer Vergangenheit in Händen hielt, begann sie vor Aufregung zu zittern. Hatte der Einbrecher danach gesucht? Auf keinen Fall durfte Mike Novalis das Tagebuch zu Gesicht bekommen - zumindest nicht, bevor sie wusste, was drinstand. Bis sie sichergehen konnte, dass sie nichts zu verbergen hatte.
Rasch schob sie das Buch unter die Matratze und schloss die Schublade. Obwohl sie sich kaum beherrschen konnte, darin herumzublättern, wusste sie doch, dass im Moment dafür nicht der richtige Zeitpunkt war. Was für Geheimnisse es auc h immer enthalten mochte, sie musste sich gedulden. Sie warf einen letzten, abschließenden Blick durchs Zimmer.
„Gute Arbeit.”
Als Nina Mikes Stimme hörte, wirbelte sie schuldbewusst herum.
Wieviel hatte er gesehen?
Sie zwang sich, nicht auf die Stelle zu schauen, wo das Tagebuch lag. Mike warf einen Blick in die Runde und nickte anerkennend. „Das haben Sie prima wieder hingekriegt”, sagte er. „Irgendwas Interessantes dabei?”
„Nein. Nur meine Kleider und so.” Die Sachlichkeit in ihrem Tonfall überraschte sie selbst.
Er musterte sie einen Augenblick, dann streckte er die Hand aus, um eine mit feinen Schnitzereien verzierte Holzschatulle zu öffnen, die auf der Kommode stand. Das Kästchen enthielt Schmuck. Nina nahm jedes Stück einzeln heraus.
Eine Halskette aus Türkisen, zwei schön gearbeitete Silberketten, mehr als ein Dutzend Paar Ohrringe, die meisten davon aus Silber, verschiedene Ringe.
„Auf Schmuck hatte es der Einbrecher jedenfalls nicht abgesehen”, stellte Mike fest.
„Na ja, um die Wahrheit zu sagen, er ist auch nicht allzuviel wert”, erwiderte Nina. „Er gefällt mir - es sind schöne handgearbeitete Stücke, aber nicht kostbar.
Und alles nur Halbedelsteine, ein Topas, ein Granat, Türkise und solche Sachen.
Keine Diamanten oder Rubine. Die hier”, sie deutete auf ein Paar Perlenohrringe,
„sind das Wertvollste von allem - obwohl sie wahrscheinlich nicht mehr als ungefähr zweihundert Dollar gekostet haben.”
„Vielleicht hatten Sie ja noch viel mehr und wertvolleren Schmuck, den der Einbrecher mitgenommen hat.”
„Vielleicht. Aber wäre es da nicht einfacher gewesen, die ganze Schatulle mitzunehmen?”
„Sicher. Na ja, wahrscheinlich ist es eben doch so, dass hier nicht eingebrochen wurde, um Sie zu bestehlen. Aber es hat ganz den Anschein, als würden Sie eine Menge von Schmuck verstehen.”
Er hat recht, dachte Nina. Sie hatte den Inhalt der Schatulle mit Kennerblick begutachtet. Und plötzlich verspürte sie, wie schon vorhin im Restaurant, als sie die zerstoßenen Eiswürfel betrachtet hatte, eine vage Vertrautheit, das Gefühl, kurz vor einer wichtigen Entdeckung zu stehen. Das aber leider ebenso plötzlich, wie es in ihr aufgestiegen war, wieder verblasste.
„Kommen Sie mit”, sagte Mike und ging zurück ins Wohnzimmer. „Ich will Ihnen ein paar Sachen zeigen.” Nina sah, dass er die Bücher und Zeitschriften, die vorher über den ganzen Fußboden verstreut gelegen hatten, fein säuberlich zu Stapeln aufeinandergeschichtet hatte. Als sie sich hinkniete, um nachzusehen, worum es sich bei den Sachen handelte, entdeckte sie zahlreiche Bücher, Zeitschriften und Kataloge über Edelstein und Mineralien.
„Ich bin zwar nicht Sherlock Holmes, aber ich würde sagen, dass Sie eine Expertin für Juwelen sind.”
„Juwelenexpertin”, wiederholte Nina in
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