Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Coup von Marseille

Der Coup von Marseille

Titel: Der Coup von Marseille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
Vom Netzwerk:
hatte, die er mit Annabel teilte, fühlte er sich erheblich zuversichtlicher.
    Am darauffolgenden Morgen, wieder an ihrer alten Stelle in der Baie du Grand Soufre vertäut, hatte sich die Floating Pound von ihrer Talfahrt erholt und dümpelte wieder in ruhigen Gewässern vor sich hin. Lord Wapping war beim Frühstück sichtlich aufgeräumt. Annabel vergaß ihren Missmut angesichts der Aussicht auf einen voll finanzierten Streifzug durch die edelsten Boutiquen in Marseille, gefolgt von einem Mittagessen im Peron.
    Ray Prendergast hatte die atmosphärischen Veränderungen an Bord mit einem soliden englischen Frühstück gefeiert, bestehend aus Würstchen, Schinkenspeck, Eiern, gebackenen Bohnen und zwei dicken, fetttriefenden Scheiben Brot, in der Pfanne geröstet. Und die Besatzung, ein wenig enttäuscht nach dem flüchtigen Blick auf die wohlhabende Tugendhaftigkeit von Saint-Tropez, war über die Rückkehr nach Marseille gleichermaßen erfreut, da sich hier bessere Chancen für wohlfeile Laster aller Art boten.
    Lord Wapping summte die ersten Zeilen von My Old Man’s a Dustman vor sich hin, einem uralten Song, der ihn stets aufzumuntern pflegte, während er die erste Zigarre des Tages auswählte. Er war zuversichtlich und wohlwollend gestimmt, wie so oft nach der Lösung eines kniffligen Problems, und zitierte Ray Prendergast in seine Kabine, um ihn an seinen Gedanken teilhaben zu lassen.
    »Ich denke, ich habe die Nuss geknackt, Ray – diesen verdammten Amerikaner und seine Strandhütten. Wir müssen ihn irgendwie kaltstellen, und ich weiß auch schon wie. Ich werde es dir erklären.«
    Er erläuterte seine Idee, wobei sich Prendergasts Miene nach und nach veränderte, von Schock zu Zweifel und am Ende zu eingeschränkter Zustimmung. »Ein bisschen heikel, die ganze Sache, Billy, aber es könnte funktionieren. Ich werde mal ein Wörtchen mit Brian und Dave reden. Ist im Grunde ja nur eine Frage der Gelegenheit, nicht wahr? Wenn man den richtigen Augenblick abpasst, dürfte eigentlich nichts schiefgehen. Als Erstes müssen wir herausfinden, wo er wohnt. Ach ja, und noch etwas: Wir brauchen einen Arzt, einen entgegen kommenden. Du weißt, was ich meine, oder?«
    Wapping nickte. »Das überlass mir.« Mit einer lässigen Handbewegung verabschiedete er Prendergast, bevor er zum Telefon griff.
    »Jérôme? Ich hätte da ein paar Fragen an Sie. Ich habe über unser kleines Problem nachgedacht und muss wissen, wo unser Freund für die Dauer seines Aufenthalts in Marseille wohnt. Haben Sie seine Adresse?«
    »Gewiss.« Patrimonio griff in seine Schreibtischschublade und holte einen Aktenordner hervor. »Alle Teilnehmer der Ausschreibung mussten beim Registrieren Ihre Kontaktdaten hinterlassen. Mal sehen. Ach ja, hier steht es: Chemin du Roucas Blanc. Brauchen Sie die volle Adresse und die Telefonnummer?«
    Patrimonios Neugierde gewann die Oberhand, während sich Wapping Notizen machte. »Was haben Sie im Sinn?«
    »Oh, mal dies, mal das, so einiges. Und hier gleich die zweite Frage: Ich brauche einen Doktor – einen fügsamen, der tut, was man ihm sagt, ohne Fragen zu stellen. Sie wissen schon.«
    Es traf sich gut, dass Patrimonio bereits mehrmals die Dienste einer helfenden Hand in Anspruch genommen hatte, um die Folgen gewisser Mesalliancen mit jungen Damen abzu wenden. Er räusperte sich. »Dabei könnte ich Ihnen vielleicht behilflich sein. Was für eine Aufgabe haben Sie diesem Arzt zuge dacht?«
    »Jérôme, ich glaube, das wollen Sie lieber nicht wissen.«
    »Natürlich nicht. Nein. Nun, ich könnte Ihnen Dr. Hoffmann empfehlen. Stammt aus Deutschland, sehr kompetent, sehr verschwiegen, sehr – wie soll ich es ausdrücken – kooperativ. Und sie spricht ausgezeichnet Englisch.
    »Sie?«
    »O ja. Aber keine Sorge – sie kann alles, was ein Mann auch kann. Möchten Sie, dass ich mich mit ihr in Verbindung setze?«
    Wapping lächelte, als er den Hörer auflegte. Der Tag ließ sich doch besser an als erwartet.
    Da die Präsentation vorüber war und die zusätzlichen Fragen der Ausschussmitglieder beantwortet waren, hatten Sam und Elena nichts weiter zu tun, als die Daumen zu drücken und auf die Entscheidung zu warten. Deshalb beschlossen sie, sich eine Pause zu gönnen und sich das arrière-pays anzuschauen, das Hinterland – sprich die tiefste Provinz hinter und westlich von Marseille.
    Sie erkundeten die Gebirgskette der Provence, den Luberon und die Alpilles, wo Gerüchten zufolge Filmstars, hochkalibrige

Weitere Kostenlose Bücher