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Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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prompt einen bösen Blick
von Nica ein. Mit erhobenen Händen wich er einen halben Schritt zurück.
    »Seid ihr beide auch Ketzer?«, wollte er nun von Ben und Yanko wissen.
    Bevor sie antworten konnten, verneinte Nica, beteuerte aber, dass sie welche werden wollten. »Deshalb sind wir auf der Suche nach dem Hohen Norkham.«
    »Er ist geflohen«, sagte der Junge und musterte Nica weiterhin neugierig. Langsam kehrte seine normale Gesichtsfarbe zurück, und Ben glaubte in seinem Blick etwas wie Freude schimmern zu sehen und unterdrückte ein Grinsen. Das zu sehen, hatte er wohl nicht erwartet. »Ihm ist es gerade noch gelungen, durchs Fenster zu springen, als sie vor seiner Tür auftauchten.«
    »Mit dem Drachen?«, fragte Ben ungläubig.
    »Nein, ohne. Wieso mit dem Drachen? Den Drachen hat der Orden.«
    »Wo?«
    »Ich weiß es nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Sie haben ihn vor ein paar Tagen aus der Stadt geschafft. Was weiß ich, wohin.«
    Lautlos fluchte Ben vor sich hin. Sie waren zu spät gekommen. Als sie ihren Schwur geleistet hatten, hatte es so leicht geklungen, und jetzt konnten sie den Drachen, den sie retten wollten, noch nicht einmal aufstöbern.
    »Wird er zurückkehren?«, fragte Nica.
    »Der Drache?«
    »Nein, der doch nicht. Der Hohe Norkham.«
    »Wer weiß? Ich an seiner Stelle würde es nicht wagen. Hier wartet nur der Strick auf ihn. Bei eurer Ankunft müsst ihr den leeren Galgen vor dem Tor ja gesehen haben. Der
Orden hat geschworen, die anderen elf erst abzunehmen, wenn der Hohe Norkham seinen Platz unter ihnen eingenommen hat.«
    »Danke für deine Hilfe«, sagte Ben, der immer noch mit einem Ohr auf Geräusche in der Ferne lauschte. Er verspürte nicht das geringste Verlangen, einem Ordensritter in die Hände zu laufen – auch wenn er sich inzwischen davon überzeugt hatte, mit geschorenem Kopf und neuer Hose nicht erkannt zu werden. Sie mussten ja nicht überprüfen, ob er Recht hatte. Noch immer tobte die Hatz durch Falcenzca irgendwo in seinem Hinterkopf, und schaudernd dachte er an die zwölf Galgen vor dem Tor, die baumelnden Toten und den krächzenden Nachtadler. Er dachte an den freien Galgen, und für einen kurzen Moment sah er sich selbst dort hängen. Nein, sie würden ihn nicht bekommen, keinen von ihnen! »Aber wir müssen jetzt wirklich aufbrechen.«
    »Ich könnte euch aus der Stadt führen«, schlug der Junge vor. Seine Augen huschten unruhig von einem zum anderen und über den kleinen Platz, als wäre ihm die Sache unangenehm. Als überlegte er, wie viel er für drei Fremde riskieren sollte. »Ihr wirkt so, als wolltet ihr bestimmten Leuten nicht in die Arme laufen.«
    »Danke.«
    »Ich heiße übrigens Margulv.«
    Lächelnd nannten sie ihm willkürlich drei falsche Namen aus Trollfurt – Ivallya, Byasso und Sidhy – und ließen sich zur nächsten Treppe führen und von dort drei Ebenen in die Tiefe.
    »Nie mehr Stufen«, murmelte Ben und nahm zwei auf einmal, als wären es dann nur halb so viele. Sie eilten an weiteren mürrischen Gesichtern vorbei und an einem gefleckten
Hamster, der neugierig zu ihnen hochsah. Seine Zunge schimmerte rötlich.
    Währenddessen erklärte ihnen Margulv, dass die Brücken der Oberstädte stets am schärfsten kontrolliert wurden. »Inzwischen dürften die ersten Ritter wach und auf Kontrollgang sein.« Doch hier unten gab es einen schnellen Weg über zwei schmale Hängebrücken, die so schwankten, dass sie niemand mehr benutzen wollte. »Aber sie sind vollkommen sicher. Ein paar Freunde und ich benutzen sie noch immer. Vor allem, wenn wir irgendwo was zu essen stibitzt haben und rasch die Zinne wechseln müssen.«
    »Warum habt ihr euch eigentlich nicht gewehrt, als der Orden kam?«, fragte Yanko am Fuß der Treppe.
    »Sie haben uns überrumpelt.« Margulv erzählte, wie die ersten Ordensleute als fahrende Händler verkleidet in die Stadt geritten waren, einen halben Tag später die nächsten, und eines Morgens war das Tor in ihrer Hand, ebenso der Tempel. Zahlreiche Ritter hatten plötzlich die Straßen durchstreift, und was sollte ein einfacher Handwerker seinen Hammer oder Dolch gegen ausgebildete Krieger erheben? Außerdem lebten nicht nur Ketzer in Vierzinnen. Warum sollte einer, der den Glauben des Ordens teilte, aufbegehren? Zudem hatte der Orden ein mit Siegel beglaubigtes Schreiben des Königs dabei, in dem stand, dass sie für Ordnung sorgen durften, denn immerhin gehörte die Stadt zum Großtirdischen Reich. Bislang hatte der

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