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Der Dieb der Finsternis

Der Dieb der Finsternis

Titel: Der Dieb der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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einundzwanzig Jahren galt er auf den Straßen als der meistgefürchtete Mann. Niemand kannte seinen Namen, niemand wusste etwas über ihn, nur dass man niemals seinen Zorn auf sich laden durfte, denn dies bedeutete den Tod.
    Schließlich ließ er sich in einer Wohnung in der Nähe des Piccadilly Circus nieder. Er liebte das Nachtleben, das Neonlicht und die Stimmung, die hier in der Luft lag. In einer Wohnung mit drei Schlafzimmern schlug er seine Zelte auf. Ein paar Jahre später kaufte er sich ein Haus in Istanbul, eine grandiose Sommerresidenz mit Blick übers Meer. Es war das Land, in dem seine Mutter zur Welt gekommen war, und obwohl sie und sein Vater gestorben waren, ohne dass er sie noch einmal wiedergesehen hatte, fühlte er sich ihr verbunden. Er erlernte ihre Sprache, er lernte alles über ihre Kultur.
    Und so trennte er sich im Alter von einundzwanzig Jahren von seinem weltlichen Namen Chris Miller, passte sich der Kultur an, die er einst abgelehnt hatte, und nahm einen neuen Namen an. Er bestand nur aus einem Wort – so, wie man seinen Vater nur als Rusty und seine Mutter nur als Nuray gekannt hatte. Ihn sollte man fortan nur unter dem Namen Iblis kennen. Er war der Ansicht gewesen, dass dieser Name am besten zu ihm passte, weil er Furcht einflößte.
    Denn Iblis war das arabische Wort für den Teufel.

13.
    B usch schrubbte den Marmorboden, bis er wieder weiß war. Die vom Blut roten Badetücher stopfte er in eine Abfalltüte, die er später entsorgen wollte. Als er Simons Blut aufwischte, musste er gegen Brechreiz ankämpfen. Es fiel ihm schwer, nicht unentwegt über die Schmerzen und das Leid seines Freundes nachzudenken. Busch bekam das Bild nicht mehr aus dem Kopf; es war, als wäre er immer noch bei der Polizei und hätte mit angesehen, wie man sich auf entsetzliche Art und Weise an einem Unschuldigen vergangen hatte, wobei das Opfer einer seiner engsten Freunde war. Busch schrubbte nur noch fester, als könne er damit nicht nur das Blut auf dem Fußboden, sondern auch die Bilder in seinem Kopf beseitigen.
    Doch wie es bei Busch häufig der Fall war, verwandelten seine Gefühle sich am Ende in Wut. Wer immer seinem Freund das hier angetan hatte, würde seinen Zorn zu spüren bekommen.
    »Wie sind die bloß so schnell hier rausgekommen?«, fragte Michael und riss Busch aus seinen Gedanken.
    »Das ist leicht«, erwiderte Busch. »Ich bin sicher, dass eine Hintertür oder irgendein Ausgang, an dem keiner guckt und keine Fragen stellt, hier höchstens ein paar Dollar kostet.«
    Michael wusste, dass sie die Polizei nicht alarmieren konnten. Dann würde alles auf sie zurückfallen. Michael und KC waren Diebe, und es gab keine offiziellen Dokumente, aus denen hervorging, dass sie legal in dieses Land eingereist waren. Und wer konnte voraussagen, wie viele Alarmlichter losblinkten, wenn man Michaels Namen durch die Computersysteme von Interpol jagte?
    Michael blickte hinaus auf den Balkon und auf KC, die während der letzten Viertelstunde kein Wort gesprochen hatte. Michael hatte genug von der Stille und ging nach draußen. »Du musst mir erzählen, was hier vorgeht.«
    KC blickte ihn an, blieb aber stumm.
    »Simon hat lediglich vom Diebstahl einer Karte gesprochen«, fuhr Michael fort. »Keiner von euch beiden hat irgendeinen Stab erwähnt. Steht sonst noch etwas auf eurer Einkaufsliste?«
    »Ich weiß nicht, was für ein Stab das ist«, sagte KC. Dabei blickte sie noch immer auf die Lichter, von der die gewaltige Kuppel der Hagia Sophia angestrahlt wurde. »Simon hat gesagt, er würde ihn selbst holen.«
    Michael konnte es nicht nur in ihren Augen lesen, er konnte es auch in ihrer Stimme hören: Sie erzählte ihm nicht die ganze Geschichte. »KC, ich muss wissen, was ihr vorhattet, und ich muss alles wissen.«
    »Ich habe dir alles erzählt«, gab KC zurück.
    Michael versuchte sich zusammenzunehmen, aber seine Gefühle waren stärker. »Was zum Teufel ist der Merkurstab? Ihr habt zwei Diebstähle geplant. Hattest du vor, mir das je zu erzählen? Verdammt, KC, was ist sonst noch alles gelogen?«
    »Gelogen?« Ruckartig drehte KC sich zu Michael um und sah ihn mit großen Augen an. »Gelogen? Man hat meine Schwester entführt.«
    »Das stimmt, und wenn du nicht langsam anfängst, mir die Wahrheit zu sagen – die ganze Wahrheit –, dürfte es schwierig werden, sie und Simon zurückzubekommen.«
    »Ich will deine Hilfe nicht.«
    »Das interessiert mich nicht.« Michael blickte sie wütend an.
    »Halt

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