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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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mit einem Pfeil den Rücken zu federn«
    Für einen kurzen Moment machte Lluth ein besorgtes Gesicht, dann verschwand dieser Ausdruck unter der lächelnden Maske, die Maegwin so gut kannte.
    Ach, Vater, dachte sie, selbst du findest es wohl ein wenig mühsam, die Musik weiterspielen zu lassen, während diese Köter im ganzen Taig herumkläffen.
    Sie kam wortlos näher und setzte sich neben Gwythinns Schemel auf das Podest.
    »Nun ja«, grinste der König ein wenig missmutig, »fest steht, dass König Elias seine Botschafter etwas sorgfältiger hätte auswählen können. Aber in einer Stunde werden sie fort sein, und es wird wieder Friede in Hernysadharc einkehren.« Lluth schnalzte mit den Fingern, und ein Page sprang vor, um ihm seine Haferbreischale abzunehmen. Inahwen sah kritisch zu, wie sie vorbeigetragen wurde.
    »Aha«, meinte sie vorwurfsvoll. »Schon wieder nicht aufgegessen. Was soll ich mit eurem Vater anfangen?«, fügte sie hinzu und blickte dabei Maegwin an, wobei sie sie liebevoll anlächelte, als wäre auch Maegwin ein Soldat in der ständigen Schlacht gegen Lluths schlechte Angewohnheit, seinen Teller nicht leer zu essen.
    Maegwin, die immer noch nicht wusste, wie sie mit einer Mutter umgehen sollte, die ein Jahr jünger war als sie selbst, brach rasch das Schweigen. »Aeghonwye ist gestorben, Vater. Unsere beste Sau, und die zehnte in diesem Monat. Und einige von den anderen sind sehr dünn geworden.«
    Der König runzelte die Stirn. »Dieses verfluchte Wetter. Wenn Elias wenigstens die Frühlingssonne am Himmel halten könnte – ich zahlte ihm jede Steuer, die er verlangte.« Er streckte die Hand aus, um Maegwins Arm zu tätscheln, kam aber nicht ganz so weit hinunter. »Alles, was wir tun können, ist, die Binsen in den Ställen höher zu schichten, damit die Kälte nicht so schnell eindringt. Hilft auch das nicht, liegt unser Schicksal in Bryniochs und Mirchas göttlichen Händen.«
    Wieder krachte metallisch Speer auf Schild und der Sprecher der Türsteher erschien mit nervös gerungenen Händen.
    »Hoheit«, rief er, »der Graf von Utanyeat ersucht um Gehör.«
    Lluth lächelte. »Unsere Gäste möchten sich verabschieden, bevor sie zu Pferd steigen. Natürlich! Bitte führt Graf Guthwulf sofort herein.«
    Aber der Gast, gefolgt von mehreren seiner gepanzerten, wennauch schwertlosen Männer, drängte sich bereits an dem alten Diener vorbei.
    Fünf Schritte vor dem Hochsitz sank Guthwulf langsam auf ein Knie. »Eure Majestät … ah, und auch der Prinz. Ich habe Glück.« Es lag kein spöttischer Unterton in seiner Stimme, aber in den grünen Augen glitzerte ein nur schlecht verborgenes Feuer. »Und Prinzessin Maegwin« – ein Lächeln –, »die Rose von Hernysadharc.«
    Maegwin bewahrte mühsam Haltung. »Graf, es gab nur eine Rose von Hernysadharc«, erklärte sie, »und da sie die Mutter Eures Königs Elias war, wundere ich mich, dass dies Euch entfallen zu sein scheint.«
    Guthwulf nickte ernsthaft. »Gewiss, Herrin. Ich wollte Euch nur eine Artigkeit sagen; doch muss ich meinerseits beanstanden, dass Ihr Elias meinen König nennt. Ist er nicht unter dem Schutz des Königsfriedens auch der Eure?«
    Gwythinn rutschte unruhig auf seinem Schemel hin und her und drehte sich um, weil er sehen wollte, wie sein Vater darauf reagieren würde. Seine Schwertscheide scharrte über das Holzpodest.
    »Natürlich, natürlich.« Lluth machte eine langsame Handbewegung, wie jemand, der tief unter Wasser steht. »Das haben wir ja alles schon erörtert, und ich sehe keine Veranlassung, von neuem damit zu beginnen. Ich erkenne die Schuld meines Hauses König Johan gegenüber an. Wir haben diese Pflicht stets erfüllt, im Frieden wie im Krieg.«
    »Ja.« Der Graf von Utanyeat stand auf und klopfte sich die Knie seiner Hosen ab. »Aber wie verhält es sich mit dem, was Euer Haus König Elias schuldet? Er hat große Geduld bewiesen …«
    Inahwen erhob sich, und das Gewand, an dem sie genäht hatte, glitt zu Boden. »Ihr müsst mich entschuldigen«, erklärte sie und hob es hektisch auf. »Ich muss mich um Haushaltsangelegenheiten kümmern.« Der König nickte ihr zu, und sie schritt schnell, aber achtsam zwischen den wartenden Männern hindurch und schlüpfte anmutig wie ein Reh aus der halbgeöffneten Tür der Halle.
    Lluth stieß einen stillen Seufzer aus. Maegwin betrachtete ihn und sah, was sie jedes Mal wieder erstaunte: die Furchen des Alters, die das Gesicht ihres Vaters durchzogen.
    Er ist müde, und

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