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Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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seine Mutter immer behauptet. Aber sie hatte ja auch getrunken.
    »Davon habe ich zwar noch nie gehört, aber sag das ihm.« Der Junge deutete auf Ben. »Er hat die erste Frage gestellt, nicht ich.«
    Ben und Yanko lachten. Was für ein nassforsches Kerlchen, Ben mochte ihn. »Wie heißt du?«
    »Und noch ’ne Frage. Langsam solltet ihr eure Ohren zur Sicherheit besser festnähen.«
    Ben, Yanko und Nica sahen sich an. Sie zuckten mit den Schultern, zogen die Nasen kraus, wiegten die Köpfe hin und her und nickten schließlich. Der Junge hatte Recht, sie hatten viele Fragen, und ohne sie laut zu stellen, würden sie wohl keine Antworten bekommen. Sie waren bestimmt zwei oder drei Stunden herumgeirrt und hatten nichts weiter als eine verschlossene Tür gefunden. Erfolgreich war das nicht, viel verdächtiger konnten sie sich ohnehin nicht mehr machen, und der Junge schien trotz seiner schnippischen Art freundlich zu sein.
    »Na gut. Kannst du uns sagen, wo wir den Hohen Norkham finden?«
    Mit einem Schlag verfinsterte sich sein Gesicht. »Ihr gehört also auch zu ihnen.«
    »Was?« Die drei starrten ihn verdutzt an, so verdutzt, dass er stehen blieb, obwohl er sich schon halb abgewandt hatte. »Zu wem?«
    »Na, zum Orden der Drachenritter.« »Zum Orden? Sehen wir aus wie Ritter?«, fauchte Ben, ohne nachzudenken.
    Kritisch musterte der Junge sie von oben bis unten. Langsam entspannten sich seine Züge, und er schüttelte den Kopf.
    »Aber ihr könntet verkleidete Knappen sein. Und sie eine Jungfrau. Nehmen Ritter nicht immer Jungfrauen mit auf Reisen?«
    »Ja, aber... Heißt das, der Orden ist hier?« Ben klappte der Kiefer herunter. In seinem Kopf ging alles durcheinander, dumpf hörte er die Schreie und trampelnden Füße aus Falcenzca.
    »Natürlich. Was glaubt ihr denn, warum der Tempel verschlossen ist?«
    »Aber wir haben den ganzen Morgen über keinen Ritter gesehen!« Ben sprang auf und sah sich gehetzt um, ließ den Blick von einem Schatten zum nächsten springen, von einem verhangenen Fenster zur nächsten Gasse. Jeden Moment konnten dort Verfolger auftauchen. »Wo sind sie?«
    »Schlafen wahrscheinlich noch ihren Rausch aus.«
    »Dann sollten wir jetzt besser gehen«, sagte Ben und hätte sich sofort auf die Zunge beißen können. Eigentlich hatten sie den Jungen aushorchen wollen und nichts über sich verraten.
    Der Junge wirkte schlau genug, sich auf diesen Satz einen Reim zu machen, und tatsächlich musterte er Ben nun misstrauisch. Ben zwang sich zu einem Lächeln, er durfte keine Angst zeigen.
    »Erst möchte ich aber wissen, wo der Hohe Norkham ist«, sagte Nica mit versteinertem Gesicht.
    »Ich sagte doch, ich weiß es nicht.«
    »Du weißt nicht, wo sein Haus ist?«
    »Natürlich weiß ich das. Doch es ist so verlassen wie der Tempel.«
    »Und? Warum? Wieso? Jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen! Bitte.«

    »Ich glaube, du bist eine Jungfrau.« Angriffslustig schob der Junge den Unterkiefer vor und sah nun beinahe so mürrisch aus wie alle anderen Bewohner der Stadt.
    Yanko konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, Ben dagegen schielte in alle Richtungen, ob nicht irgendwo ein Ordensritter auftauchte. Wie konnten die anderen nur so ruhig bleiben? Nimm dir ein Beispiel an ihnen und reiß dich zusammen.
    Nica presste die Lippen aufeinander und wurde rot, doch sie begann, mit zitternden Fingern ihr Hemd aufzuknöpfen, hinunter bis zwischen ihre Brüste. Dann zog sie den Stoff links der Knopfleiste zur Seite, so dass die gesamte Schulter und die obere Hälfte des Busens frei lagen.
    Mit offenem Mund glotzte der Junge dorthin, und auch Ben konnte nicht wegsehen, so sehr er es sich auch befahl. Schau weg, du bekommst schon ihren Kuss nicht aus dem Kopf, lass nicht noch das hinein! Doch es half nichts, er gaffte hinüber, und sein Mund wurde trocken. Erst im zweiten Moment wurde ihm klar, warum sich Nica so weit entblößt hatte. Auf der nackten Haut dort schlängelte sich der tätowierte Drache der Ketzer.
    »Und? Gesehen?«, fauchte sie.
    Der Junge nickte und schluckte. Seine Wangen waren nun von einer mindestens so dunklen Röte überzogen wie ihre, doch seine Augen glänzten.
    »Gut.« Hastig bedeckte sie wieder ihre Brust. »Denkst du jetzt immer noch, dass ich die Jungfrau eines Ordensritters bin?«
    Stumm schüttelte er den Kopf.
    »Ja, da hat’s dir die Sprache verschlagen, was? So was siehst du nicht jeden Tag, hm? Andere haben da mehr Glück...« Yanko grinste breit und fing sich

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