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Der Dieb der Finsternis

Der Dieb der Finsternis

Titel: Der Dieb der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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sehen uns in einer halben Stunde.«
    Michael klappte sein Handy zu, warf sich in seine Sachen und eilte nach unten. Er ging nach draußen auf den Balkon und blickte auf den Bosporus und das Marmarameer, während er versuchte, seine Gedanken zur Ruhe zu bringen.
    Schließlich zog er wieder sein Handy hervor und wählte KC an. Es läutete und läutete, aber sie nahm nicht ab. Michael machte sich nicht die Mühe, eine Nachricht zu hinterlassen; stattdessen klappte er das Handy zu und steckte es zurück in die Hosentasche.
    Er warf einen letzten Blick auf die Boote, die über jene Wasser glitten, die Europa und Asien voneinander trennten. Dann ging er wieder ins Zimmer, dankbar, dass er die Welt aus jener Perspektive sah, die ihm die liebste war: aus der eines entspannten Mannes. Er ging zum Haustelefon und rief den Zimmerservice an. Er bestellte für Busch drei Hamburger mit Pommes frites und sagte dem Concierge, er brauche das Essen so schnell wie möglich und käme es deshalb selbst in der Küche abholen.
    Er nahm seinen Zimmerschlüssel und seine Brieftasche vom Sofatisch, schaltete sämtliche Lampen aus und trat hinter die Bar, wo er die Lederrolle mit dem Sultansstab versteckt hatte.
    Er erlebte eine böse Überraschung. Denn an der Stelle, an der er die lederne Transportrolle deponiert hatte, hinter den Kristallgläsern und den Weinflaschen, war nichts.
    Der Hermesstab, für den KC Leib und Leben riskiert hatte, war verschwunden.

37.
    D as Krankenhauszimmer war steril weiß, und in der Luft hing der Geruch von Desinfektionsmitteln. Das Atatürk-Hospital war ein altes Gebäude – manche Leute witzelten, es sei noch älter als die historischen Moscheen –, aber die Ärzte, die dort arbeiteten, zählten zu den besten nicht nur in Istanbul, sondern in ganz Europa.
    Simon lag im Bett; er wurde durch eine Infusion mit Flüssigkeit versorgt. Auf dem Fensterbrett stand ein Tablett mit einem zur Hälfte verzehrten Sandwich. Simons Kopf war bandagiert, doch sein Gesicht hatte wieder Farbe bekommen, und seine blaugrauen Augen sprühten wieder vor Leben.
    Busch saß auf einem billigen gelben Stuhl, der so aussah, als wäre er nicht stabil genug für seine hünenhafte Statur. Die Beine hatte er auf Simons Bett gelegt und lang ausgestreckt.
    Beide lachten gerade aus vollem Halse, als Michael das Zimmer betrat und sich vor Simon aufbaute. Er hatte einen Aktenkoffer bei sich, dessen Griff er so fest umklammerte, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Einen Augenblick schaute er zwischen seinen beiden Freunden hin und her; dann fragte er: »Kann mir einer von euch sagen, was hier vorgeht?«
    »Was meinst du damit?« Simon war sichtlich verwirrt.
    »KC ist verschwunden.«
    »Was?« Busch zog die Beine von Simons Bett und setzte sich aufrecht. »Und was ist mit der Karte und dem Stab?«
    »KC hat mich aufs Kreuz gelegt.«
    Auch Simon setzte sich nun auf. »Glaubst du wirklich?«
    »Sie hat das Schloss zu meiner Hotelsuite geknackt und die Lederrolle gestohlen, als ich unter der Dusche stand. Und die Karte ist ebenfalls verschwunden.« Michael schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was ich glauben soll.« Er war in KCs Zimmer geeilt und hatte festgestellt, dass die Piri-Reis-Karte ebenfalls verschwunden war, was seine Verwirrung auf die Spitze getrieben hatte.
    Simon griff nach dem Telefon, das neben ihm auf dem Nachttisch stand, und wählte die Neun. »Können Sie mich bitte mit dem Polizeipräsidium Istanbul verbinden?« Er wartete einen Moment. »Ich rufe wegen einer Verhaftung an, die vor ein paar Stunden vor der Blauen Moschee vorgenommen wurde«, sagte er dann, hielt inne und hörte zu. »Nein«, sagte er schließlich. »Nein, das wusste ich nicht.« Wieder schwieg er und lauschte aufmerksam. Dabei wurde seine Miene immer ernster. »Selbstverständlich. Sollte das der Fall sein, wären Sie der Erste, dem ich es mitteilen würde.«
    Simon legte auf und blickte Michael an.
    »Glaubst du, dass Iblis sie entführt hat?«, fragte Michael.
    »Nein, nicht KC. Die lässt sich nicht so einfach entführen.« Simon atmete tief durch. »Iblis will sie kontrollieren, im Griff haben. Er muss ihre Schwester in seiner Gewalt haben.«
    »Schon wieder? Wie kann das denn ein zweites Mal passieren?«
    »Es ist nicht, wie du denkst«, sagte Simon mit unheilvoller Miene. »Ich glaube, dass Cindy mit Iblis zusammenarbeitet. Er hat sie verführt.«
    »Was?«, stieß Busch angewidert hervor.
    »Nicht sexuell, aber auf jede andere Art und

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