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Der Dämon aus dem grünen See

Der Dämon aus dem grünen See

Titel: Der Dämon aus dem grünen See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Landauer
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hatte, schon minutenlang zu schwimmen, wurde der Abstand zum Strand nicht kleiner. Und obwohl das Wasser dank seines „Partners“ in den letzten Jahren immer mehr zu seinem Element geworden war, schien es ihn jetzt nicht mehr tragen zu wollen. Sein Körper fühlte sich bleischwer an, jede Bewegung kostete ihn übermenschliche Kraft. Immer wieder fielen ihm die Augen zu, und er begann zu sinken. Das Letzte, was er bewusst wahrnahm, war ein Büschel des Seesalats, dessen schlanke Blätter sich unter Wasser sanft hin und her wiegten. Dann wurde es dunkel.
    Mit der Reisetasche über der einen und ihrer Umhängetasche über der anderen Schulter durchquerte Cassie den kleinen Park, der sich an ihr Wohngebiet anschloss. Linda wohnte auf der anderen Seite der belebten University Street, zu Fuß etwa zwanzig Minuten entfernt.
    Inzwischen war es schon nach fünf Uhr nachmittags, und im Park herrschte reges Treiben. Auf der großen Rasenfläche in der Mitte saßen viele Grüppchen und Pärchen beim Picknick, auf dem Kinderspielplatz waren alle Spielgeräte umlagert. Jogger und Walker drehten ihre Runden, und ein paar Hunde tobten in dem Spielbereich, der für sie abgezäunt war.
    Cassie hatte schon fast das andere Ende des Parks erreicht, als ein schriller Schrei ertönte, der ganz und gar nicht nach Spiel oder Spaß klang. Erschrocken blieb sie stehen und blickte sich suchend um.
    Zuerst konnte sie nichts Ungewöhnliches entdecken. Dann sprangen die Menschen auf der Rasenfläche nach und nach auf und rafften ihre Sachen zusammen.
    Sie riefen wild durcheinander und deuteten mit den Fingern auf etwas, das sich schnell über das gemähte Gras bewegte – direkt auf Cassie zu.
    „Gehen Sie lieber weiter“, hörte sie einen älteren Mann neben sich sagen. „Das ist ein besonders dickes Biest. Passen Sie auf, sonst werden Sie noch gebissen. Ungewöhnliches Verhalten für eine Ratte.“
    Eine Ratte? Für Cassie sah das Tier, das sich immer noch in gerader Linie auf sie zubewegte, von der Größe her eher aus wie ein Kaninchen. Doch dann erkannte sie das glatte, schwarz glänzende Fell und die spitze Schnauze.
    Der Mann neben ihr nahm sie am Arm und zog sie weiter. „Kommen Sie“, drängte er.
    Gehorsam ging sie ein paar Schritte weiter, blickte aber noch mal über die Schulter. Die Ratte hatte die Richtung geändert und hielt nach wie vor in direkter Linie auf sie zu.
    Hastig ließ sie den Park hinter sich, bedankte sich mit einem Nicken bei dem Mann und ging über die Straße. Kaum hatte sie die andere Seite erreicht, als hinter ihr Bremsen quietschten. Dann gab es einen dumpfen Knall, etwas flog in hohem Bogen über die Straße und landete mit einem ekligen Klatschen direkt vor ihren Füßen.
    Entsetzt prallte Cassie zurück. Die Ratte war offensichtlich bei dem Zusammenstoß mit dem Auto gestorben, doch äußerlich war sie nicht verletzt. Trotzdem bildete sich jetzt eine dunkle Lache um den Körper. Kein Blut. Sondern Wasser.
    Unwillkürlich tastete Cassie nach der Flasche in ihrer Umhängetasche. Sie war fest verschlossen, und das Wasser darin sah ganz normal aus.
    Wie soll es auch sonst aussehen? dachte sie ärgerlich. Das mit der Ratte konnte alle möglichen Gründe haben. Vielleicht hatte sie Gift gefressen, und ihre Eingeweide hatten sich verflüssigt.
    Angeekelt stieg Cassie über den Kadaver und beeilte sich, in Richtung University Avenue zu kommen. Normalerweise liebte sie diese bunte Einkaufsstraße mit ihren Restaurants und Läden, doch jetzt hastete sie sie entlang, ohne nach rechts oder links zu schauen.
    Vielleicht konnte sich Linda das Auto ihrer Mutter leihen, um nach Tahoe zurückzufahren. Sie mussten ja nicht lange bleiben. Nur so lange, bis sie David gefunden hatten.
    „Cassie? Was machst du denn hier? Ich dachte, du bist in Hawaii!“
    Überrascht drehte Cassie sich um. Tom? Der angeblich in New York war? Also war das Ganze tatsächlich nur eine lahme Ausrede gewesen, wie sie von Anfang an geahnt hatte. Sie holte tief Luft, um ihm zu verkünden, was sie von ihm hielt. Doch bevor sie etwas sagen konnte, veränderte sich sein Gesichtsausdruck, und er fügte leiser hinzu: „O nein … ist etwas passiert?“
    Hin- und hergerissen hielt sie inne. Eigentlich wollte sie nicht noch mehr Zeit verlieren, aber er blickte sie auf eine Art an, die sie daran hinderte, ihn einfach stehen zu lassen. Das ging ihr immer so. Die paar Male, die sie sich gestritten hatten, hatte sie ihm einfach nie lange böse sein

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