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Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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bestraft zu sehen, gerächt, für was auch immer.
    Möglichst unauffällig rutschte Ben Richtung Käfigrand. Margulv stand nah am Gitter, vielleicht konnte er ihn packen und es ihm heimzahlen. Seinetwegen saßen sie im Käfig, seinetwegen würden sie hängen. Ben wollte dem Kerl wehtun, schrecklich wehtun. Doch dazu musste er ihn erst einmal lange genug in ein Gespräch verwickeln, bis er zupacken konnte.
    »Glaubst du wirklich, wir beten zum Gott der Tiefe?«, fragte er. »Glaubst du, wir opfern ihm kleine Kinder? Und fressen die größeren roh? Warum haben wir dich dann nicht gleich gepackt und noch vor dem Tempel geröstet?«
    »Weil es ein Hellwah-Tempel war und ihr Samothanbeter am liebsten um Mitternacht tötet, wenn die Nacht am dunkelsten ist.«
    »Wer sagt das?«

    »Jeder.«
    »Dann irrt wohl jeder. Wir jagen auch bei Tag gern.« Ben schnellte vor, prallte mit der Schulter schmerzhaft gegen das Gitter, doch das war egal. Sein ausgestreckter Arm ragte zwischen zwei stählernen Stäben hindurch, und die Hand krallte sich in Margulvs Kragen.
    Der war so überrascht, dass er sich weder wehrte noch schrie. Voller Wut zerrte Ben ihn heran, so dass das Gesicht des Jungen gegen eine Käfigstange schlug und nur noch eine Handbreit von seinem entfernt war. Die Wangen wurden gegen die Stangen gepresst, Schmerz spiegelte sich in Margulvs Augen.
    »Warum hast du uns verraten? Was haben wir dir getan?«, knurrte Ben und packte immer fester zu, so dass der Hemdkragen in Margulvs Hals schnitt. »Schau doch vor das Stadttor, was der Orden euch angetan hat. Und ihnen hilfst du?«
    »Ich will ihnen nicht helfen, aber ich brauch das Geld«, flüsterte Margulv mit dünner Stimme. Er versuchte nicht einmal, sich loszureißen.
    »Und deshalb verrätst du eine Glaubensgenossin? Wegen ein paar Münzen? Ihr tragt dieselbe Tätowierung!«
    »Bislang wurde doch keiner von uns eingekerkert. Ich dachte, sie verbrennen die Drachenaugen und lassen euch dann wieder laufen. Das bisschen Schmerz ist auszuhalten, das weiß ich.« Seine Stimme zitterte. »Meine Mutter ist doch krank.«
    »Und ein solcher Verrat macht sie gesund? Wenn sie wüsste, woher das Geld kommt, würde sie bestimmt vor Scham sterben.«
    Eine winzige Träne zeigte sich in Margulvs Auge, doch dann verzerrten sich seine Züge und er spuckte Ben ins Gesicht.
Um sich schlagend, riss er sich los. Ben war von dem plötzlichen Angriff so überrascht, dass er den Jungen tatsächlich entwischen ließ.
    »Du sagst mir nicht, was richtig und falsch ist! Du nicht!«, schrie er aus mehreren Schritt Entfernung. Zornig kratzte er eine Handvoll Splitt und Dreck von der Straße und schleuderte sie nach dem Käfig. Ben konnte gerade noch rechtzeitig Augen und Mund schließen, bevor er im Gesicht getroffen wurde. »Wer Samoth anbetet, hat kein Recht, über andere zu urteilen!«
    Dann rannte er davon.
    »Ich hoffe, deine Mutter verreckt jämmerlich!«, brüllte Ben ihm nach. Ihm war egal, dass sie wohl am wenigsten für all das hier konnte, wenn sie krank daniederlag, er wollte einfach nur diesem verräterischen Margulv wehtun. Und er wollte die Wut auf sich selbst hinausbrüllen, die Wut darüber, dass er Margulv nicht hatte halten können, dass er ihm nicht wenigstens die Nase gebrochen oder ein blaues Auge verpasst hatte. »Wahrscheinlich bist du eh nicht aus ihrem Bauch geschlüpft, sondern aus einer schwarzeitrigen Pestbeule an ihrem ungewaschenen Hintern!«
    »Halt’s Maul«, rief irgendwer aus der Menge, und Ben wurde mit voller Wucht von einer angeschimmelten Zwiebel getroffen. Hart schmetterte sie gegen seine Nase, es knirschte. Er hätte heulen können vor Wut und Schmerz, doch er verbiss sich alle Tränen und verzog sich wieder in die Käfigmitte, das Gesicht zwischen den Knien, die Hände schützend vor den Ohren. Reglos ließ er weitere wüste Beschimpfungen und matschiges Obst über sich ergehen und versuchte, an nichts zu denken, weder an die Schmerzen noch an die Angst oder die Wut auf sich selbst.

    Schließlich tauchten Herr Arthen und die anderen Ritter auf und spannten zwei große kräftige Pferde mit wilden Mähnen vor den Käfigwagen.
    »Sind das wirklich die Leute, die die armen Höhlenhamster töten?«, fragte ein kleiner schmächtiger Junge aus der Menge die Ritter.
    »Ja. Es sind sehr, sehr böse Menschen.« Herr Arthen strich dem Jungen ernst über das Haar.
    »Na, was habe ich dir gesagt?«, sagte sein Freund oder Bruder, der einen halben Kopf größer war und

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