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Der Domino-Killer

Der Domino-Killer

Titel: Der Domino-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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kommen.»
    «Ich dachte, Sie wollten zu einem Feriencamp?»
    «Ja, ich unterrichte Darstellendes Spiel in einem Feriencamp für Kinder aus sozial schwachen Familien.» Sie öffnete ihre Brieftasche und zog ein kleines Blatt Papier heraus, kritzelte etwas darauf und gab es Mac. «Das ist meine Handynummer. Können wir uns heute Nachmittag weiter unterhalten? Ich muss jetzt echt los.» Ihr Lächeln verschwand, und plötzlich wirkte sie gar nicht mehr hübsch. Ihr Gesicht war sogar ausgesprochen unattraktiv.
    «Klar», sagte Mac. «Ich will Sie nicht aufhalten.»
    Sie zog die Tür hinter sich zu, bückte sich auf dem Weg, um die Zeitung aufzuheben, und klemmte sie sich unter den Arm, bevor sie schnell zu ihrem Auto ging, ohne auch nur noch ein Mal zu uns herüberzusehen. Wir gingen zu Macs Wagen, während sie in ihren stieg: ein älteres Nissan-Modell, blau, mit zwei Aufklebern hinten. Ich bremse auch für Einhörner , stand auf dem einen, Christliche Demokratin – und stolz darauf auf dem anderen.
    «Sie hat mit keiner Wimper gezuckt, als ich seinen Namen erwähnt habe.» Mac öffnete die Beifahrertür für mich, ich stieg ein, und er ging zur Fahrerseite.
    «Man sollte doch wohl annehmen, dass sie weiß, wer er ist, wenn ihre Mutter näher mit ihm zu tun hatte.»
    «Stimmt.» Mac ließ das Auto an. «Und die ganze Myanmar-Geschichte … tja, vielleicht ist Nancy Maxtor doch nicht seine Komplizin.»
    «Trotzdem, ich habe irgendwie ein komisches Gefühl bei der Sache.»
    «Ich auch. Aber ich bin so durch nach der letzten Nacht, dass ich meinen Eingebungen im Moment nicht traue. War eine lange Nacht. Eine schöne Nacht …» Er lächelte mich liebevoll an, und ich spürte dieselbe beruhigende Wirkung, die auch ein langer tiefer Atemzug hat. «… aber eben auch lang.»
    Während er fuhr, legte ich ihm eine Hand auf die Schulter. Als er das Steuer drehte, spürte ich, wie sich die harten Muskeln unter seinem Hemd bewegten; fühlte ihn, mit meinen Fingerspitzen, als ob er Teil meines eigenen Körpers wäre. In diesem Moment begriff ich, dass ich ihn nicht nur mochte, ihm nicht nur vertraute, für ihn da sein wollte – sondern dass ich ihn auch liebte. Ich wusste, dass eine Beziehung mit Mac nie mehr so sein könnte wie die mit Jackson – aber Jackson war tot. Mac war ein neuer Anfang für mich, ein anderer Mensch, dessen Liebe noch ganz neue Erfahrungen für mich bereithielt.
    «Ich muss zurück zur Arbeit», sagte er. «Und dich bringe ich zu deinen Eltern.»
    «Bitte, Mac …»
    «Tut mir leid, aber sie hatte eben recht. Es war unprofessionell, dich mitzubringen.» Er deutete ein Lächeln an. «Schlaf ein bisschen für uns beide.»
    «Als ob ich schlafen könnte .»
    «Sobald ich irgendetwas herausfinde, rufe ich dich an.»
    «Versprochen?»
    «Versprochen.»
    «Ich will unbedingt über alles Bescheid wissen.»
    «Habe ich verstanden. Aber Karin, vergiss nicht –»
    «Nicht schon wieder.» Ich war nicht mehr bei der Polizei. Wie oft hatte ich das nun schon gehört?
    «Du bist bei allem dabei, was für dich ungefährlich ist und wovon du wissen darfst. Sozusagen als unbeteiligter Zuschauer.»
    Das war ich ja nun wirklich nicht. «Was ist das Gegenteil eines unbeteiligten Zuschauers ?», fragte ich und überlegte, wie man meine Rolle in diesem Fall wohl am besten definierte.
    «Täter», versuchte er es. «Opfer.»
    «Gut, vielleicht nicht das genaue Gegenteil. Vielleicht meinte ich eher …» Ja, was meinte ich eigentlich genau? Und was machte es so schwierig, nicht in den üblichen Kategorien zu denken? Keine Schubladen aufzumachen?
    «Zufällig betroffener Dritter», versuchte Mac es weiter. «In Mitleidenschaft gezogener Unbeteiligter?»
    «Ja, schon eher.»
    Er parkte vor dem Haus meiner Eltern und schaute mich an. «Eigentlich ist es auch nicht wichtig, darauf eine genaue Antwort zu finden. Am besten kreuzen wir D an: Nichts von alledem . Und dann machen wir einfach weiter mit unserem Leben, ohne immer wieder mit dem Kopf gegen dieselbe Wand zu rennen.»
    Dagegen fiel mir kein Argument ein. Unser Ziel war es, Susanna zu finden und JPPs Komplizen auszuschalten, nicht unser Karma neu zu ordnen. Ich wusste längst, dass meine Dämonen mich immer verfolgen würden; dass ich lernen musste, mit ihnen umzugehen, während ich noch einmal ganz neu leben lernte.
    Ich lächelte Mac an, er erwiderte mein Lächeln, und da saßen wir nun im Auto wie zwei Teenager, schwiegen betreten, wagten es erst allmählich, einander

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