Der Diamant des Salomon
sagte Harry. »Für den Fall, daß ich m i ch für Ihre Sache verpflichte, wollten Sie m i r doch erzählen, warum Les l au denkt, daß der Dia m ant aus dem T e mpel stam m t .«
»Da Sie sich ihm ja unbedingt aufdrängen wollen, werde ich diese Erklärung David Leslau selber überlassen«, antwortete Akiva. »Ich werde m i ch in den nächsten Stunden wieder bei Ihnen m elden.« Er verließ die beiden, die sich über die Reste des Mittagessens hinweg anstarrten.
Netschers Augen leuchteten. Er rollte Brot kr u m en auf dem Tischtuch hin und her.
»Nun, Saul?«
»Nun, Harry ? «
»Jetzt stecken wir bis über beide Ohren drin.« Netscher z u ckte m it den Achseln.
» W ir wiss e n nic h t e i n m al, ob er wirklich d er j enige i s t, der er zu sein vorgibt.«
»Er ist es.«
» W as m acht dich so sic h er?«
»Ich habe ihn nach Beweisen gefragt. Er sagte, ich solle aufs israelische Konsulat in der S econd Avenue gehen. Gestern v or m ittag war ich dort. Ich habe den G e neralko n sul schon bei einem guten Dutzend Wohltätigkeitsveranstaltungen getroffen. Er gab m i r die Hand und dankte m i r für m eine Unterstützung. Dann bot er m i r eine Zigarre an und sag t e, daß er zwar ni chts ü b er das Proje k t als s o lches wisse, daß Akiva aber ein hervorragender Offizier sei, m it dem m an unbedenklich zusam m ena r beiten könne.«
»Das beruhigt m i ch.«
» W irklic h ? « Der a lte Mann blies Rauch in die Lu f t .
»Schreckliche Zigarre«, sagte er. »Akiva ist ein kaltäugiger Ma m ser. Er jagt m i r m ehr Angst ein als die Leute, m i t denen du dich treffen sollst.«
»Mir nicht. Was ist, wenn du, während Sie m i ch in ihrer Gewalt haben … nun, du könntest krank werden, könntest einen Unfall haben …«
»Sag doch, was du m einst. Ich bin ein alter Mann m it einem schlechten Herzen. Ich könnte sterben, w ährend du weg bist, oder sogar noch hier an diesem Tisch. D a m i t hast du recht. Deshalb werde ich einen Brief bei m einen Anwälten hinterlegen, in dem ich si e anweise, den Geldtransfer für dich zu überneh m en, falls m i r etwas zustoßen sollte.« Netschers Lächeln war nicht greisenhaft, sondern freundlich und vernünftig. »Vergiß deine jüdischen Schuldgefühle, Harry. Indem du m i r erlaubst, dir zu helfen, tust du m i r einen Gefallen.«
Harry schnitt eine Gri m asse. In Netschers P hanta s i e standen sie auf den Zinnen einer Burg und schwenkten eine Flagge mit dem Mogen David, dem Davidstern. Er war ein heilloser Ro m antiker. »Hör doch auf, diese verdam m ten Brotkru m en zu rollen!«
» W eißt du, m it was ich m i ch in den letzten zwanzig Jahren abgegeben habe? Mit israe l isc h en Staatsa n leihen. Ich bin m einen Freunden auf die Nerven gegangen, um ihnen ein Stück Papier zu verkauf e n, und habe eine Menge Geld aufgetrie b e n , m ehr als die Summe, um die es bei die s em Geschäft jetzt geht. Aber was m achen sie drüben in Israel m it dem Ge l d dieser Staatsa n leihe n ? Sie fördern da m it die Industrie. Im Lauf der Jahre habe ich vielleicht eine israelisc h e Zementfabrik o der ei n e i s raelische F abrik f ü r Papiersc h achteln auf d i e Beine gestellt.« Sei n e Zigarre war ausgegangen, und er zündete sie m it kurzen, heftigen Zügen wie d er an. »Mit dieser Sac h e hier tue ich endlich m al was, beschaffe nicht bloß Geld. D a m it k a nn ich in m ein e m Alter noch ein m al an etwas teilhaben.« Er hob sein Schnapsglas. »Harry, du hast mir etwas sehr Gutes erwiesen, du hast mich in einen Jungbrunnen springen lassen.«
»Kannst du denn schwimmen, Freund meines Vaters?« Netscher brach in schallendes Gelächter aus. »L’chaim!«
sagte er und prostete Harry zu.
Einige Leute im Lokal sahen sie mißbilligend an, aber Harry stellte zu seiner Verwunderung fest, daß es ihm gleichgültig war. Er nahm sein eigenes Glas und fragte sich, ob es ihn beruhigen würde, wenn er immer noch der Meinung wäre, Netschers altersfleckige Hände könnten Eisenstangen verbiegen.
»L’chaim. Auf ein langes Leben, Saul«, sagte er. Und er meinte es auch so.
7. Das Tal von Achor
» W as soll ich jetzt wegen Jeffs Bar-Mizwa m achen?«
fragte Della.
»Ich werde jede Entscheidung unterstützen, die du triffst.«
Sie schwieg.
»Wenn ich könnte, Della, würde ich dir ja gerne bei den Vorbereitungen helfen. Aber ich muß unbedingt fort. Diese Sache kann nicht aufgeschoben werden.«
»Das kann die Bar-Mizwa auch nicht. Ruf deinen Sohn wenigstens an und
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