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Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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klebrigen Füßen fest und schlug seine Zähne tief in den Ringfinger.
    Herr Friedbart schrie vor Schmerz und Entsetzen auf, schleuderte den Frosch von sich, schlackerte panisch mit den Beinen, um die anderen Tiere auch loszuwerden, und sprang zu seinem Kameraden hinüber. Ohne zu zögern, schlug er mit der flachen Hand nach den schwarzen Biestern. Als das Erste platzte, breitete sich ein Brennen und Jucken auf seiner bloßen Haut aus.
    »He!«, schrie Herr Zendhen, der von Herrn Friedbarts hilfreich gemeinten Schlägen getroffen in den Baum stolperte und sich das Schwert beinahe ins Schienbein gehackt hätte. »Bist du jetzt vollkommen verrückt geworden?«
    »Nachtfrösche«, keuchte Herr Friedbart voller Angst, die sich aus dem Wissen alter Legenden nährte. »Die achte Plage Samoths!«
    »Quak«, erscholl es rundum. Überall raschelte es im hohen Gras.
    Herr Zendhen wirbelte herum und hob die Klinge. Doch ein Schwert war nicht geeignet für den Kampf gegen Hunderte
kleiner blutsaugender Frösche. Zwei Tiere sprangen ihm gegen das Knie und klammerten sich fest. Hektisch wischte er sie mit der freien Hand fort und wich zurück. Er packte Herrn Friedbart am Arm und zog ihn mit sich zur Spitze der Insel. Fort, nur fort.
    Quakend sprangen die Frösche ihnen hinterher.
    »Wir werden nicht von Fröschen überwältigt werden«, knurrte Herr Zendhen. »Das ist eines Ritters unwürdig.«
    Doch er wusste nicht, wie sie sich gegen eine solche Menge wehren sollten oder wo verstecken, konnten die gierigen Frösche doch klettern und ihnen so selbst auf Bäume folgen.
    »Da!« Aufgeregt deutete Herr Friedbart auf einen riesigen dunklen Baumstamm, der in diesem Moment nahe der Insel vorbeitrieb. Ohne Zögern stürmten die beiden Ritter in den Strom. Mit nur wenigen Schritten erreichten sie den Stamm, das Wasser reichte ihnen bis weit über die Hüften, die Strömung riss sie beinahe mit sich fort. Schwer zog die Rüstung an ihnen. Ächzend klammerten sie sich mit letzter Kraft an Astvorsprünge und wälzten sich mühsam auf den bestimmt zwei Schritt durchmessenden Stamm.
    Enttäuschtes Quaken drang zu ihnen herüber, eine Handvoll allzu gieriger Frösche stürzte sich in den Strom, um ihnen zu folgen. Doch die wenigen, die es bis zu ihnen schafften, konnten die Ritter mühelos erschlagen. Keuchend und lachend saßen sie schließlich auf dem nassen Holz und beobachteten, wie die Insel hinter ihnen verschwand.
    »Viel besser und größer als ein Floß«, sagte Herr Friedbart zufrieden und pochte auf den Stamm. »Hat uns gar keine Arbeit gekostet.«
    »Ist aber viel schwerer zu steuern«, gab Herr Zendhen zu bedenken. Denn sie hatten nur ein Schwert und ihre vier
Hände zum Paddeln, und damit konnten sie den Stamm auf keinen Fall zum Ufer lenken. So trieben sie steuerlos einen gigantischen Strom hinab, dessen Namen sie nicht kannten und von dem sie nicht wussten, wohin er sie führen würde.
     
    Drei lange Tage später erreichten sie ausgehungert das Meer. Verzweifelt versuchten sie, doch irgendwie ans Ufer zu paddeln, doch vergeblich. Ganz langsam trieben sie auf die offene See hinaus. Jammernd beklagten sie ihr schreckliches Schicksal, als sie am Horizont ein Segel auftauchen sahen.
    »Rettung! Da naht Rettung!«, schrie Herr Friedbart, und sie rissen sich die Waffenröcke vom Leib und winkten ausgelassen mit ihnen, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Und tatsächlich wurden sie gesehen, das mächtige Schiff steuerte direkt auf sie zu, die schwarze Galionsfigur – eine große barbusige Fischfee – sah mit scheinbar lebendigen Augen freundlich auf sie herab. Dann ging das Schiff längsseits, und ihnen wurde eine Strickleiter zugeworfen. Glücklich kletterten die beiden Ritter hinauf.
    »Danke, danke«, jubelten sie an Bord, wo sie von einer Gruppe verwegen aussehender Seeleute empfangen wurden. Sie riefen raue Worte in einer fremden Sprache, die die Ritter nicht verstanden, und lachten.
    Auch die Ritter lachten.
    Alle lachten, alles war gut.
    »Hunger«, sagte da ein kleiner drahtiger Seemann mit rotem Haar, der sich nach vorn drängte. Er sprach sehr gebrochen und hatte nur noch eine Hand. Über den Stumpf der anderen hatte er eine Konstruktion mit fünf stählernen Haken gebunden.

    »Ja, Hunger.« Herr Friedbart rieb sich über den knurrenden Bauch.
    Wieder lachten alle Seeleute. Sie deuteten auf ihn und rieben sich ebenfalls die Bäuche. Die einfachste Zeichensprache wurde eben überall verstanden.
    »Kombüse.

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