Der Dominoeffekt
müssen wir überprüfen.«
»Fingerabdrücke?«
»Können wir vergessen, dazu war das Wrack zu ausgeglüht.«
»Andere Spuren in der Halle? Oder im Gebäude?«
Wielert grinste gequält. »Jede Menge. Aber ob die von dem Täter stammen, ist fragwürdig. Da drin haben vermutlich schon Generationen von Obdachlosen übernachtet. Jedenfalls haben die Kollegen diverse organische Hinterlassenschaften gefunden. Am Fundort der Leiche sieht es ein wenig besser aus. Neben dem ganzen Dreck lagen zwei Zigarettenkippen, die noch nicht verwittert waren; die Wahrscheinlichkeit, dass der Täter sie geraucht und weggeworfen hat, ist recht groß. Außerdem hat der ED in der Blutlache neben der Leiche einen halben Fußabdruck entdeckt. Das Profil des Schuhs ist ziemlich markant, dürfte kein großes Problem sein, den Hersteller herauszufinden.«
»Gibt es denn dort oben Fingerabdrücke?«
»Ja, aber die meisten sind ziemlich undeutlich und verwischt. Wir lassen alles durch die Kartei laufen, unter Umständen erzielen wir ja einen Treffer.«
»Ich befürchte, dass das nichts bringt«, seufzte Katharina. »Sollte wirklich eine organisierte Bande hinter allem stecken, die sich im Ausland mit Nachwuchs versorgt, sind die Prints doch jungfräulich wie diese bewusste heilige Maria.«
»Ja, aber warum dann dieser Aufwand, die Identifikation der Leiche zu erschweren?«, entgegnete Gassel.
»Das ist sehr merkwürdig, in der Tat«, sagte Wielert. »Wenn es dem Täter vor allem wichtig war, den Kopf, die Hände und Füße zu verbrennen, warum hat er sich die Arbeit gemacht, das alles abzutrennen, anstatt die komplette Leiche in den Wagen zu stecken? Dass muss ein ungeheurer Zeit- und Kraftaufwand gewesen sein. Außerdem muss der Mann danach ausgesehen haben wie ein Metzger am Feierabend. Ich verstehe das nicht.«
»Wohl wahr«, nickte Katharina, bei der der Kaffee langsam, aber sicher Wirkung zeigte.
»Vielleicht ist dem Täter etwas dazwischengekommen«, spekulierte Hofmann. »Eventuell hat er mit dem Torso ja noch etwas vorgehabt, wurde aber durch irgendetwas gestört…«
»Unwahrscheinlich. Dann hätte er in dem Benz keinen Brandsatz mit Zeitzündung angebracht.«
»Stimmt auch wieder.«
»Konnte schon festgestellt werden, woran der Mann genau gestorben ist?«, fragte Gassel.
Wielert nickte. »In dem verkohlten Kopf befindet sich ein Einschussloch. Brettschneider ist sich sicher, dass der Mann aus nächster Nähe einen Schuss in den Hinterkopf erhalten hat. Genaues erfahren wir aber erst im Abschlussbericht.«
»Hoffentlich steckt das Projektil noch drin.«
»Ja, dann hätten wir einen ganz konkreten Ansatzpunkt.«
»Was ist mit dem Körper? Gibt es außergewöhnliche Merkmale? Tätowierungen? Große Narben?«
»Nein«, antwortete Wielert. »Nach Brettschneiders Schätzung war der Tote noch ziemlich jung, vielleicht so um die zwanzig. Fingerabdrücke können wir vergessen, vielleicht kann man den Kopf rekonstruieren, aber selbst wenn das möglich ist, es würde mehrere Wochen dauern, bis wir ein Ergebnis hätten. Der Körper weist einige Blutergüsse auf, und Brettschneider hat innere Verletzungen vorgefunden. Es ist also tatsächlich möglich, dass der Tote etwas mit dem Einbruch bei dem Juwelier zu tun hat und in dem Lkw saß. Jedenfalls würden die Verletzungen dazu passen. Meine größte Hoffnung zielt auf das Gebiss. So wie ich Brettschneider verstanden habe, hat das die Flammen einigermaßen unbeschadet überstanden.«
»Na super«, sagte Katharina. »Hoffentlich hat das jemals ein deutscher Zahnarzt zu Gesicht bekommen.«
»Wir haben sehr wenig, das stimmt. Sobald wir die Röntgenaufnahmen von dem Gebiss haben, gehen Kopien an sämtliche Polizeidienststellen, die mit dem BKA in dieser Sache zusammenarbeiten. Wir selbst konzentrieren uns nur auf die Praxen in unserer Umgebung. Klingt nicht sehr viel versprechend, aber was sollen wir machen. Fassen wir zusammen: Wir haben zwei Leichen und sonst nichts. Also ziehen wir die volle Routine durch. Ihr beiden nehmt euch die Gegend um die Fabrik vor, eventuell hat ja gestern irgendjemand etwas Verdächtiges beobachtet.« Der Satz galt Thalbach und Hofmann. »Karl Heinz und ich werden uns gleich zu Brettschneider auf den Weg machen. Anschließend kümmern wir uns um die Röntgenaufnahmen von dem Gebiss. Und danach haben wir eine Audienz bei Frau de Vries.«
»Was ist mit den Kollegen aus Wiesbaden?«, fragte Hofmann.
»Ach ja, die gibt es ja auch noch. Dieser Fresenius
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