Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
Vom Netzwerk:
Eislutscher zwischen den Eiern. Und meine Hände. Reine Eisklumpen. Dreh mal die Klimaanlage runter, Leery.«
    »Die läuft gar nicht«, sagte Leery. »Ich hab nicht mal die Ventilatoren an.«
    »Mir ist eiskalt!« sagte Dilford. Und mit einem Mal spürte er, daß ihm der Unterkiefer zuckte. Plötzlich klapperten ihm die Zähne.
    Dolly legte ihre kalte Hand auf Dilfords kalte Hand.
    »Mir ist eiskalt!« sagte Dilford. »Ich krieg wohl echt die Grippe.«
    »Gib ihm 'n Doppelten«, sagte der Schreckliche Tscheche.
    »Ehrlich, als ob ich jede Menge Eislutscher zwischen den Eiern hätte«, lachte Dilford, aber seine Zähne schlugen gegeneinander. »Ist das k-k-kalt!«
    »Wahrscheinlich war das ja gar nicht richtig real, alter Junge«, sagte der Schreckliche Tscheche. »Gib ihm noch einen, Leery.«
    »Er hat den ersten noch nicht bezahlt«, sagte Leery.
    »Gib ihm den verfluchten Drink, oder ich drück dir deinen Truthahnhals zu, bist du kollerst!« Dann sagte der Schreckliche Tscheche zu Dilford: »Mach mal die Augen zu und schluck's runter.«
    Dilford hatte drei Doppelte von Leerys Barwhiskey intus, was normalerweise die Garantie dafür ist, daß man blind wird, ehe seine Zähne endlich aufhörten zu klappern und seine Eier allmählich auftauten.
    Die zweite seltsame Sache, die Dilford passierte, war die, daß Dolly gemeinsam mit ihm Drink für Drink runterkippte und daß seltsamerweise keiner von ihnen betrunken wurde. Sie redete sogar ganz vernünftig mit ihm und hielt dabei ununterbrochen seine eiskalte Hand. Im Verlauf des Abends leerten sie gemeinsam eine Schüssel von Leerys widerlichem Clam Chowder und unterhielten sich über Filme.
    *
    Mario Villalobos hatte bereits drei Wodka getrunken, als Lupe Luna in dem mexikanischen Restaurant aufkreuzte.
    »Hi, Sergeant«, sagte sie, als sie sich an seinen Tisch in der Bar setzte.
    Für die Gegend hier draußen war es ein erstaunliches Restaurant. Die Kellner trugen Jacketts und schwarze Krawatten, und alle Tische waren mit Leinentüchern, geschliffenen Gläsern und einer langstieligen Rose hübsch gedeckt. Die Damentoilette stand voller Blumen, wie Lupe zu ihrer weiteren Überraschung feststellte. Natürlich gab's das unvermeidliche Gemälde eines Aztekenhäuptlings, der sein totes Mädchen beweinte, der Beweis dafür, daß selbst die Azteken zu ihren Lebzeiten ihre Herz-und-Schmerz-Schnulzen brauchten. Mexikanische Musik ertönte vom Tonband, und die Salsa war ebenso frisch und heiß wie die Tortillachips, mit denen Mario Villalobos die Salsa auslöffelte.
    »Hilft einem hier der Kellner, diesen Margarita hochzustemmen?« fragte sie.
    Es war ein Schwenker, der die Größe eines Goldfischglases hatte. Er leckte das Salz vom Rand seines Glases ab und sagte: »Trinken Sie ruhig zwei davon. Bei 'ner Frau wie Ihnen war mir echt kein Trick zu billig. Ich würd Sie sogar mit raus ins Auto nehmen und Polizeifunk hören, wenn ich glauben würde, daß es hilft.«
    »Zweifeln Sie denn daran?« Sie lächelte und präsentierte ihm dabei ihren leichten Überbiß, der ihn wieder völlig verrückt machte. »Kriegt man Frauen mit 'nem kleinen Räuber-und-Gendarm-Spielchen nicht immer rum?«
    »Lady, in der Lebensphase, in der ich bin, hilft nichts«, sagte er. »Meine Nervenzellen sind total versteinert. Mordfälle aufklären, das ist so ungefähr das einzige Vergnügen, das ich noch hab.«
    »Wieso Mordfälle? Ich dachte, es geht hier um Juwelendiebstahl?«
    »Ja, sicher … ich meine bloß, noch lieber würd ich Mordfälle aufklären. Im Augenblick ist es natürlich nur 'n Juwelendiebstahl.«
    »Ich weiß nicht, wie sexy ich den Polizeifunk tatsächlich finden würde«, grinste sie und hob das riesige Glas mit beiden Händen hoch. »Aber ich geb zu, daß ich mir unheimlich gern Polizeifilme anschau. Und ich lese mit Begeisterung mysteriöse Kriminalromane.«
    »Ich haß alles, was mysteriös ist«, sagte er. »Alles, was mysteriös ist, macht mich wahnsinnig. Ich könnt tatsächlich schon wahnsinnig werden, wenn ich die Sache, an der ich gerade arbeite, nicht aufklären kann. Ich rotiere da allmählich. Ich bin aber zu müde, um zu rotieren. Seit ewig hab ich nicht mehr so rotiert.«
    »Aber wieso ist denn dieser Fall so besonders mysteriös? Sie müssen doch bloß rauskriegen, welcher Professor an diesem Abend in dem Restaurant mit 'nem jungen Mädchen rumgezogen ist. Eher einfach und unkompliziert.«
    »Einfach und unkompliziert«, sagte Mario Villalobos. »Wie schmeckt Ihnen die

Weitere Kostenlose Bücher