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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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war offensichtlich völlig durcheinander und hatte jegliche Orientierung verloren und ignorierte die Kommandos von Hans. Ludwig riß Hans fast die Kette aus der Hand und mußte von Hans und Jane Wayne und Runzel-Ronald mit vereinten Kräften weggezerrt werden, bevor sie die Tür hinter Gertie zumachen konnten.
    »Also, Ronald, du hast ja recht gehabt«, sagte Jane Wayne, als sie wieder in ihren Wagen stiegen. »Heute ist tatsächlich 'n guter Cop gestorben.«
    *
    Earl Rimms war mittlerweile genauso durcheinander wie der Schreckliche Tscheche, und außerdem hatte ihn eine Scheißangst gepackt. Er war dem Hund entkommen, und jedesmal, wenn er geglaubt hatte, er sei auch dem Monstercop entwischt, war er kurz stehengeblieben, hatte eine Verschnaufpause gemacht, sich den Schweiß aus dem Gesicht gewischt und sich mit seinem schmalkrempigen Strohhut Luft zugefächelt. Und jedesmal, wenn er glaubte, das Schlimmste sei jetzt vorbei, kam der riesige Streifencop um die Ecke geflitzt, und die Verfolgungsjagd ging wieder los.
    Sie waren den Wilshire Boulevard in westlicher Richtung hinuntergerannt, vorbei am Sheraton Town House Hotel, und hatten damit einigen Touristen aus Toledo eine Riesenshow geboten. Sie hatten sich mehrere Häuserblocks weit aus dem Fahndungsbereich entfernt. Sie waren durch Apartmenthäuser gelaufen, zur Vordertür rein, zur Hintertür raus. Sie waren quer über verkehrsreiche Straßen gerannt, über Mauern geklettert und durch schmale Gassen gejagt. Sie waren beide von erschreckten Hunden bedroht worden und hatten ihrerseits die Menschen erschreckt, indem sie an Zäunen hochkletterten oder sie einfach niedertrampelten.
    Der Schreckliche Tscheche blutete im Gesicht und an den Händen, und obgleich er fest davon überzeugt war, daß er allenfalls noch hundert Herzschläge vom Infarkt entfernt war, konnte er einfach nicht stehenbleiben. Er war, wie Gertie, ein Produkt seiner Ausbildung, und er hetzte der Spur nach wie ein Monsterpolizeihund.
    Zweimal hatte er Earl Rimms fast in Schußweite, als der gerade über einen Zaun kletterte. Aber immer, wenn sie einander so nahe waren, daß sie sich beinahe riechen konnten, gelang es dem flüchtenden Ganoven, sich mit einem völlig unerwarteten Trick aus der Feuerlinie zu bringen, beispielsweise, indem er durch die Tür eines Inneneinrichtungsladens am Wilshire Boulevard stürzte und hinten wieder rausrannte, während die Kunden loskreischten. Der Schreckliche Tscheche brüllte Earl Rimms und gleich darauf einem Schwarm von Schaufensterbummlern, die ihm vor dem Kaufhaus Bullocks am Wilshire vor die Füße gerieten, schlimmste Flüche und Drohungen nach.
    Es war eine Marathonverfolgungsjagd, die in die Geschichte der Rampart Division eingehen würde. Vor allem wegen ihres merkwürdigen Endes. Es stellte sich nämlich heraus, daß Earl Rimms gewonnen hatte. Er hängte den Schrecklichen Tschechen an der Ecke der Siebten Straße und der Magnolia endgültig ab, als der Streifencop nur noch erschöpft und verwirrt im Kreise herumlief. Die Sonne und der Smog und der Verkehrslärm hatten den riesigen Cop schwindlig gemacht, und er hatte völlig die Orientierung verloren.
    Sekundenlang glaubte der Schreckliche Tscheche, er sei vom Atomblitz getroffen worden. Ein Geräusch in seinem Kopf hörte sich an wie anfliegende Raketen vor dem Einschlag damals in Vietnam. Er mußte sich auf den Bordstein setzen und bettete seinen riesigen Kopf zwischen seine Knie. Schon nach wenigen Sekunden jedoch hob der Schreckliche Tscheche sein schweißüberströmtes Gesicht wieder. Er wollte ums Verrecken gern töten. Er wollte morden.
    Genauso erging es Earl Rimms. Nachdem er die Verfolgungsjagd gewonnen hatte, nachdem sein Herz nicht mehr bis in den Hals hinauf hämmerte und nachdem die Angst etwas nachgelassen hatte, verspürte er eine wahnsinnige Mordlust. Er war stinksauer auf die ganze Welt. Auf die alte Irre, die nur Hundefutter in der Tasche hatte. Auf seine eigene Alte, die die Cops rief, bloß weil sie von ihm die Treppe runtergeschmissen worden war. Auf die Verwaltung von Los Angeles, die seiner Alten nicht so viel an Wohlfahrtsunterstützung zahlte, daß sie ihn anständig versorgen konnte, wodurch er wiederum gezwungen war, alte Irre wie beim Hammerwerfen herumzuschleudern. Auf geisteskranke Monstercops, die einem ständig auf den Fersen blieben wie Polizeihunde.
    Dann erspähte er diesen Arsch von Mexikano in dem kleinen Lieferwagen. Eine alte Frau in einem Mercedes wäre Earl Rimms

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