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Der Coup von Marseille

Der Coup von Marseille

Titel: Der Coup von Marseille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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mich angefahren hat, als gestohlen gemeldet – das deutet auf die Arbeit von Profis hin. Sie benutzen nie ihre eigenen fahrbaren Untersätze. Hier, schaut euch das mal an.« Er klappte seinen Laptop auf und übersetzte den Text ins Englische.
    Die Schlagzeile, die auf dem Bildschirm erschien, verlieh dem Artikel einen dramatischen Auftakt: DEM TOD AUF DER CORNICHE UM HAARESBREITE ENTRONNEN ; der Zusammenstoß wurde sehr detailliert geschildert und die Schlussfolgerung gezogen, dass hier geschickte Profis am Werk gewesen waren. Was dann kam, war reine Spekulation. Philippe hatte Wert darauf gelegt, keine Namen zu nennen, und sich auf die Fragen beschränkt: Warum war das Ganze ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt passiert? Wer steckte dahinter? Welche Motive hatten die Drahtzieher? Und am Ende folgten einige aufrüttelnde Worte, dass ein Angriff auf einen Journalisten mit einem Angriff auf die Pressefreiheit gleichzusetzen sei.
    »Na? Was haltet ihr davon?« Philippe klappte den Laptop zu und tätschelte ihn. »Könntet ihr wohl bitte ein Kopfbild von mir machen, bevor das Auge ausgeheilt ist, so ähnlich wie die Verbrecherfotos? Würde gut zu dem Artikel passen.«
    Elena schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, Philippe. Bist du sicher? Was diese Typen abziehen, ist kein Spiel.«
    »Ich denke, Philippe hat ganz recht«, entgegnete Sam. »Damit dürfen sie nicht ungestraft davonkommen. Falls Wapping dahintersteckt, und da können wir uns ziemlich sicher sein, wird er in wenigen Tagen nach England zurückkehren: auf Nimmerwiedersehen. Solange Philippe hierbleibt, befindet er sich in Sicherheit. Und wer weiß? Vielleicht sorgt diese Form der öffentlichen Aufmerksamkeit dafür, dass Wapping sich benimmt. Vielleicht ist damit sogar der Polizei geholfen.«
    Elena holte ihre Kamera und fotografierte Philippe, der vor einer schmucklosen weißen Wand posierte und sein Bestes tat, um grimmig und verunstaltet auszusehen. Sam begutachtete das Bild auf dem winzigen Display der Kamera, dann zeigte er es Philippe. »Toll. Du siehst aus wie eine Leiche. Sag den Jungs von der Zeitung, dass sie ja nichts retuschieren.«
    Reboul war von seiner kurzen Geschäftsreise, die ihn nach London geführt hatte, zurückgekehrt. Sams Anruf wurde mit einem lang anhaltenden Stöhnen beantwortet, dass Freud oder Leid bedeuten konnte, bevor Reboul seiner Stimme wieder mächtig war. »Tut mir leid, Sam. Ich werde gerade durchgeknetet, und sie hat Daumen aus Stahl, diese Masseurin.«
    »Wie war die Reise?«
    »Ein wenig seltsam. Es gab Zeiten, da dachte ich, ich wäre noch in Frankreich. Sie wissen ja, heute leben zwischen drei- und vierhunderttausend Franzosen in London. In South Kensington ist eine Art Edelghetto entstanden, La Vallée des Grenouilles genannt – das Froschtal – und Teile von London sehen genauso aus wie Paris bei schlechtem Wetter. Wie sich die Welt verändert hat! Und nun erzählen Sie – was gibt es Neues?«
    Reboul hörte schweigend zu, als Sam ihm einen Bericht über die Ereignisse der letzten Tag lieferte, wobei die Unterredung mit Patrimonio ihn besonders zu belustigen schien. Er unterbrach ihn nur mit einem gelegentlich gemurmelten »très bien«, bis Sam auf das Thema Philippe zu sprechen kam.
    »Sie meinen, Sie haben ihm alles erzählt? Diesem Journalisten? Ist er verschwiegen? Die meisten haben keine Ahnung, was das bedeutet!«
    »Er hat mir zugesichert, dass er Ihren Namen heraushält bis zu Ihrem Auftritt als Geldgeber und Retter in der Not. Ich kenne ihn. Er ist auf unserer Seite, dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Vertrauen Sie mir.«
    Sam legte auf und betete insgeheim, dass Philippe wirklich zu seinem Wort stand. Er wusste, wie schwer es ihm fallen würde, das instinktive Bedürfnis des Journalisten zu unterdrücken, eine Nachricht als Erster herauszubringen, aber er war sicher, dass Philippe eine Ausnahme war, ein ehrenwerter Mann.
    Ein weiteres Telefonat folgte, dieses Mal mit Miss Perkins. Ob sie auch alles habe, was sie für die Präsentation benötige? Sie versicherte ihm, dass er sich keinerlei Sorgen zu machen brauche.
    »Ich bin mit der Übersetzung Ihres Vortrags schon fast fertig, mein Lieber. Sehr schön, trotz der einen oder anderen merkwürdigen Redewendung und Phrase – wie ›Lebensstil‹ und so weiter. Aber das ist verzeihlich, schließlich sind Sie ja Amerikaner. Wie auch immer, morgen früh steht alles zur Verfügung, um gedruckt und gebunden zu werden. Das Ganze ist ziemlich aufregend, finden

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