Der Dorfpfarrer (German Edition)
vermochten. Für den Fall allzu reichlicher Regengüsse legte der Ingenieur ein Wehr in geeigneter Höhe an. Die Mauerarbeit wurde in jedem Gebirge bis an den Tuff oder den Granit hinunter geführt, damit das Wasser an den Seiten keinen Abfluß fände. Gegen Mitte August wurde die Abdämmung vollendet. Zur nämlichen Zeit stellte Gérard in den drei Haupttälern drei Kanäle her, und keines dieser Werke erreichte die Ziffer seiner Kostenanschläge. So konnte die Schloßpächterei vollendet werden. Die von Fresquin geleiteten Bewässerungsarbeiten in der Ebene hingen ab von dem von der Natur am Fuße der Gebirgskette auf der Seite der Ebene gezogenen Kanäle, von dem die Bewässerungsrinnen ausgingen. Schützen wurden in die Gräben eingebaut, die der Steinüberfluß aus Maurerwerk aufzuführen erlaubte, um den Stand der Gewässer in der Ebene in geeigneter Höhe zu halten.
Allsonntäglich nach der Messe gingen Véronique, der Ingenieur, der Pfarrer, der Arzt und der Bürgermeister durch den Park hinunter und sahen sich die Bewegung der Gewässer an. Der Winter 1833/34 war sehr regnerisch. Das Wasser der drei Quellen und das Regenwasser verwandelten das Gaboutal in drei Weiher, die vorsorglich abgestuft worden waren, um eine Reserve für die großen Trockenperioden zu schaffen. Einige kleine Hügel hatte Gérard benutzt, um Inseln daraus zu machen, die mit verschiedenen Baumarten bepflanzt wurden. Diese ungeheure Unternehmung veränderte die Landschaft vollkommen, es waren aber noch fünf oder sechs Jahre vonnöten, bis sie ihr wirkliches Gesicht erhielt.
»Ganz nackt war das Land,« sagte Farrabesche, »und Madame bekleidet es nun.«
Seit diesen großen Veränderungen hieß Véronique in der ganzen Gegend nur noch »Madame«.
Als im Juni 1834 die Regenfälle aufgehört hatten, versuchte man die Bewässerung in den angesäten Wiesenteilen, deren junges, so genährtest Grün die hervorragenden Eigenschaften der »Marciti« Italiens und der Schweizer Wiesen aufwies. Das Benetzungssystem, welches dem der lombardischen Pächtereien nachgebildet war, befeuchtete das Terrain, dessen Oberfläche eben wie ein Teppich war, gleichmäßig. Der in den Gewässern aufgelöste Salpeter der Schneemassen trug zweifelsohne viel zu der Qualität des Grases bei. Der Ingenieur hoffte in den Erzeugnissen eine Verwandtschaft mit denen der Schweiz zu finden, für welche diese Substanz bekanntlich ein unversiegbarer Quell des Reichtums bildet. Die Anpflanzungen an den Wegrändern wurden durch das Wasser, das man in den Gräben ließ, genügend befeuchtet, und machten schnelle Fortschritte.
So war denn 1838, fünf Jahre nach Beginn von Madame Graslins Unternehmen in Montégnac, die unbebaute, von zwanzig Generationen als unfruchtbar erachtete Ebene grün, ertragreich und vollkommen bepflanzt. Gérard hatte dort fünf Pachtgüter, jedes an tausend Arpents, gebaut, ohne das große Schloßunternehmen mitzuzählen. Gérards, Grossetêtes und Fresquins Pachtungen, die den Wasserüberschuß von Madame Graslins Domänen erhielten, wurden nach demselben Plane gebaut und nach den nämlichen Methoden geleitet. Als alles beendigt war, wählten die Einwohner Montégnacs auf des Bürgermeisters Vorschlag hin, der entzückt war, seine Entlassung nehmen zu können, Gérard zum Bürgermeister der Gemeinde.
184o war der Abgang der ersten von Montégnac auf die Pariser Märkte geschickten Rinderherde Anlaß zu einem ländlichen Feste. Die Pachtungen der Ebene zogen Großvieh und Pferde auf, denn man hatte bei der Terrainsäuberung durchgehends sieben Zoll Humusboden gefunden, den das abfallende Laub, der durch das weidende Vieh sich ergebende Dung und vor allem das im Gaboubassin enthaltende Schneewasser ständig verbessern mußten.
In diesem Jahre hielt Madame Graslin es für nötig, ihrem, nunmehr elf Jahre alten Sohne einen Lehrer zu geben; sie wollte sich nicht von ihm trennen und doch nichtsdestoweniger einen gebildeten Menschen aus ihm machen. Monsieur Bonnet schrieb an das Seminar. Madame Graslin ihrerseits sagte einige Worte über ihren Wunsch und ihre Verlegenheit Hochwürden Dutheil, der kürzlich zum Erzbischof ernannt worden war. Die Wahl eines Mannes, der mindestens neun Jahre im Schlosse wohnen mußte, war eine wichtige und ernste Angelegenheit. Gérard hatte sich bereits erboten, seinen Freund Francis in die Mathematik einzuführen; aber er konnte unmöglich einen Lehrer ersetzen; und solch eine Wahl zu treffen, erschreckte Madame Graslin
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