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Der Cop und die Lady

Der Cop und die Lady

Titel: Der Cop und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Sanders
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Gedanken versunken, zuckte jedoch einen Moment später zusammen und sah Mike aufgeregt an. „Oh, mein Gott natürlich, ich bin Juwelenexpertin. Ich erkenne all diese Bücher und Zeitschriften wieder, ich könnte Ihnen genau sagen, was drinsteht.”
    Wider Willen musste sich Mike eingestehen, dass das hoffnungsfrohe Strahlen, das nun ihre Züge erhellte, ihm fast den Atem raubte. Er ging neben ihr in die Hocke und nahm ihre Hand. „Wie schön für Sie, Nina. Und Sie erinnern sich wirklich daran, dies alles hier gelesen zu haben? Fällt Ihnen vielleicht sonst noch was ein?”
    Das Strahlen auf ihrem Gesicht verblasste und machte einem Ausdruck von Verwirrung Platz. Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Ich … ich kann zwar die Sachinformationen in meinem Gedächtnis abrufen, aber an alles andere erinnere ich mich nicht. Ich …”
    Ihre Stimme brach. Als sie verzweifelt die Hand zur Faust ballte, stieg eine Welle von Zärtlichkeit in ihm auf und drohte ihn fast zu überwältigen. Den Arm um sie zu legen, um sie zu trösten, wäre nur natürlich gewesen, doch er entschied sich dagegen. Er ließ ihre Hand los, und sie wandte sich ab. Als sie wieder sprach, klang ihre Stimme zornig. „Verdammt noch mal, es war mein Leben, und ich kann mich einfach nicht erinnern!”
    Mike erhob sich und sah auf sie hinunter, wie sie so mit gesenktem Kopf dahockte. Er verspürte den Wunsch, ihr über das zerzauste rotbraune Haar zu streichen, aber er unterdrückte ihn erfolgreich. Jetzt, wo er nicht mehr gezwungen war, ihr in die Augen zu sehen, kehrte seine Wachsamkeit zurück. Angenommen sie schauspielert, dachte er, dann kann sie sich wahrlich mit Meryl Streep messen.
    Und wenn sie versucht, dir den Kopf zu verdrehen, dann funktioniert es. Er presste seine Lippen aufeinander. Oh, nein, ein zweites Mal würde er sich die Finger gewiss nicht verbrennen.
    Er ging zum Schreibtisch und nahm ein kleines Buch in die Hand. „Hier.
    Vielleicht nützt es Ihnen etwas.”
    Nina rappelte sich auf - und plötzlich war ihr, als würde das Zimmer von einem grellen Blitz erhellt. Sie sah einen gleißenden Wirbel, der sich gleich darauf in etwas dunkel Schimmerndes, Pelziges verwandelte. Einen Moment später erkannte sie, dass es sich um einen Nerzmantel handelte, den eine junge Frau, die sich vor ihr drehte, trug. Das Haar der Frau war im Nacken zu einem französischen Knoten verschlungen, und sie lächelte Nina an. Nina glaubte eine helle, melodische Stimme zu hören, die zu ihr sagte: „Na, wie gefällt er dir?”
    Dann wurde sie erneut von einem Blitz geblendet. Sie zwinkerte. Sie stand in ihrem Wohnzimmer, allein mit Mike, der sie verwundert ansah.
    „Nina, hören Sie mich? Was ist denn?”
    „Wieder ein Erinnerungsblitz, vermutlich. Wie vorhin im Restaurant, als ich diese beiden Männer vor meinem geistigen Auge sah. Diesmal war es eine blonde Frau. Sie trug einen Nerzmantel. Und ich glaube”, fügte sie langsam hinzu, während sie versuchte, sich jedes Detail dessen, was sie eben gesehen hatte, wieder ins Gedächtnis zurückzurufen, „sie stand hier in diesem Zimmer.”
    „Haben Sie sie erkannt?”
    Sie schüttelte bedrückt den Kopf. „Vielleicht komme ich ja noch drauf.”
    Wieder verspürte er Mitleid mit ihr. „Ganz bestimmt”, versuchte er ihr Mut zu machen.
    Nina erbebte. Der tröstliche Klang in Mikes Worten erinnerte sie an seinen Tonfall, als sie nach der Schießerei hilflos auf der Straße gelegen hatte. Und es schockierte sie, wie gut es ihr tat, wenn er mit dieser warmen, fast zärtlichen Stimme auf sie einredete. Aber es tat ihr nicht nur gut; zugleich erregte es sie und verursachte ihr eine Gänsehaut. Einen Augenblick später hatte sie sich wieder in der Gewalt. Wenn er wüsste, dass du das Tagebuch unter der Matratze versteckt hast, würde er wahrscheinlich gar nicht mehr so zärtlich klingen.
    „Vielleicht hilft Ihnen das ja weiter”, sagte Mike, und sie sah, dass er ihr noch immer dieses kleine Buch hinhielt. Wahrscheinlich war es ein Adressbuch. Sie nahm es und klappte es auf. Die erste Seite war für wichtige Telefonnummern vorgesehen. Hier hatte sie das Wort Mom hineingekritzelt, gefolgt von einer Telefonnummer.
    „Die Vorwahl ist Florida”, sagte Mike.
    „Danke.” Nina hielt das Buch in Händen und starrte mit tränenverschleierten Augen darauf.
    „Ich glaube, ich bin noch nicht stark genug, um meine Mutter anzurufen”, erklärte Nina unsicher. „Ich fürchte, ich bin ziemlich aus dem

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