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Der Domino-Killer

Der Domino-Killer

Titel: Der Domino-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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war.
    Was sie mir gegen die Schmerzen gaben, wusste ich nicht, aber ich wollte mehr davon. Eine über Schnur mit der Wand verbundene Klingel lag auf dem Nachttisch. Ich holte Luft und griff danach. Drückte den Knopf. Hörte ein entferntes Ding irgendwo draußen auf dem Flur. Da ich mit der Hand nun schon mal da war, schnappte ich den Umschlag und das Buch, wahrscheinlich ein Geschenk mit dazugehöriger Karte.
    Der Umschlag war nur an der Spitze zugeklebt und ließ sich leicht öffnen. Eine Peanuts-Karte mit Snoopy auf der Vorderseite, mumiengleich in Bandagen gewickelt lag er auf seiner Hundehütte. Ein kleines Flugzeug hinterließ einen Gruß am blauen Himmel: Du wirst schon wieder … Ich klappte die Karte auf und las: … fit ! Vom Ausrufezeichen hing an einer Pfote ein gesunder, glücklicher Snoopy und winkte mit der anderen. Auf der weißen Fläche darunter drängten sich die Unterschriften. Sah aus, als hätte jeder Detective aus Maplewood unterschrieben. Dann fiel mir Billy Staples’ Unterschrift neben ein paar anderen auf, die ich nicht wiedererkannte, wahrscheinlich Leute vom FBI. Meine alte Truppe und die Sonderkommission hatten unterschrieben. Mac hatte niemanden ausgelassen. Das war wirklich lieb von ihm.
    Ich legte die Karte beiseite und nahm das Buch zur Hand. Ein Taschenbuch mit dem Titel Geheime Pfade zur Inneren Zuflucht des Verborgenen Glücks . Das konnte unmöglich von einem Polizisten kommen, den ich kannte. Ich klappte den Buchdeckel auf. Die Widmung verriet, dass es sich um ein Geschenk meiner Therapeutin Joyce handelte. In regelmäßiger geschwungener Schrift stand da: Dir ist vergeben. Du wirst geliebt . Zwischen dem Buchdeckel und der ersten Seite steckte die Karte eines anderen Psychiaters, Dr.   Gordon Weinberg, und dann eine Nachricht auf einem zusammengefalteten Zettel.
     
Liebe Karin,
es tut mir schrecklich leid, dass ich jetzt nicht bei Dir sein kann. Wie ich Dir ja kürzlich sagte, habe ich versprochen, drei Wochen lang für Ärzte ohne Grenzen in China zu arbeiten. Nach langem Nachdenken habe ich beschlossen, diese Verpflichtung nicht abzusagen. Aber ich denke an Dich. Am 11. Mai bin ich wieder zurück und habe Dich für meinen ersten Termin vorgemerkt. Wir sehen uns also am 12. 5. um 9 Uhr in meiner Praxis. Ich rechne fest mit Dir!
Joyce
     
P.S.: Du kannst Dich während meiner Abwesenheit Tag und Nacht an Dr.   Weinberg wenden. Er erwartet Deinen Anruf.
     
    Traurig, weil ich ihren Besuch verpasst hatte, legte ich das Buch weg; ich fühlte mich wie ein verlassenes Kind. Dennoch begriff ich die Zwickmühle, in der sie steckte. Sie wurde von vielen Menschen in China gebraucht und wusste, dass man mich hier keine Sekunde aus den Augen lassen würde.
    Eine winzige polynesische Schwester in weißer Krankenhaustracht kam herein. «Geht es Ihnen gut, Karin?»
    «Die Schmerzen …»
    «Ja, habe ich mir schon gedacht.» Sie stand neben meinem Bett und drückte Luftblasen aus einer Spritze, die mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt war. Dann band sie mir den Arm ab, wartete, bis die Vene in meiner Armbeuge dick und blau hervortrat, und drückte die Nadel hinein.
    «Was ist das?», fragte ich.
    «Morphium, meine Liebe.»
    «Wie heißen Sie?» Aus irgendeinem Grund wollte ich wissen, wer mich da gerade high spritzte, aber andererseits war es mir auch egal.
    Sie antwortete, aber ich konnte nicht hören, was sie sagte. Ich war wieder abgetaucht. Auf dem Flur waren Schritte zu hören, Schritte in meinem Zimmer, der blumige Duft vom Parfüm meiner Mutter, eine Unterhaltung, die für mich wie Gurgeln unter Wasser klang, und dann schwamm ich durch ein leuchtendes Korallenriff, fasziniert von seiner Schönheit, und mein Bewusstsein entschlüsselte das Geheimnis der Farben in der Abwesenheit des Lichts.

KAPITEL 5
    An einem kühlen Dienstagnachmittag, acht Tage, nachdem ich angeschossen worden war, fuhren wir vor meinem Elternhaus in der Upper Mountain Avenue in Montclair vor. Es war im viktorianischen Stil gebaut, solange ich denken konnte immer gelb gestrichen gewesen, hatte drei Stockwerke, einen komplizierten symmetrischen Grundriss und eine Veranda, die ganz ums Haus herumführte. Sie erinnerte mich an den Saum eines langen Rocks, der elegant in den grasbewachsenen Hang vor dem Haus überging.
    Meine Mutter parkte vor dem Grundstück, und das Erste, was mir auffiel, war der in voller weißer Blüte stehende Hornriegel.
    Als Nächstes bemerkte ich einen blauen fensterlosen Van am anderen

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