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Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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Morlan in sein befestigtes Wehrkloster an einem Fluss namens Firnh, oder er wurde dem Fürsten dieses Landstrichs hier zum Geschenk gemacht, um ihn zu überzeugen, ein wenig härter gegen Ketzer vorzugehen. Den Namen konnte ich mir aber einfach nicht merken. Wie auch immer, am wahrscheinlichsten schien es ihm, dass er nach Chybhia geschafft wurde, wo jeden vierten Spätsommer sportliche Wettkämpfe zu Hellwahs Ehren stattfinden sollen. Sie scheinen unter Menschen wohl recht bekannt zu sein, denn er war sich sicher, dass ihr davon gehört habt. Habt ihr?«
    Alle drei nickten.
    »Die chybhischen Spiele. Jeder kennt die«, murmelte Yanko mit leuchtenden Augen, und Ben erinnerte sich daran, dass er früher davon geträumt hatte, für Trollfurt dort anzutreten. In welcher Disziplin, war ihm egal gewesen, Yanko
war es um den Ruhm gegangen. Seit mehr als einem Jahrhundert hatte es keinen Sieger aus Trollfurt gegeben, und seit die Mine vor gut zehn Jahren aufgegeben worden war, nicht einmal einen Teilnehmer. Ben hatte zwar immer zuallererst Ritter werden wollen, aber natürlich hätte auch er gern an den Spielen teilgenommen. Jeder Junge, der etwas auf sich hielt, hätte das.
    Sie wurden alle vier Jahre veranstaltet, und die größten Städte des Großtirdischen Reichs sowie hochrangige Adlige und bedeutende Händler sandten ihre Vertreter, um im Faustkampf, Lauf, Wagenrennen, Dichterwettstreit, Weitsprung, Bogenschießen, Ringball oder der Jagd im Reinen Bach anzutreten. Mancher Fürst und Kaufmannssohn hatte sich sogar selbst mit den anderen gemessen. Jeder Sieger stand fortan unter dem Segen Hellwahs und wurde mit Geschenken überhäuft. Sein Name wurde im Ewigen Fels eingemeißelt, und er hatte das Recht erwirkt, in jedem Tempel und Kloster Hellwahs zu nächtigen und zu speisen. In der Heimat war man fortan ein Held.
    »Dem Sieger von irgend so einer Bachjagd wird zu allen anderen Ehren der Titel eines Drachenreiters verliehen, hat er gesagt«, fuhr Aiphyron fort. »Auch wenn mir diese ganze Geschichte ausgesprochen seltsam erscheint, ist es wohl so, dass die beiden Ritter, die den Drachen für die Siegerzeremonie fangen sollten, noch nicht erfolgreich waren. Zufällig reisten sie vor ein paar Tagen durch Vierzinnen, klagten dort ihre Sorgen und fragten die anwesenden Ritter, ob sie vielleicht von einem geflügelten Drachen gehört hätten. Der Einzige, den sie bisher befreit hätten, habe die Größe einer fetten Katze und sei entsprechend nicht im Geringsten zum Reiten geeignet. Ihnen den frisch erbeuteten Drachen des
geflohenen Ketzers zu überlassen, sei wohl Herrn Arthens Vorschlag gewesen, kurz nachdem diese wieder aufgebrochen waren, und dieser Herr setzte sich offenbar meistens durch. Ordensbrüder seien schließlich verpflichtet, einander zu helfen, habe er gesagt, zumal ein Turnier ohne Siegerdrachen ein Schandfleck auf der ruhmreichen Geschichte des Drachenordens sei. Ruhmreich hat selbstverständlich Zendhen gesagt, oder dieser Arthen, nicht ich. Wie auch immer, unser Gefangener hat nicht mitbekommen, ob die Ritter tatsächlich den erfolglosen Jägern nachgeeilt sind, den verstümmelten Drachen als Geschenk im Gepäck, oder wohin sie sonst mit ihm aufgebrochen sind.«
    Einen ausgedehnten Augenblick lang herrschte Stille, nur das leise Plätschern des Bachs war zu vernehmen, das ferne Rauschen eines Wasserfalls und das knisternde Lagerfeuer. Ganz nahe am Ufer schlug ein auftauchender Fisch, der nach einem Insekt auf der Wasseroberfläche schnappte, leise Wellen.
    Nica packte das Messer, mit dem sie eben noch gegessen hatte, wischte es an der Hose ab und erhob sich. »Gut. Das sind ein paar Antworten, aber es sind nicht genug. Jetzt gehe ich hinüber und stelle ihm noch ein paar Fragen zum Hohen Norkham. Dieser verfluchte Zendhen soll lernen, dass er mich ebenso fürchten muss wie einen geflügelten Drachen.«
    »Nica. Meinst du nicht, dass wir genug erfahren haben?«, sagte Ben und stand ebenfalls auf. Ihm gefiel Nicas Gesichtsausdruck nicht, der gar kein Ausdruck war, sondern eine leblose Maske. In diesem Moment traute er ihr alles zu. Rötlich funkelte die Klinge im Schein der Flammen.
    »Genug? Nichts ist genug. Mit diesen läppischen Antworten finden wir vielleicht den Drachen, aber sicher nicht mehr.«

    »Aber das ist doch das, was wir wollen. Wir wollten immer den Drachen.«
    »Den Drachen und Norkham.« Den Namen des Ketzers spuckte sie aus. »Das haben wir geschworen. Und wenn sie jetzt getrennt

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