Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Distelfink

Der Distelfink

Titel: Der Distelfink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Tartt
Vom Netzwerk:
ist für Katja, die Liebe meines Lebens. Hab ich sie mehr geliebt als jede andere Frau. «
    » Das sagst du über alle. «
    » Ja, aber bei Katja stimmt es! Durch die Hölle gehen, durch Feuer! Mein Leben geben, mit Freuden! Ich werde niemanden auf der Welt noch einmal lieben wir Katja– nicht mal annähernd. Sie war die Einzige. Ich würde glücklich sterben, wenn ich noch einen Tag mit ihr verbringen könnte. Aber « , er schob den Ärmel wieder herunter, » du darfst dir niemals den Namen eines Menschen tätowieren lassen, denn dann wirst du diesen Menschen verlieren. Ich war zu jung, um das zu wissen, als ich das Tattoo bekam. «
    IX
    Ich hatte seit Carole Lombards Wegzug aus der Stadt nicht mehr gekokst, und an Schlaf war nicht zu denken. Am Morgen um halb sieben gondelte Juri mit Poptschik auf dem Rücksitz in der Lower East Side herum ( » Ich fahre mit ihm zum Deli! Kriegt er Eier, Speck und Käse! « ), und wir saßen aufgedreht schwatzend in einer ungemütlichen Bar in der Avenue C, die rund um die Uhr geöffnet hatte. Die Wände waren mit Graffiti beschmiert, und vor den Fenstern hingen Jutesäcke, um den Sonnenaufgang abzuhalten– Ali Baba Club, ein Kurzer drei Dollar, Happy Hour von zehn Uhr bis mittags–, und wir versuchten, genug Bier in uns hineinzuschütten, um ein bisschen müde zu werden.
    » Weißt du, was ich auf dem College gemacht habe? « , erzählte ich. » Russische Konversation, für ein Jahr. Alles nur wegen dir. Ich war übrigens echt beschissen darin. Nie gut genug, um es zu lesen, weißt du, mich hinzusetzen mit Eugen Onegin – den muss man ja auf Russisch lesen, heißt es, weil er in der Übersetzung nicht rüberkommt. Aber– ich hab so viel an dich gedacht! Hab mich immer an Kleinigkeiten erinnert, die du so gesagt hast– alles Mögliche fiel mir dann wieder ein– oh, wow, sie spielen › Comfy in Nautica ‹ , hörst du? Panda Bear! Das Album hab ich komplett vergessen. Egal. Ich hab eine Semesterarbeit über Der Idiot geschrieben, in meinem Russisch-Kurs– › Russische Literatur in der Übersetzung ‹ –, und die ganze Zeit, während ich es las, hab ich an dich gedacht, wenn ich oben in meinem Zimmer saß und die Zigaretten von meinem Dad rauchte. Es war viel leichter, die Namen zu behalten, wenn ich mir im Kopf vorstellte, wie du sie sagtest… eigentlich hab ich das ganze Buch mit deiner Stimme gehört. Drüben in Vegas hast du ungefähr sechs Monate lang Der Idiot gelesen, weißt du noch? Auf Russisch. Eine ganze Weile war das so ziemlich das Einzige, was du getan hast. Du konntest ja ewig nicht runtergehen, wegen Xandra, erinnerst du dich? Ich musste dir Essen bringen, wie bei Anne Frank. Jedenfalls, ich hab’s dann auf Englisch gelesen, Der Idiot, aber ich wollte auch so weit kommen, weißt du, bis zu dem Punkt, wo mein Russisch gut genug war. Bin ich aber nie. «
    » Die ganze beschissene Schule. « Boris war offensichtlich nicht beeindruckt. » Wenn du Russisch lernen willst, komm mit mir nach Moskau. Da sprichst du es in zwei Monaten. «
    » Und, erzählst du mir, was du tust? «
    » Hab ich doch schon gesagt. Dies, das. Schlag mich so durch. « Dann gab er mir unter dem Tisch einen Tritt. » Dir geht’s jetzt anscheinend besser, hm? «
    » Hä? « Außer uns waren nur zwei andere Leute im Lokal– schöne Menschen, unirdisch bleich, ein Mann und eine Frau, beide mit kurzem, dunklem Haar. Sie schauten einander in die Augen, und der Mann hielt die Hand der Frau, die sie quer über den Tisch streckte, und nagte und knabberte an der Innenseite ihres Handgelenks. Pippa, dachte ich, und ein Schmerz durchzuckte mich. In London war es jetzt bald Mittagszeit. Was tat sie gerade?
    » Als ich dir über den Weg gelaufen bin, sahst du aus, als wolltest du ins Wasser springen. «
    » Tut mir leid, war ein harter Tag. «
    » Aber nett habt ihr euch da eingerichtet « , sagte Boris. Von seinem Platz aus konnte er das Paar nicht sehen. » Ihr Jungs seid also Partner? «
    » Nein! Nicht so! «
    » Hab ich doch gar nicht gesagt. « Boris musterte mich kritisch. » Herrgott, Potter, sei nicht so empfindlich! Das war doch auch seine Frau, die Lady da, oder? «
    » Ja « , sagte ich unruhig und lehnte mich zurück. » Na ja, sozusagen. « Die Beziehung zwischen Hobie und Mrs. DeFrees war immer noch zutiefst rätselhaft, ebenso wie ihre nach wie vor existierende Ehe mit Mr. DeFrees. » Ich habe geglaubt, sie wäre Witwe, aber das ist sie nicht. Sie « , ich beugte mich vor und rieb

Weitere Kostenlose Bücher