Der Cowboy
zugeben, mir auch.” Jo wollte mit ihm schlafen, wie sie noch nie in ihrem Leben etwas gewollt hatte. Aber das Schlagen der Trucktüren holte sie in die Realität zurück. Voller Bedauern beobachtete sie, wie Quinn die Treppe nach oben lief, und ging ins Badezimmer, um ihr Haar wieder etwas in Ordnung zu bringen.
Quinns Gefühle waren ein heilloses Durcheinander. Es gab nur eines, dessen er sich sicher war: Er würde niemals zulassen, dass Jo die
Bar None
aufgab, nur weil
er
sich nicht zusammenreißen konnte.
Emmy Lou kam mit großem Tamtam ins Haus geschneit. Quinn hatte den Verdacht, dass sie sich mit Absicht lautstark ankündigte, für den Fall, dass sie ihn und Jo überraschte.
“Ich bin wieder da-ha!”, rief sie und schloss die Haustür mit einem Knall.
“Brauchen Sie Hilfe?”, rief Quinn die Treppe hinunter. Er war fast schon wieder in Form – fast.
“Nein, danke!” Sie klang atemlos und aufgeregt.
Quinn musste grinsen. Wenigstens waren er und Jo nicht die Einzigen, die etwas zu verbergen hatten.
Langsam ging er nach unten und betrat das Wohnzimmer. Als er sich wieder auf das Sofa setzen wollte, huschte etwas zwischen seinen Füßen hindurch und verschwand zwischen den Couchbeinen. Er schreckte zurück und stieß dabei den Couchtisch um.
“Was ist denn das für ein Lärm?”, fragte Emmy Lou und stürmte ins Wohnzimmer.
“Bleiben Sie zurück!” Quinn sah sich hektisch nach einer Waffe um und packte die Kohleschaufel, die am Kamin lehnte.
“Haben wir Viechzeugs hier drin?”, fragte Emmy Lou. “Eine Klapperschlange?”
“Nein, keine Schlange.” Quinn schlug das Herz bis zum Hals, aber er musste sich zusammenreißen. Immerhin war er gerade der einzige Mann im Haus.
“Aber was dann, um Himmels willen?”
“Ich weiß es nicht.” Er packte den Griff der Schaufel fester und hob sie über den Kopf, während er auf das Sofa zuschlich. “Irgendein Ungeheuer.”
“Eine Ratte?”, fragte Emmy Lou.
“Es gibt hier
Ratten
?” Quinn fragte sich ernsthaft, wie die Leute in Montana nachts auch nur ein Auge zubekamen.
“Aber sicher!”
“Für eine Ratte oder Maus hatte es viel zu viele Beine.”
“Ach, bloß ein Insekt.” Glucksend zog Emmy Lou einen Schuh aus und ging auf das Sofa zu.
“Bleiben Sie zurück!”, warnte Quinn sie. “
Ich
bin der Mann hier. Ich erledige das.”
“Wenn Sie das Ding mit der Schaufel erschlagen, verstreuen Sie überall Asche! Legen Sie die Schaufel weg und lassen Sie mich machen.”
“Es hatte Fangzähne!”
“Wirklich? Wie viele Beine waren es genau?”
“Zu viele.”
“Vermutlich eine Wolfsspinne”, sagte Emmy Lou nachdenklich.
“Eine
Wolfsspinne
?” Quinns Hände wurden feucht. “Die Viecher erlegen Wölfe?”
“Aber nein.” Emmy Lou bemühte sich, nicht zu lachen, wofür Quinn ihr sehr dankbar war. “Sie sehen nur gefährlich aus. Sie sind nicht giftig und fressen Schädlinge.”
Quinn fühlte sich noch elender. “Was für Schädlinge?”
Emmy Lou sah ihn mit blitzenden Augen an. “Wissen Sie, es ist wirklich mutig von Ihnen, mich beschützen zu wollen, wenn man bedenkt, wie viel Angst Sie vor Insekten haben.”
“Ich
habe
keine Angst!”
“Na klar.”
In diesem Augenblick erschien Jo im Türrahmen, und Quinn vergaß alles um sich herum, inklusive der Wolfsspinne. Jo hatte sich die Haare gekämmt und sich wieder anständig angezogen, dennoch konnte Quinn bei ihrem Anblick an nichts anderes denken als an ihre nackte Haut unter seinen Händen.
“Was ist denn los?”, fragte sie und betrachtete das Chaos. “Macht ihr Frühjahrsputz?”
“Sozusagen”, erklärte Quinn. “Komm bloß nicht näher, Jo. Wir jagen eine Wolfsspinne.”
“Echt? Ist ja toll! Wo ist sie denn?”
Er konnte nicht glauben, wie locker sie das nahm. “Unter dem Sofa”, antwortete er in unheilverkündendem Ton. “Unter dem
Sofa!
”, wiederholte er, als sie nicht reagierte. War ihr nicht klar, dass das Vieh sie jederzeit hätte attackieren können, während sie sich nackt und ahnungslos miteinander vergnügt hatten?
“Dann müssen wir das Sofa wohl verrücken”, schlug Jo ungerührt vor.
“Nein, Jo. Du fällst in Ohnmacht, wenn du das Ding siehst. Es ist
riesig
!”
“Das sind sie immer.”
“Wie du willst, Prinzessin.” Quinn verschränkte die Arme, aber die Schaufel ließ er nicht los. “Verschieb das Sofa und wirf einen Blick auf Fräulein Wolfsspinne. Aber gib mir nicht die Schuld, wenn du dich zu Tode erschrickst. Ich habe dich
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