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Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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König sie hier frei walten lassen, doch offenen Widerstand gegen den Orden und seinen Befehl würde er nicht dulden können, so etwas sprach sich zu schnell herum. Überall würde dann gemurmelt werden, der König sei schwach, und Schwäche durfte sich ein König als Letztes leisten. Der Hohe Norkham und elf einflussreiche
Ketzer wurden für die Hinrichtung ausgewählt, ihr Besitz für Krone und Orden eingezogen. Alle anderen mussten nur ihrem Glauben abschwören, dann durften sie unbehelligt weiterleben.
    »Du hast abgeschworen?«
    Grimmig nickte Margulv und zeigte ihnen seine schmale Wade. Die Augen des tätowierten Drachen waren herausgebrannt worden, die Narben waren noch rot und frisch. Kurz durchzuckte Ben das Gefühl von Scham, weil er einst selbst Ordensritter hatte werden wollen. Darunter hatte er sich damals jedoch etwas anderes vorgestellt, als Kindern glühende Eisen ins Bein zu rammen.
    »Tut mir leid«, murmelte er.
    »Ich spür es fast nicht mehr. Und was ich wirklich denke, können sie mir nicht herausbrennen.«
    Während sie immer weniger belebte Gänge entlangliefen, erzählte Margulv schnaufend von den ersten Tagen des Misstrauens und der Wut, davon, wie ein weinender Vater versucht hatte, seinen toten Sohn vom Galgen zu schneiden, um ihn vor den Schnäbeln der Nachtadler zu schützen und würdig zu bestatten, und dafür selbst gehenkt wurde. Seitdem hatte niemand mehr einen der elf Hingerichteten angerührt, nicht einmal die Nachtadler. Im Gegenteil, einer der Vögel schien gar die Toten zu bewachen.
    Ben, Yanko und Nica hingen an Margulvs Lippen, während sie durch die dämmrigen Gänge eilten und schließlich in eine dicht besetzte Gaststube stolperten. In Gedanken noch immer bei dem rätselhaften Nachtadler und den Grausamkeiten des Ordens, erfasste Ben die Situation viel zu spät. Margulv stieß hinter ihnen die Tür ins Schloss und schrie: »Sie ist eine!«

    Erst jetzt erkannte Ben, dass die Männer im Raum alle das Zeichen des Drachenordens trugen. Überrascht verharrten sie mitten im Frühstück, einer kippte sich einen Löffel Haferschleim in den Bart. Dann sprangen sie auf.
    Wütend warf sich Yanko auf den Verräter Margulv, doch der tauchte unter seinen ausgestreckten Armen hindurch und suchte hinter den Ordensrittern Schutz, während diese blitzschnell nach Schwertern und Dolchen griffen und auf die drei Freunde zustürmten. »Ergebt euch!«
    Ben wirbelte herum und war mit einem Satz bei der Tür. Doch bevor er die Klinke ganz heruntergedrückt hatte, schlug die flache Seite einer Klinge schwer und kalt auf seine Schulter.
    »Das würde ich sein lassen«, knurrte eine tiefe Stimme, und Ben drehte sich langsam um. Er, Yanko und Nica waren von einem guten Dutzend Ordensritter umzingelt. Der Wirt trocknete Bierkrüge, als ginge ihn das alles nichts an, Margulv lungerte in der hintersten Ecke herum und starrte zu Boden. Von seinem freundlichen Lächeln war nichts mehr zu sehen.
    Mit einem galligen Geschmack auf der Zunge hob Ben langsam die Hände.

ZWEITER TEIL
    GETRENNTE WEGE

GEFANGEN
    D ie Fesseln schnitten Ben ins Fleisch. Er hätte heulen können vor Wut. Warum nur hatten sie einem fremden Jungen einfach so vertraut? Die Ritter hatten sich gründlich davon überzeugt, dass Nica wirklich eine Ketzerin war. Jeder von ihnen hatte die Tätowierung genau in Augenschein genommen. Nun saß sie am Tisch und biss sich auf die Unterlippe, um nicht zu weinen.
    Ben und Yanko hatten sich ausziehen müssen, und als nirgendwo ein Drache auf ihrer Haut entdeckt worden war, hatte man sie wieder in ihre Kleider gesteckt. Dem Jungen waren fünf Gulden in die Hand gezählt worden. Fünf! Mit einem schuldbewussten Blick zu Nica war er schließlich gegangen.
    Du weißt nicht, wie viel du eigentlich für uns hättest bekommen, können, dachte Ben bitter. An Händen und Füßen gefesselt kauerte er neben Nica und Yanko in der hintersten Ecke der Gaststube. Zwei große bärtige Ritter saßen ihnen gegenüber und behielten sie im Auge, die Schwerter griffbereit vor sich auf dem Tisch.
    Wenn auch Margulv nicht wusste, was sie wert waren, so schienen es die Ritter zu ahnen. Triumphierend wedelte einer von ihnen mit einem Steckbrief vor Bens Gesicht herum. »Erkennst du dich wieder?«
    »Von was sprichst du?« Ben bemühte sich um einen irritierten Gesichtsausdruck.
    »Davon.« Der Ritter drückte Ben den Steckbrief fast auf
die Nase. Er war ein kleiner kräftiger Mann von etwa vierzig Jahren, der nur noch

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