Der demokratische Terrorist
und zeigte auf die Wunden. Er brauchte sich nicht zu verstellen - es tat tatsächlich weh.
»Warum kommst du jetzt hierher und woher?« fragte Werner Porthun. Der feindselige Ton war unüberhörbar.
»Ich bin von Damaskus nach Athen und dann nach Frankfurt weitergeflogen. Dort habe ich ein paar Stunden gewartet. Dann buchte ich einen Flug nach Hamburg und bin mit der letzten Abendmaschine hergekommen. Dann bin ich mit der U-Bahn ein paar Stunden kreuz und quer durch die Stadt gefahren, für den Fall, daß mich jemand verfolgte, aber ich habe nichts dergleichen feststellen können. Ich wollte kein Risiko eingehen, bevor ich hierherkam.«
»Wer kennt diese Zusammenhänge?« ließ sich Friederike Kunkel wie aus der Pistole geschossen vernehmen.
Du elendes Weibsstück, dachte Carl, bevor er antwortete.
»Die Palästinenser. Der syrische Sicherheitsdienst. Der syrische Nachrichtendienst. Die wissen alle, daß wir Waffen gekauft haben. Die Palästinenser halten mich für tot. Was Abu Nidais Leute erfahren haben, weiß ich nicht, kann es auch nicht wissen.
Die Syrer werden unter allen Umständen das Maul halten. Sie gehen ein furchtbares Risiko ein, wenn es herauskommt, daß sie in die Sache verwickelt sind. Und die Palästinenser kennen unser Ziel nicht.«
»Du hast es ihnen nicht verraten, aber das ist doch wohl nicht der Grund, daß du noch am Leben bist?« fragte Werner Porthun in dem gleichen feindseligen Tonfall wie eben.
»Warum hätten sie mich am Leben lassen sollen, wenn ich es ihnen erzählt hätte? Obwohl sie die beiden anderen getötet hatten?«
»Vielleicht bist du übergelaufen. Du sympathisierst ja mit diesen Kapitulanten unter den Palästinensern.«
Werner Porthun ließ also nicht locker.
»Sei nicht kindisch«, sagte Carl. »Wir haben jetzt keine Zeit für solche Albernheiten. Hätte ich etwa plötzlich redselig werden sollen, nachdem sie mich gefoltert hatten? Glaubst du etwa, die hätten mich aus alter Freundschaft gefoltert oder was?«
»Kannst du uns deine Verletzungen zeigen?«
»Ja, aber ich habe keine Lust, jetzt die Verbände aufzureißen. Wir müssen an wichtigere Dinge denken.«
»Ich verlange, deine Verletzungen zu sehen.«
Werner Porthun zögerte einen Augenblick, bevor er seine Forderung wiederholte.
»Genossen, ich verlange, daß er uns seine Wunden zeigt.
Das ist eine reine Sicherheitsmaßnahme. Das Ganze kann ein Bluff sein.«
Die anderen blickten unschlüssig drein.
»Wie bist du aus Syrien herausgekommen?« bohrte Friederike Kunkel weiter.
»Die syrische Sicherheitspolizei brachte mich in ein Militärhospital in Damaskus. Dort flickten sie mich zusammen, verhörten mich und ließen mich dann wie einen Aussätzigen laufen, weil sich plötzlich die schwedische Botschaft einschaltete.«
»Und warum hat sie sich eingeschaltet?«
»Die PLO-Leute riefen im Hotel an und sagten, ich sei ermordet worden. Das Hotel solle dafür sorgen, daß mein Paß zur Botschaft gebracht würde. Das taten sie dann auch.«
»Was passierte zwischen dir und der Botschaft?«
»Wir tauschten Beleidigungen aus. Ich bat sie, mich außer Landes zu schaffen und sich dann zum Teufel zu scheren. Dieses Arrangement paßte ihnen ausgezeichnet. Die wollten natürlich auch nicht, daß ich in Syrien bleibe.«
»Hätten sie nicht verlangen können, daß man dich direkt nach Schweden schickt?«
»Nein. Wie ihr wißt, habe ich kein Verbrechen begangen und stehe nicht auf der Fahndungsliste. Sie wollten mich nur möglichst schnell loswerden. Ich bin bei der Sicherheitspolizei immerhin ein registriertes Sicherheitsrisiko, darüber haben sie sich offenbar informiert. Ihr Verhalten mir gegenüber läßt jedenfalls nur den Schluß zu, daß sie über die Bekanntschaft mit mir nicht sonderlich entzückt waren.«
»Genossen, ich verlange, daß wir jetzt abstimmen. Wenn die Mehrheit es will, muß er uns seine angeblichen Schußverletzungen zeigen. Ihr müßt einsehen, daß es ernst ist, Genossen.
Wer dafür ist, bitte die Hand heben«, sagte Werner Porthun mit aggressiv lauter Stimme.
Er selbst und Eva Sybille streckten sofort die Hände hoch.
»Ihr seht doch, daß er verwundet ist. Was sollen diese Kindereien?« protestierte Martin Beer. »Ich bin entschieden dagegen.«
»Ich auch. Es ist unverschämt, einen Genossen so zu behandeln.
Ich bin dagegen«, sagte Monika mit leicht zitternder Stimme. Es wurde still. Alle blickten auf Friederike Kunkel, deren Stimme jetzt den Ausschlag gab.
»Wir sehen nach. So
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