Der Diamant des Salomon
klar und leide n schaftlich.
Während draußen der H i m m el eine perlengraue Farbe annah m , wurde für Harry die fette, alte Frau z u m ersten Mal zu e i ner int e ressa n t e n Persönlic h keit.
In den Kartons waren auch Kontobücher, die sein Vater sorgfältig geführt hatte und die j e tzt so alt wa r e n , daß s i ch nicht ein m al m ehr die S t euerfahndung dafür interessieren würde. Aber drei Notizbücher, in denen Harry ebenfalls finanzielle Aufzeichnungen ver m u t et hatte, enthielten statt dessen Diagram m e zur Berechnung von Edelsteinschliffen. Kristallflächen und -achsen, die für die Brechung und Verteilung des Lichts in einem Stein wichtig waren, waren hier sorgfältig niedergeschrieben und m it detaillierten An m erkungen in Alfred Hope m a ns spinnen f adenfeiner Schrift versehen. W äh r end er so die Seiten durchblätterte, f i el Harry auf, daß se i n V a ter jeden wichti g en Edelstein, der je m als durch seine Hände gegangen war, in exakten Zeichnungen und Notizen beschrieben hatte. Diese Bücher enthielten die Geschichte der Dia m antenind u strie: Alfred Hop e m ans sagenumwobenes Gedächtnis.
Harry m ußte sich b i s z ur Häl f te d e s zweiten Notizbuc h es durcharbeiten, bis er die Aufzeichnungen seines Vaters zum Di a m a nten der Inquisition fand. Sie waren detailliert und genau, aber Harry war dennoch überrascht, denn er fand keinen Hinweis auf einen Makel in dem Stein, von dem sein V a ter auf dem Sterbebett gesprochen hatte.
Es war im m er noch zu früh, deshalb ging Harry erst ein m al unter die Dusche und m achte sich ein Frühstück, bevor er Herzl Akiva anrief und ihm von den Aufzeichnungen seines Vaters erzählte.
»Soll ich Ihnen das Notizbuch schicken ? «
»Bitte beh a lten Sie es b ei s i ch, Mr. Hope m an. W i e ich Ihnen bereits sagte, wollten wir diese Infor m ationen von Ihrem Vater ja nur, da m it Sie selbst den Stein besser erkennen können, wenn Sie ihn kaufen.«
»Ich habe es m i r aber im m er noch nicht anders überlegt.«
»Möchten S i e sich ein m al diese neue kupferne Schriftrolle ansehen ? «
Harry zögerte einen Mo m ent und h a tte schon verloren.
»Nicht so sehr, als daß ich desha l b zu Ihnen nach Israel kom m en würde.«
»Aber nach Cincinnati würden Sie doch kommen, oder ? «
»Natürlich.«
»Gehen Sie dort ins Büro Ihres Freundes Dr. Bronstein. Er wird Sie erwarten«, sagte Akiva.
5. Die kupferne Schriftrolle
H a r r y s t an d z wa r i n r e ge l m ä ßig e m Br ie fwe c h s e l m i t M a x B r ons t e i n , abe r e r hatt e i h n sei t Jahre n ni ch t m e h r gesehen . Al s Junge n ware n si e z u sa mm e n i n di e j e s ch iw a in Brownsvill e gegange n un d h a tte n ge m e insa m e Erinne r unge n a n l a ng e Ab e nd e , a n d e n e n s i e s t undenl a n g vor ihre n Kaffeetasse n gesesse n ware n un d sic h gegenseitig i n i h r e r Reb e ll i o n be s tärk t h a tten , bi s si e schl i e ßl ic h beid e i n de r La g e ge w e se n waren , i h r L e ben , d a s El t e r n und Le h r e r b e r e it s f ü r si e ve r p l an t hatten , selbs t i n di e Hand z u neh m en.
Harry hatte sich in die s er seltsa m en Zeit oft ge f ühlt wie ein Schwim m er, der gegen zwei gegenläufige Strö m ungen ankä m p fen muß. Sein Vater hatte sich m it seiner Flucht aus Deutschland selbst entwu r zelt, aber in Amerika hatte Alfred Hope m an plötzlich erkannt, wer er wirklich war. Hitler hatte aus einem Berli n er B onvivant einen Juden ge m acht, der sich fest an sein eth n isches Erbe klam m erte und wollte, daß auch sein Kind nie m als den Holocaust vergaß. Und so m ußte Harry auf eine hebräische Tagesschule gehen und durfte nicht auf eine nor m ale New Yorker Schule oder eines der vorneh m en Internate in Neuengland wie die m eisten sein e r Fre u nde. In s e i n em letzten Jahr auf der Covenant Orthodox High School fand ein regelrechtes T auziehen um Harr y s S eele statt. Der Direkt o r der Schule, ein energischer Mann na m ens Reb Label Fein hatte Alfred Hop e m an erzä h lt, daß sein Sohn sä m tliche Prüfungen so gut bestanden habe wie kein anderer.
»Ein junger gaon, ein genialer Student der Gemara. Die Zukunft eines solchen Jungen zu bestim m en ist keine leichte Verantwortung.«
Alfred hatte lange darüber nachgedacht und schließlich seinen besten Freund, Saul Netscher, um Rat gefragt.
»Schicke ihn zu m einem Bruder Itzikel«, hatte der ihm geantwortet.
Als m an ihm das m itgeteilt hatte, war
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