Der Diamant des Salomon
arglos.
» W ie ich schon sagte, m an n i m m t an, daß die kupferne Schriftrolle ein Verzeichnis von versteckten Tempelschätzen aus Jerusalem ist. U nd David L eslau glaubt nun, daß es sich b ei diesem gelben Dia m anten um einen dies e r Schätze handelte.«
»Aus d e m Te m pel ? « Obwohl H a rry den Umgang m it Juwelen von religiöser Bedeutung gewöhnt war, weckte der Gedanke an einen Gegenstand aus dem T e mpel Scheu in ih m .
»Leslau m eint zu wisse n , wo das rit u elle Ver s te c k dieses Dia m anten gewesen sein könnte, und sagt, daß der Stein aus einer geplünderten genisa stammte.«
» W ie groß ist dieser Stein ? « brum m t e Harry.
»Zie m lich groß.« Akiva schlug in einem kleinen Notizbuch nach. »Zweihundertundelf Karat.«
Alfred Hope m an sah ihn m it einem m erkwürdigen Blick an. »Das ist der Dia m ant der Inquisition«, sagte er sofort.
»Ich h a tte i h n in Be r lin drei Mo n ate lang in m einem Sa f e. Das m uß so 1930 oder 31 gewesen sein.«
»Unseren Info r m ationen nach war es 1931«, sagte Akiva. » W enn es derselbe St ein ist. Die Verkäufer nennen ihn den ›Kaaba-Dia m anten‹«.
»S o heiß t e r be i d e n Mosl e m s « , s a g t e A l fred , »nac h d e m Geb ä ud e i n Mekka , d e m sic h all e M oh a mmedane r i m Gebe t zuw e nd e n . Al s de r Di a m an t d e r Kirch e g e hörte , hie ß er
»Da s Aug e Alex a nders « – b e n a nn t nac h ein e m Papst . Was fü r ei n Di a mant ! 211,3 1 Karat , al s B r iolett e m i t 7 2 Facetten geschl i ffen . 193 1 wurd e e r m i r vo n de r Fi r m a Sidne y Luzzatt i & Söhn e au s Ne a pe l zu r Re i nigun g übe r geben . Er gehör t eigentlic h i n ein e diese r hoh e n Mütze n – wi e heißen si e gleic h noc h mal , Har r y , Mitr a od e r s o ä hnlich ? «
»Beim Papst i s t d as e i n e Ti a ra. Die Tia r a des Heilig e n Gregor.«
»Genau. Jahre später hat d a nn ein Dieb den Stein aus dieser T i ara herausgelöst und ist m i t ihm einfa c h aus d e m vatika n ischen Museum spaziert. Das war das letzte, was ich von diesem Di a m anten gehört habe. Bis heute.«
»Er wurde 1946 aus dem Vatikan gestohlen«, sagte Akiva, »und 1949 still u nd leise v o m ägyptischen König Faruk gekauft.«
»Ah«, sagte Alfred.
»Das erklärt einiges«, sag t e Harry zu seinem Vater. Alfred m achte auf ihn plö t zlich einen zie m lich beno mm enen Eindruck. »Pa«, sag t e er. »Geht es dir gut ? «
»Ja, ja. Natürlich geht es m i r gut.«
»De r Diaman t is t abe r nich t i n de r List e vo n F a ruk s Besitztü m e r n , di e di e ägyptisch e Regi e run g a ufges t ell t hat , als e r seine n Thro n verlie ß un d f l oh« , s agt e Harry . »Ic h h a be mi r di e Ber i cht e vo n de r F a ruk-Auk t io n g e na u a ngeseh e n. Manch e de r dor t verste i gerte n D i ng e ware n wunde r schön, abe r da s m e ist e davo n wa r Kitsch . E r m u ß ein e n furch t bare n Geschmac k g e h a b t hab e n . Sein e e i nz i g e wirklich außergewöhnlich e Sammlun g wa r di e pornographische.«
»Für kleine Jungs vielleicht«, m u r m elte sein Vater. » E s gibt ein paar Dinge, die ein Mann m it einer Frau m achen sollte, der Rest sind sinnlose V errenkungen.« Alfred schloß die Augen und strich sich m it der Hand über die Wange. »Mein Gott«, sagte er.
»Nein, der Diamant tauchte nicht in den Auktionsberichten auf«, sagte Akiva. Er sah Harry an. »Wir wollen, daß Sie uns diesen Diamanten beschaffen.«
»Da muß ich Sie auf die Warteliste setzen«, sagte Harry. Essie, die mit einem Tablett voller Gebäck gerade auf sie zukam, und das Dienstmädchen, das mit dem Kaffeeservice vor ihr ging, blieben abrupt stehen und schrien auf.
Harry folgte ihren Blicken zum Gesicht seines Vaters, dessen linke Hälfte auf einmal aussah wie ein Teig aus schlechtem Mehl. Das Auge hing, geschlossen, nach unten, und der Mundwinkel war fast bis zum Kinn herabgesackt.
»Pa?« flüsterte Harry. Obwohl er nicht wußte, was bei einem Schlaganfall im Körper eines Menschen vorging, war ihm sofort klar, daß sein Vater eben einen solchen erlitt.
Alfred begann zu schwanken, und Harry fing ihn auf. Eine Scheibe Kuchen war von dem Tablett gefallen, und aus irgendeinem unerfindlichen Grund bückte sich Essie und hob sie auf. »Laß das!« herrschte Harry die Frau mit dem plumpen, verschreckten Gesicht an. »Ruf den Doktor.« Er hielt seinen Vater fest in den Armen und wiegte ihn langsam hin und her.
Der arrogante, alte
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