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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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Nachhinein betrachtet, konnte er ihre Beweggründe beinahe nachvollziehen. Ein Leben in ewiger Dunkelheit, wer könnte da nicht verstehen, dass man sich auf die ein oder andere Weise Augen beschaffen wollte. Ob sie es überhaupt jemals schaffen würden, mit den Augen anderer Menschen zu sehen? Soviel Ben wusste, war das medizinisch gesehen total unmöglich. Doch sie waren ein kluges Volk, wenn man bedachte, was sie alles verwirklicht hatten, trotz ihrer misslichen Lage. Womöglich hätten sie sogar eine Art Augenübertragung hingekriegt, dachte der Junge. Aber er war dennoch dankbar dafür, dass sie die Augen der Blauen Gruppe nicht bekommen hatten. Nur diejenigen von Luna. Und als er an diesen boshaften Kerl dachte, wunderte er sich, dass sie keinen Schuss gehört hatten, als die Sandmenschen Luna angegriffen haben. Warum hatte er seine Flinte nicht benutzt? Vielleicht hatte er ja längst keine Munition mehr gehabt, und sie waren von ihm den ganzen langen Weg durch die Wüste gehetzt worden mit einer leeren Schrotflinte. Er würde es nie erfahren.
     
    Die Nacht war mild und ruhig gewesen. Und als die Sonne aufging über den fernen blauen Bergen mit den weißen Kappen, erwachte das Tal erneut zum Leben und war beinahe noch schöner als am Tag zuvor. Alle Tiere des Vortages waren wieder erschienen und genossen die frühen Sonnenstrahlen. Die Schmetterlinge naschten an den Tropfen des leichten Nachttaus, die wie verzaubert das Sonnenlicht reflektierten und die Wiese in einen einzigen grünen Diamanten verwandelten. Die Vögel am Himmel sangen ihre fröhlichen Lieder, die Tiere in den Bergen und auf den nahen Hügeln traten aus ihren nächtlichen Unterkünften heraus und begrüßten den neuen Tag. Das Leben ging weiter. Und das Abenteuer auch!
    Nach dem Frühstück, endlich mal wieder ein frischer Salat Marke Paradies, nahmen sie einmal mehr ihr Hab und Gut und machten sich auf den Weg. An diesem Tag umrundeten sie den kleinen See und gelangten in den kleinen Tannenwald, der zum Glück keine Ähnlichkeit mit demjenigen der Poltans aufwies. Und auch lebten keine Wesen in ihm, die sie belügen oder Streit heraufbeschwören konnten. Nur ein paar scheue Rehe, die Yoghi das Wasser im Munde zusammenlaufen ließen.
    „Wie lange hält eigentlich noch unser Proviant vor?“, fragte er folgerichtig.
    „Lass mal überlegen“, antwortete Ben. „Noch etwa zwei Dutzend von unseren geliebten Vollkornriegeln, drei Dosen Büchsenmilch für die Katzen, vier Dosen mit Trockenfleisch und ein paar vergammelte Chips in einer angebrochenen Tüte, wenn ich das richtig im Kopf habe.“
    „Die gehören mir!“, maulte Charly. „Hab ich mir damals in Human Town geholt. Ganz für mich allein!“
    „Macht dir auch keiner streitig, die ranzigen Dinger!“, lästerte Ben. „Und Wasser haben wir fürs erste genug, dem See sei dank. Aber in den nächsten zwei, drei Tagen sollten wir uns irgendwo Nahrungsnachschub besorgen. Sonst sieht's mau aus.“
    „Oder wir leben von den Gaben von Mutter Natur“, meinte Lisa.
    „Prächtige Idee“, entgegnete der dicke Wirt. „Wie wär's mit Mutter Naturs Rehrücken?“, schlug er vor, und wieder lief ihm das Wasser im Munde zusammen.
    „Ich meinte Salat und Gemüse“, korrigierte Lisa.
    „Schade.“
    „Und ein paar neue Klamotten, Zahnbürsten und einen heißen Kaffee könnten wir auch mal wieder vertragen. Von einer Dusche und Deo ganz zu schweigen.“
    Nessy blickte an sich herab. Sie hätte sich selbst kaum wiedererkannt: Verfilzte Haare, eine nahezu totes T-Shirt, übler Sonnenbrand, Jeans, die kurz vor dem  Verfallsdatum standen und Schuhe, die nur noch lose an ihren Sohlen hingen. Und zur Krönung noch die schmutzige Baseballkappe auf dem Kopf. Ein Bild des Jammers. Aber auch die anderen sahen mehr oder weniger genauso abgerissen aus.
    „Aber einen Supermarkt werden wir in den nächsten Tagen hier wohl kaum finden“, befürchtete Ben. „Muss es halt so gehen. Leider. Aber wir haben schon Schlimmeres erlebt.“
    „Weiß Gott!“, meinte Charly.
    Schweigend setzten sie ihren Weg in Richtung Bergkette fort. Warum, das wussten sie eigentlich nicht, aber es schien die richtige Richtung zu sein, wenn sie an Meister Athrawons Karte zurückdachten. Leider hatte der fiese Luna sie ihnen gestohlen. Aber es sollte auch so gehen. Am Abend erreichten sie den ersten nennenswerten Hügel. Sie beschlossen, darauf die Nachtruhe einzulegen, da sie im Mondlicht nicht genau erkennen konnten, was sie hinter

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